Falsche Funkwellen

Teuren Handy-Ärger an den Grenzen vermeiden

Tipps und Tricks wenn das Handy nicht mehr sein Heimatland kennt
Von dpa / Marie-Anne Winter

An die Radtour in Schleswig-Holstein erinnert sich Antje Menzel noch gut. Ganz allein mit ihrem Drahtesel erkundete die Münchnerin stundenlang die Dünenlandschaft im Norden. Sie verirrte sich an eine entlegene Stelle und griff zum Handy, um ihre Herbergsmutter nach dem kürzesten Heimweg zu befragen. Doch beim Blick auf das Display erlebte die Urlauberin eine unangenehme Überraschung: Sie befand sich im dänischen Mobilfunk-Netz, ein Anruf bei der Wirtin zählte demnach als Auslandsgespräch.

Was der 30-Jährigen in der Nähe zur dänischen Grenze passierte, hätte sie genauso auch bei einem Ausflug in Görlitz, Aachen oder Lörrach erleben können. "Dieses Handynetz-Problem gibt es an allen Grenzen der Bundesrepublik", weiß Manfred Herresthal, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Post und Telekommunikation in Offenbach. Der Grund: Funkwellen machen nicht an Schlagbäumen Halt.

Selbst das teuerste und modernste Funktelefon oder ein Dualband-Handy schützen seinen Besitzer nicht davor, in ein stärkeres ausländisches Netz zu geraten - was im Grenzgebiet zu Dänemark, Polen und Tschechien genauso schnell geschieht wie in der Nähe von Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Benelux-Ländern. "Das Problem liegt nicht beim Handy und wird sich nie ganz lösen lassen. Damit muss man leben", sagt Herresthal. Auch der Wechsel des Anbieters lohne sich kaum. Die unangenehme Überraschung kann in den gut ausgebauten D-Netzen genauso vorkommen wie in den E-Netzen.

"Es ist vor allem dort ein Thema, wo das Nachbarland wie eine Bucht nach Deutschland hereinragt", berichtet der Pressesprecher von D2 Vodafone, Matthias Andreesen. Der Mobilfunkanbieter mit derzeit etwa 21 Millionen Kunden baut in Grenzregionen besonders viele Funkstationen auf, damit das D2-Netz dort stark ist. "Wir treffen uns auch mit ausländischen Mobilfunkbetreibern, um zu beraten, wie das Problem vermieden werden kann", sagt Andreesen.

Die Schwierigkeiten sind bei der deutschen Vodafone-Tochter Mannesmann Mobilfunk in Düsseldorf und der Telekom-Tochter T-Mobil in Bonn mit rund 20 Millionen Kunden genauso groß wie bei den kleinen Anbietern, E-Plus in Düsseldorf mit rund 7 Millionen Kunden und VIAG Interkom in München mit etwa 4  Millionen: Über die Hotlines der Unternehmen melden sich immer wieder verärgerte Handy-Nutzer aus Grenzgebieten, weil sie nicht mehr wissen, wie sie wieder in ihr Netz kommen. Wer noch größeres Pech hat und nicht sofort bemerkt, dass sein Funktelefon sich bei ausländischen Anbietern eingebucht hat, bekommt erst bei der hohen Rechnung einen Schreck.

Egal ob im in- oder ausländischen Netz: Telefonieren ist in jedem Fall möglich - das ist genaus das Problem, denn die Kosten unterscheiden sich deutlich voneinander. Im fremden Netz können selbst ankommende Gespräche teuer werden, denn dann zahlt nicht nur der Anrufer die Gebühren. Auch auf den Angerufenen kommen Kosten zu, weil ihm für die Weiterleitung vom in- ins ausländische Netz ein Aufschlag berechnet wird. Dieser beträgt in Europa pro Minute 1,09 Mark bei E-Plus, 1,14 Mark bei D2, 1,29 Mark bei Viag und 1,30 Mark bei D1.

Mit ein paar Handgriffen kann der Handy-Besitzer jedoch der Kostenfalle entkommen. "Schalten Sie Ihr Handy von automatischer auf manuelle Netzwahl um", rät die E-Plus-Sprecherin Christiane Kohlmann. Bei automatischer Wahl sucht sich das Gerät immer das jeweils stärkste Netz, bei manueller Wahl kann der Besitzer ein Netz auswählen und festlegen. "Dieses Netz bleibt eingestellt, bis das Handy ausgeschaltet wird", sagt Kohlmann. Die Schritte für das Umstellen auf manuelle Wahl sind von Gerät zu Gerät unterschiedlich - die Bedienungsanleitung hilft.

Einen anderen Tip hat Mannesmann-Sprecher Andreesen. "Wenn in einem Ort öfter das ausländische Netz auf dem Display erscheint, empfehlen wir, dieses aus der Liste der bevorzugten Netze zu streichen." Dann suche und buche es das Handy nicht mehr. Wer an der Grenze wohnt, könne sich eine Handy-Chipkarte aus dem Nachbarland kaufen, schlägt Herresthal vor. "Wenn er diese Karte in sein Gerät einlegt, telefoniert er im Inlands-Netz." Allerdings kämen dann doppelte Grundgebühren auf ihn zu. Und er müsste - je nach aktueller Stärke der Netze - immer wieder die Karten wechseln.

In einem Fall können Handy-Besitzer sogar vom Netz-Dilemma an den Landesgrenzen profitieren: wenn sie ins Nachbarland reisen. "Mein deutsches Netz reicht bequem bis nach Slubice", berichtet Ulrike Hofsähs, die als Journalistin in Frankfurt/Oder arbeitet. Das polnische Slubice liegt direkt auf der anderen Seite des Grenzflusses. Auch bei Radtouren im deutschen Grenzgebiet ist die grenzenlose Verbreitung der Funkwellen nicht immer ein Nachteil. "Wenn Sie Glück haben, können Sie beim Radeln jenseits von Deutschland noch im inländischen Netz telefonieren", sagt Andreesen.

Wer sich nicht allein auf sein Glück verlassen will, findet noch eine Reihe weiterer Hinweise und Tipps in unserem Mobilfunk-Reiseratgeber.