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Digitales Fernsehen versucht mit Einheitsstandard den Neustart

Rückkanal ermöglicht Interaktion wie Mitspielen bei Sendungen
Von dpa /

Ein neuer europäischer Standard soll dem digitalen Fernsehen zum Durchbruch verhelfen. Bisher hatten nach Experteneinschätzung konkurrierende und nicht kompatible Systeme die Durchsetzung verhindert. Das soll sich mit dem neuen europäischen Einheitsstandard Multimedia Home Platform (MHP) ändern, der am Sonntag auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vorgestellt wurde. Sendeanstalten, Dienste- und Programmanbieter sowie die Endgeräteindustrie zeigten sich optimistisch, dass der Neustart gelingen werde.

"MHP ist ein offenes System und damit zukunftssicher", urteilte Simone Emmelius vom ZDF, das wie andere Fernsehveranstalter auf der IFA auch erste interaktive Anwendungen vorstellt.

RTL präsentierte auf der IFA eine interaktive TV-Plattform für das Fernsehen der Zukunft. In der bislang höchsten Ausbaustufe, die eine entsprechende Aufrüstung des Kabelnetzes für Breitband-Anwendungen einschließlich des Rückkanals erfordert, erhalten die Nutzer ein komplettes Medienangebot rund um das Fernsehen. Bei dieser Form des Fernsehens können E-Mails und SMS verschickt werden, sowie programmbezogene interaktive Anwendungen wie etwa das zeitgleiche Mitspielen bei der populären Quiz-Show "Wer wird Millionär?" genutzt werden. Die Abfrage der Musikcharts etwa kann mit der sofortigen Bestellung der CD verbunden werden.

"Wir wollten das Fernsehen nicht neu erfinden, sondern haben es sinnvoll erweitert um Themenangebote, die später auch einmal zu Sparten- und Themenkanälen ausgebaut werden können", sagte Fernsehdirektor Hans Mahr, der auch Geschäftsführer von RTL New Media ist.

Auch die Geräteindustrie setzt auf einen einheitlichen Standard. Hans-Joachim Weymer von Sony favorisiert MHP, um die bislang durch die Vielfalt der Systeme verunsicherten Kunden erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen. Für die Industrie sei es wichtig, dass der europäische Standard auch darüber hinaus zunehmend auf Interesse stoße. Er räumte ein, dass zwei wichtige Märkte nicht dazu gehören: Amerika und Japan.

Hier liegt ein möglicher Stolperstein für die Zukunft von MHP in Deutschland: Der potenzielle Erwerber eines Großteils des deutschen Kabelnetzes - die Liberty Media - kommt aus den USA und wenn sie ein nicht kompatibles digitales Betriebssystem gleich mitbringt, dann wird es für die MHP-Durchsetzung ganz schwer.

Der Pionier bei der Durchsetzung des digitalen Fernsehens in Deutschland, Prof. Ulrich Reimers, gab zu bedenken, dass die neuen Netzbetreiber noch einige Zeit brauchen, um das Kabel für die digitale Zukunft aufzurüsten. In der Zwischenzeit würde man die Zeit nutzen, um die Vorteile von MHP, die jetzt in rascher Folge produzierten Geräte und die vorhandenen Angebote überzeugend darzustellen.