Untreueverdacht

Spiegel: Mannesmann-Ermittlungen auf Zwickel ausgeweitet

Abfindungszahlungen wurden "eher willkürlich geleistet"
Von dpa / Marie-Anne Winter

In der Affäre um angebliche Bestechungszahlungen bei der Mannesmann-Übernahme durch Vodafone ermitteln die Staatsanwälte nach einem Spiegel-Bericht jetzt auch gegen IG Metall-Chef Klaus Zwickel. Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft habe ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Zwickel und den früheren Mannesmann-Betriebsratsvorsitzenden Jürgen Ladberg wegen des Verdachts der Untreue eingeleitet, berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazin in der heute erschienenen Ausgabe. Die Düsseldorfer Stattsanwaltschaft hat dies inzwischen bestätigt.

In der Affäre um die Millionenabfindungen im ehemaligen Mannesmann-Konzern prüfen die Ermittler bereits seit Wochen einen Untreue-Verdacht gegen den früheren Mannesmann-Chef Klaus Esser. Er soll 60 Millionen Mark (31 Millionen Euro) erhalten haben. Die Ermittler prüfen nach eigenen Angaben, ob die Rekordabfindung in Wahrheit Bestechungsgeld war, mit dem Esser zum Aufgeben seines Widerstands gegen die Übernahme durch Vodafone bewegt worden sein könnte. Außerdem wird früheren Medienberichten zufolge unter anderem gegen Vodafone-Chef Chris Gent ermittelt.

Zwickel und Ladberg seien Mitglieder im so genannten Ausschuss für Vorstands-Angelegenheiten gewesen, der nach dem "Spiegel"-Bericht "in nur wenigen geheimen Sitzungen die Firmenkasse um 160 Millionen" Mark erleichtern haben soll. Das Geld sei dann "großzügig auf Mannesmann-Manager und Mannesmann-Pensionäre" verteilt worden. Dem vierköpfigen Ausschuss habe auch das Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Josef Ackermann und Mannesmann-Aufsichtsrat Joachim Funk angehört. Gegen Funck und Ackermann werde bereits seit längerem ermittelt.

Nach "Spiegel"-Informationen beschlossen Ackermann, Ladberg und Zwickel am 27. März vergangenen Jahres in dem Ausschuss, 18 früheren Vorstandsmitgliedern im Rahmen einer Pensionsabfindung rund 60 Millionen Mark zu zahlen. Das war wenige Tage bevor Vodafone die Kontrolle über Mannesmann übernahm. Dem Bericht zufolge warnte Esser damals vor der Zahlung und ließ im Vorfeld rechtlich prüfen, ob früheren Vorstandsmitglieder Anspruch auf eine solche Zahlung zusteht. Dies sei verneint worden. Der Tatbestand der Untreue sei einem Ermittler zufolge erfüllt, wenn es für die Zahlung an die Pensionäre keine Rechtsgrundlage gegeben habe und "sie eher willkürlich geleistet" worden sei, heißt es in dem Bericht.

Nach Medienberichten der vergangenen Tage ermittelt auch eine Sonderkommission des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts unter anderem gegen Esser und den designierten Chef der Deutschen Bank, Ackermann. Der monatelange Abwehrkampf gegen die feindliche Übernahme hatte wochenlang die Schlagzeilen bestimmt. Schließlich hatte Esser dem Verkauf des Konzerns zugestimmt, und Vodafone war Anfang Februar 2000 als Sieger aus einem dreimonatigen Übernahmekampf hervorgegangen.

Die IG Metall hat den Untreuevorwurf gegen den Gewerkschaftsvorsitzenden Klaus Zwickel im Zusammenhang mit den Millionen-Abfindungen für frühere Mannesmann-Vorstände inzischen zurückgewiesen. Die Abfindung für den früheren Mannesmann- Vorstandsvorsitzenden Klaus Esser sei zwischen Vodafone-Chef Chris Gent und Esser ausgehandelt worden, teilte die IG Metall am Samstag in Frankfurt mit. "Klaus Zwickel war an diesem Deal nicht beteiligt. Er hat weder der Esser-Abfindung noch den sechs Millionen DM für den ehemaligen Mannesmann-Vorstandsvorsitzenden Joachim Funk zugestimmt", betonte die Gewerkschaft.