Boomtooth

Der Blaue Zahn kann doch kraftvoll zubeißen

Bluetooth kommt doch!
Von Marie-Anne Winter

Man hat dem "Blauen Zahn" in der letzten Zeit immer wieder den rechten Biss abgesprochen. Aber aller Unkenrufe zum Trotz soll er morgen dennoch kraftvoll zubeißen können: Die Unternehmensberatung Frost & Sullivan spricht dem globalen Bluetooth-Markt trotz verzögerter Produkteinführung weiterhin ein enormes Wachstumspotenzial zu. Frost & Sullivan rechnet in einer neuen Analyse für das Jahr 2001 mit einem weltweiten Gesamtumsatz von 1,8 Milliarden US-Dollar; im Jahr 2006 soll der Markt bereits ein Volumen von 330 Milliarden US-Dollar erreicht haben. Diese Umsätze erfassen jeweils den Gesamtpreis der Produkte, die die Bluetooth-Technologie enthalten. Damit werden frühere Prognosen allerdings nach unten korrigiert.

Dass sich die Mobilfunk-Technologie nicht ganz so rasant entwickelt wie erwartet, hat mehrere Ursachen. Aus technischer Sicht liegen die Probleme in den Bereichen Interoperabilität, Interferenz und Sicherheit; aus Marktperspektive gibt das breite Anwendungsspektrum Anlass zu Verwirrung. Bremsend wirkt sich zudem die allgemeine Konjunkturflaute aus.

"Trotz aller Schwierigkeiten handelt es sich bei Bluetooth zweifellos um ein hervorragendes Konzept, gerade in einem Zeitalter, in dem die mobile Kommunikation weltweit immer selbstverständlicher wird", so Michael Wall, Bluetooth-Experte bei Frost & Sullivan. Gleichzeitig werden die Einschätzungen der Marktbeobachter nüchterner und damit realistischer: Immerhin ist Bluetooth als Branchenstandard noch sehr jung; vor 1998 interessierte sich kaum jemand für das Projekt. Im Vergleich zu anderen Mobilfunk-Technologien, die für ihre Entwicklung weitaus mehr Zeit brauchten, sei der Fortschritt von Bluetooth geradezu spektakulär.

Die Dynamik der Branche spiegelt sich in der wachsenden Zahl von Unternehmen wider, die sich bislang der Bluetooth-Interessengruppe (Bluetooth Special Interest Group) angeschlossen haben - inzwischen sind fast 2 500 Unternehmen dabei. So viel Engagement in so kurzer Zeit hat bisher keine andere Kommunikationstechnologie erfahren. Und, sagt Wall, "nach Investitionen in Milliardenhöhe wollen die Geldgeber nun Ergebnisse sehen."

Ein großer Schritt nach vorn gelang in diesem Jahr: Die Entwicklung der ersten echten Einzelchip-Lösung. Bislang der "Heilige Gral" der Branche, wird der Einzelchip erheblich dazu beitragen, dass zukünftig billiger produziert werden kann. Vorteile sind die höhere Siliziumeffizienz, kleinere Footprints für eine einfachere Integration und der geringere Energiebedarf.

Fortschritte sind auch im noch ganz jungen Sektor für Endgeräte zu verzeichnen. Die meisten Produkte der ersten Generation sind zwar noch nicht voll funktional und auch noch nicht auf die 1.1-Spezifikation der Bluetooth-Technologie ausgelegt, bilden aber eine solide Grundlage für Upgrades. Inzwischen sind schon fast 150 Produkte für diesen Standard qualifiziert. Gerade erst im Entstehen ist der Markt für Bluetooth Application Software. Die neuen Softwares werden die Funktionalität der Technologie erweitern und den Nutzen von Bluetooth im Vergleich zu anderen Standards erheblich steigern. Frost & Sullivan geht davon aus, dass sich die Technologie nach einer gewissen Reifezeit zum weltweit gängigsten Standard der drahtlosen Kommunikation entwickeln wird.