Regulierungsbehörde sieht Chancen für Ortsnetzwettbewerb wachsen

Die Chancen für mehr Wettbewerb im Ortsnetz haben sich nach Einschätzung der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP)deutlich erhöht. Rein rechnerisch hätten derzeit etwa 60 Prozent aller Einwohner eine Alternative zu einem Telefonanschluss der Telekom, sagte der Präsident der Behörde, Matthias Kurth, heute in Bonn. Somit könnten die Konkurrenten des Marktführers auf rund 28 Millionen Telefonkanäle zurückgreifen. Die entscheidende Frage sei aber, ob die Kunden wechseln wollten und dann zügig umgeschaltet würden.

Nach wie vor zeigen die vorliegenden Daten, dass die Deutsche Telekom das Ortsnetz dominiert. "Wir sind noch lange nicht am Ziel", unterstrich Kurth bei der Vorstellung eines Berichts zur Wettbewerbssituation im Ortsnetz. So erreichten die neuen Anbieter bei insgesamt 50,9 Millionen Telefonkanälen einen Marktanteil von 2,1 Prozent. Regional ergäben sich jedoch erhebliche Unterschiede. Rund 80 Prozent der Anschlüsse der Wettbewerber auf der letzten Meile zum Endkunden (TAL-Anschluss) entfallen auf Mietleitungen der Telekom.

Bei den TAL-Vermietungen habe Deutschland in Europa eine Spitzenposition erreicht und Pionierleistung erbracht, betonte der Regulierungschef. Ende Juni standen knapp 500 000 Vermietungen gerade 90 000 in sieben EU-Ländern gegenüber. Als "unerfreulich" bezeichnete Kurth die Situation bei der Bereitstellung von Mietleitungen durch die Telekom. Das Unternehmen habe jedoch zugesagt, die hohen Auftragsrückstände in diesem Bereich bis Oktober abzuarbeiten.

Wie Kurth weiter sagte, sollte jetzt nicht der Fehler gemacht werden, die Chancen auf dem Telekommunikationsmarkt herunterzureden. Die Regulierungsbehörde habe immer gesagt, dass bei der Schaffung von Wettbewerb im Ortsnetz ein dickes Brett gebohrt werden müsse. Dies zeige auch der Blick in andere Länder. Der oberste Aufseher über den deutschen Telekom-Markt wies erneut die Kritik zurück, seine Behörde habe unlängst Telekom-freundliche Entscheidungen getroffen: "In der Rolle des Sündenbocks bin ich eine Fehlbesetzung", sagte Kurth und hielt den Kritikern vor, von hausgemachten Problemen abzulenken.

Die Wachstumsdynamik auf dem Telekommunikationsmarkt sei nach wie vor intakt. So seien die Umsätze im vergangenen Jahr um 16 Prozent auf 110 Milliarden Mark (56,2 Milliarden Euro) gestiegen. Das waren 24 Milliarden Mark mehr als im ersten Jahr der Marktöffnung 1998. Am gesamten Markt hielten die Wettbewerber, vor allem bedingt durch ihre starke Stellung im Mobilfunk, einen Anteil von 41 Prozent.