Geld oder Karte

Telefonkarten: Die bunten Karten sind noch nicht vergessen

Umsätze schrumpfen
Von Marie-Anne Winter

Wer noch vor ein paar Jahren von unterwegs telefonieren wollte, dem blieb im öffentlichen Fernsprecher neben den ewig durchfallenden Geldmünzen nur die Telefonkarte als Zahlungsmethode. Diese Situation hat sich seit Ausbruch der "Handymania" grundlegend verändert. Der Europamarkt für Telefonkarten hat in den letzten Jahren schwere Umsatzeinbußen verzeichnet. Die bunten Karten werden allenfalls noch von Sammlern begehrt, zum Telefonieren werden sie immer weniger benutzt. Und die Talfahrt geht noch weiter: Im Jahr 2000 noch auf 1,69 Milliarden US-Dollar beziffert, soll das Marktvolumen bis 2007 auf 750 Millionen US-Dollar fallen. Allerdings rechnet die Unternehmensberatung Frost & Sullivan in ihrer neuen Analyse damit, dass der Markt dann auf diesem Niveau verbleibt.

Telekonkarten: Umsatzanteile in Europa

  • Deutschland 26,5 Prozent
  • Frankreich 22,7 Prozent
  • Großbritannien 19,5 Prozent
  • Italien 18,1 Prozent
  • Spanien 3,4 Prozent
  • Benelux 7,5 Prozent
  • Skandinavien 2,3 Prozent
Der Mobilfunk-Boom, die rückläufigen Investitionen im Festnetz-Bereich, die Rückkehr zu Münzen als Entgelt für sporadische Gespräche von öffentlichen Fernsprechern (was mit der Einführung des Euro europaweit noch attraktiver werden dürfte) und innovative Technologien wie SmartCards von Banken mit Telefonkartenfunktion, im Voraus bezahlte Remote-Memory-Karten und Postpaid-Karten sind die Faktoren, die die klassische Telefonkarte immer weiter ins Abseits drängen. Die Einführung Chip-basierter Karten als Ersatz der traditionellen Magnetstreifenkarten galt zunächst als wichtiger Fortschritt, brachte der Branche jedoch nicht die erhoffte Revolution. Laut Nathan Budd, Research Analyst bei Frost & Sullivan, besteht die zentrale Herausforderung für die Anbieter von Telefonkarten in Europa nicht mehr darin, den Markt wiederzubeleben - vielmehr geht es darum, den Rückgang erfolgreich zu managen.

Der Markt für Telefonkarten, dominiert von Post- und Fernmeldegesellschaften (PTTs), ist begrenzt und gesättigt, und Frost & Sullivan rechnet daher nicht mit Neuzugängen. Die Studie weist allerdings auch auf verschiedene Faktoren hin, die den Markt vor einem Sturz ins Bodenlose bewahren könnten: Zum einen steigt das Bewusstsein um die im Vergleich zum Festnetz noch immer hohen Mobilfunktarife, vor allem im Prepaid-Bereich, was die Möglichkeit zum Angebot von Telefonkarten als Kombinationsprodukt eröffnet. Für die Anbieter bedeutet dass, verstärkt auf die Vorteile der Karte hinzuweisen: Beispielsweise ermöglicht die klassische Telefonkarte das Telefonieren in Bereichen, wo das Funknetz Lücken hat (sofern dort noch öffentliche Fernsprecher zu Verfügung stehen).

Mittlerweile hat eine große Anzahl von PTTs Telefonkarten entwickelt, die Prepaid Remote Memory als Zusatzmerkmal aufweisen, sprich Guthaben kann über eine spezielle Telefonnummer von jedem normalen Apparat aus abtelefoniert werden. Damit erhalten die Karten nicht nur eine erhöhte Funktionalität, gleichzeitig steigt auch ihre Attraktivität auch für den Mobilfunkmarkt. Solche Strategien können dazu beitragen, dass der verbleibenden Kundenstamm der Telefonkarte treu bleibt und nicht zu mobilen Prepaid-Optionen abwandert. Ein verhaltener Optimismus ist daher durchaus zulässig, so das Fazit der Studie.