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Landesmedienanstalt fordert zügigen Ausbau des Kabelnetzes

Schneller Internetzugang und Telefon ab Mitte 2002
Von dpa / Karin Müller

Die baden-württembergische Landesmedienanstalt hat einen zügigen Ausbau des TV-Kabelnetzes gefordert. "Es hat einen langen Stillstand gegeben. Jetzt muss es endlich losgehen", sagte Angela Frank, stellvertretende Präsidentin der Landesanstalt für Kommunikation (LfK), am Freitag. "Im Internet-Zeitalter empfinden die Zuschauer die 33 Kanäle im Kabelnetz als anachronistisch. Sie wollen selbst entscheiden, welche Programme sie gucken können und welche nicht." Das amerikanische Unternehmen Callahan Associates hatte in der vergangenen Woche endgültig die Mehrheit am Kabelnetz im Südwesten übernommen.

Callahan hatte angekündigt, ab Mitte 2002 ersten Haushalten schnellen Internet-Zugang und Telefonieren über das Kabelnetz anzubieten. Der Start für mehr Fernsehprogramme und multimediale Funktionen werde sich verzögern, bis der Standard für die so genannten Set Top-Boxen ausgereift sei. Fernsehsender und Landesmedienanstalten hatten die Kabelnetzbetreiber am Donnerstag aufgefordert, den offenen Multi Media Home Platform-Standard (MHP) einzuführen. "Der Kunde sollte frei auswählen können, ob er eine solche Box mietet oder kauft", ergänzte Frank.

Die LfK will von Callahan beim Ausbau des Kabelnetzes verlangen, die Interessen regionaler Sender wie B.TV, Euro drei oder RNF zu berücksichtigen. Die Netze müssten besser strukturiert werden, damit die für diese Programmveranstalter hohen Kosten für Zuführungsleitungen verringert werden könnten. In der Rhein-Main-Region komme es außerdem auf eine Zusammenarbeit mit den anderen Netzbetreibern an. In Rheinland-Pfalz hat die Deutsche Telekom das Kabelnetz an den amerikanischen Konzern Liberty, in Hessen an das Konsortium E-Kabel verkauft.

"Die regionalen Sender sind für die Betreiber ein Konkurrenzvorteil im Vergleich zum Satellitenempfang", sagte Frank. In Baden-Württemberg sind bisher 56 Prozent der Haushalte ans Kabelnetz angeschlossen, 36 Prozent empfangen Satelliten-TV.

Das Kabelnetz in Baden-Württemberg müsse auch langfristig zukunftsfähig sein, forderte Frank. "Man kann bescheidener anfangen, aber es darf nicht einfach alles im Boden liegen bleiben wie in den vergangenen Jahren." Callahan-Konkurrent Liberty hatte angedeutet, das Netz möglicherweise nur eingeschränkt aufrüsten zu wollen. Nach Branchenschätzungen würden die Kosten für einen Ausbau auf maximale Bandbreite mit rund 400 Euro pro Haushalt etwa acht Mal so hoch wie die Schmalspur-Variante ausfallen.