Viag finnisch

Nokia erhält UMTS-Milliardenauftrag von Viag Interkom

Siemens zieht den Kürzeren
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der Mobilfunkanbieter Viag Interkom hat dem finnischen Telekommunikationsunternehmen Nokia den Zuschlag für den Aufbau seines UMTS-Netzes erteilt. Im Vergleich zum deutschen Mitbewerber Siemens sei das Nokia-Angebot attraktiver gewesen, sagte Viag Interkom-Chef Keith Cornell am Dienstag in München. Damit ist Siemens ein Auftrag entgangen, der nach Informationen aus Branchenkreisen über eine Laufzeit von fünf Jahren ein Volumen von 2,5 Milliarden Mark (1,27 Milliarden Euro) hat. "Wir haben uns für diesen Lieferanten entschieden, um die beste technische und finanzielle Lösung zu bekommen", sagte Cornell.

Beim Aufbau der Netze für die Mobilfunkstandards GSM und GPRS habe sich die Zusammenarbeit mit Nokia bereits bewährt. Ein wichtiges Entscheidungskriterium sei außerdem die Zusage gewesen, dass Nokia eine ausreichende Zahl UMTS-Handys zur Verfügung stellen werde. Viag Interkom will Anfang kommenden Jahres mit dem Aufbau des UMTS-Netzes beginnen und mittelfristig nach den beiden Mobilfunkgiganten T-Mobil (D1) und D2 Vodafone zur Nummer drei auf dem deutschen Mobilfunkmarkt aufrücken.

Dabei wird das Unternehmen nach Worten von Cornell stark von der vor wenigen Wochen verkündeten Zusammenarbeit der Muttergesellschaft British Telecom (BT) mit der Deutschen Telekom profitieren. "Wir haben uns an den Gorilla auf dem Markt angebunden", sagte Cornell. Bis Ende 2005 würden durch die Kooperation mit D1 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland das Viag-Netz nutzen können. "Dies kann ein Unternehmen allein kaum schaffen". Viag Interkom hatte das Einsparpotenzial durch das Bündnis auf 1,4 Milliarden Euro (2,7 Milliarden Mark) innerhalb der nächsten zehn Jahren beziffert.

Cornell widersprach Spekulationen, wonach BT Viag Interkom verkaufen werde. Der deutsche Markt biete für BT ein riesiges Potenzial. "Diese Chance wird sich BT Wireless nicht entgehen lassen." Es sei auch nicht geplant, das Unternehmen stärker aus Großbritannien zu lenken. "Viag Interkom ist ein deutsches Unternehmen, das nicht aus London ferngesteuert werden kann", sagte er. Cornell hatte die Leitung des Unternehmens vor wenigen Wochen nach dem überraschenden Rücktritt des langjährigen Viag Interkom- Chefs Maximilian Ardelt vorläufig übernommen. Derzeit werde nach einem neuen Chef für Viag Interkom gesucht. Hintergrund für Ardelts Rücktritt war nach Informationen aus Branchenkreisen ein Streit mit der britischen Konzernzentrale.

British Telecom hatte im Januar die 45-Prozent-Beteiligung des E.ON-Konzerns an Viag Interkom für 22,3 Milliarden Mark übernommen und ist seitdem Alleineigentümerin. Im vergangenen Jahr kletterte die Kundenzahl der Viag Interkom um mehr als das doppelte auf 3,2 Millionen. Damit stand das Unternehmen auf Platz vier der deutschen Mobilfunkanbieter. Dennoch erwirtschaftete das Unternehmen durch hohe Entwicklungskosten und die im Sommer für etwa 16,5 Milliarden Mark ersteigerte UMTS-Lizenz einen Verlust von 1,6 Milliarden Mark. Der Umsatz kletterte von 1,7 auf 3,1 Milliarden Mark.