Neueinsteiger

Quam: Erste Erfahrungen

Deutschlands jüngster Mobilfunkanbieter seit Donnerstag am Netz - jetzt auch von Viag erreichbar
Von Volker Schäfer

Am Donnerstag ist mit Quam Deutschlands fünfter Mobilfunknetzbetreiber an den Start gegangen. Die teltarif-Redaktion begleitete die Premiere mit Besuchen in den Quam-Shops in Berlin, München, Frankfurt am Main, Köln, Essen und Stuttgart. Dabei war es möglich, einen Eindruck vom Netzstart auch in verschiedenen Regionen zu bekommen.

Erster Eindruck: Am Eröffnungstag (15. November) war es in Berlin, Hamburg und München richtig voll. Doch danach hielt sich der Andrang in Grenzen. Da war bei Viag Interkom vor gut drei Jahren deutlich mehr los. Das ist insofern enttäuschend, als Quam seinen Vermarktungsstart mit einer umfangreichen Werbekampagne in Presse, Funk und Fernsehen begleitet.

Dazu muss man natürlich berücksichtigen, dass der deutsche Mobilfunkmarkt relativ gesättigt ist und Quam - wie im Vorfeld angekündigt - keine besonderen "Knüllertarife" auf Lager hat. Der Neuling hat jedoch auch einige bislang kaum beachtete Schnäppchen.

So kann man für knapp 20 Mark Grundgebühr für 57 Pfennig pro Minute in der Hauptzeit und 29 Pfennig pro Minute in der Nebenzeit bundesweit ins Festnetz telefonieren. Bei der Konkurrenz legt man werktags tagsüber - Cityoptionen einmal unberücksichtigt - in der Regel 99 Pfennig an.

Datenfreaks bekommen GPRS und HSCSD ohne zusätzliche Grundgebühr. Ferner kann man im 3star-Tarif unter Ausnutzung der Q zone-Option schon für einen Minutenpreis von 16 Pfennig pro Minute online gehen - mit HSCSD und bei nur knapp 20 Mark Grundgebühr.

Zusätzliche Rufnummern für Fax- und Datenanrufe kann man ab Januar bekommen. Hierbei handelt es sich aber um keine eigenständigen Nummern, sondern um Verlängerungen der Telefonnummer (ähnlich wie bei der Mailbox). Beispiel: Die Faxnummer der Rufnummer 01505-1234567 würde 01505-18-1234567 lauten, die Datennummer hieße 01505-10-1234567. Dafür zahlt man aber nur eine einmalige Aktivierungsgebühr und keinen monatlichen Grundpreis.

Quam now ist die einzige deutsche Prepaidkarte, bei der man seine Kundenbetreuung vom Handy aus kostenlos anrufen kann. Dafür stehen Prepaidkunden die neuen Datendienste GPRS und HSCSD derzeit noch nicht offen. Gerüchten aus Insiderkreisen zufolge ist das aber bereits in Planung.

Problematisch erschien zunächst die Möglichkeit, Quam now-Karten aufzuladen. Geplant ist zwar sogar ein Lastschriftverfahren. Hier kann man die Karte entweder manuell oder in bestimmten Zeitabständen oder bei Unterschreiten eines Guthabens von 5 Euro aufladen bzw. aufladen lassen.

Aufladekarten wurden in den Shops zunächst erst für Ende nächster Woche angekündigt. Überraschend waren sie dann gestern doch schon lieferbar, und zwar in Werten von 10 und 25 Euro. Die 100-Euro-Cash-Karten gibt es dagegen noch nicht. Gültig sind die ersten Nachladegutscheine bis 15. November 2002.

Eine Überraschung gab es am Freitagabend: Testanrufe ergaben, dass man nun auch aus dem Viag Interkom-Mobilfunknetz Quam-Rufnummern anwählen kann. Derzeit funktioniert das allerdings noch nicht bundesweit. Vor allem im Norden und Westen Deutschlands klappt es bereits, im Süden und Südwesten derzeit noch nicht. Man kann aber wohl davon ausgehen, dass das Routing in den nächsten Tagen optimiert wird, so dass die Anwahl aus ganz Deutschland möglich ist. Die Tage des kostenlosen Telefonierens von Viag zu Quam über den von Quam eingerichteten Call Through-Service dürften damit gezählt sein.

Kostenlos sind Quam-Kunden dennoch weiter erreichbar, und zwar per SMS über die Homepage des neuen Netzbetreibers. Der dort angebotene Service wird wohl dauerhaft aufrecht erhalten, und bietet auf Wunsch sogar eine Empfangsbestätigung per SMS. Das ist eine nette Idee, auf die die Mitbewerber bislang noch nicht gekommen sind.

Etwas unpraktisch funktioniert das Telefonieren mit Quam im Ausland. Wie bereits berichtet, hat der Neueinsteiger ein Transferroaming-Abkommen mit seiner spanischen Muttergesellschaft Telefonica, vergleichbar dem Swisscom-Roaming bei Viag Interkom.

Nachteil: Die Umschaltung zwischen Quam und Telefonica erfolgt nicht wie seinerzeit bei Viag Interkom über zwei verschiene PINs, sondern durch Anwahl der Roaming-Optionen "Quam+Partner" bzw. "andere Netze" im SIM-Toolkit-Menü. In den Benutzerhandbüchern ist diese Funktion leider nicht bzw. fälschlicherweise als "manuelle Netzwahl" beschrieben, so dass Normalkunden vermutlich im Ausland Bedienprobleme bekommen. Zweites Problem: Wer noch ein altes, nicht SIM-Toolkit-fähiges Telefon besitzt, kann im Ausland nicht telefonieren.

Schaltet man aber auf "Telefonica" um, so buchen sich Quam-Karten problemlos auch im Ausland ein. Wo überall, das kann momentan nur gemutmaßt werden. Aus der Roamingbroschüre des Netzbetreibers geht nämlich nur hervor, dass man in mehr als 100 Ländern telefonieren kann, ohne näher darauf einzugehen, welche Länder und Netzbetreiber hier konkret gemeint sind.

Man darf aber vermuten, dass Quam-Karten überall dort funktionieren, wo man auch mit spanischen Telefonica-Karten telefonieren kann. Das gilt leider nicht für die deutschen Fremdnetze. Ein Einbuchen bei T-D1, D2 Vodafone und Viag Interkom ist nicht möglich. Schade, denn nicht überall ist die E-Plus-Netzabdeckung, auf die Quam derzeit angewiesen ist, optimal. Für die Möglichkeit, trotz schwacher E-Plus-Versorgung z.B. in ländlichen Regionen erreichbar zu bleiben, wäre so mancher sicher auch bereit, tiefer in die Tasche zu greifen und - wie im Ausland - für eingehende Gespräche zu zahlen.

Einige Features auf der Quam-Internet-Homepage funktionieren derzeit noch nicht ganz so, wie gewünscht. Für Quam Now ist aber beispielsweise schon ein Online-Einzelverbindungsnachweis erhältlich. Der Internet-Dialog für die E-Mail-Adressen erinnert vom Aufbau her sehr an E-Plus Online. Bei einigen Karten "spricht" das Menü allerdings Spanisch statt Deutsch, was auf eine enge "Verknotung" mit der Muttergesellschaft Telefonica hinweist.

Das WAP-Portal von Quam unterscheidet sich nicht wesentlich von der Konkurrenz. Auch hier gibt es News und Infos, Sport und Wetter, bunte Meldungen, Veranstaltungstipps und einen E-Mail-Service. Die Mailbox bietet den Empfang von Sprach- und Faxnachrichten an. Über eingehende Informationen werden Kunden per SMS informiert. Außerdem besteht die Möglichkeit, Nachrichten an andere Quam-Mailboxen weiter zu leiten.

Bei den SMS-Infodiensten gibt es ähnliche Angebote wie bei der Konkurrenz (News, Wetter, Reise/Verkehr, Sport, Entertainment, Astro/Love, Wirtschaft). Darüber hinaus werden Logos und Klingeltöne, SMS-Spiele und SMS-Chats angeboten. Schön ist die Möglichkeit, die Infodienste nicht nur abonnieren, sondern auch durch einen einmaligen Abruf testen zu können.

Viel wirklich neues hat Quam derzeit nicht auf Lager und von der Tarifstruktur ist so mancher sicher auch enttäuscht. Doch ist es kaum möglich, den Mobilfunk-Neuling schon jetzt, wenige Tage nach Netzstart, endgültig zu beurteilen. Bleibt abzuwarten, ob das spanisch-finnische Konsortium z.B. nicht doch noch an der Tarifspirale dreht, wenn die Kundenzahlen nicht so wie erwartet ausfallen.