Weltneuheit

Mobile Herzüberwachung: EKG per Handy

Im Notfall alarmiert das Handy den Rettungsdienst
Von dpa / Marie-Anne Winter

Handy aufs Herz und der Patient weiß, was Sache ist: Mit dieser patentierten Weltneuheit präsentiert sich die Mannheimer Vitaphone [Link entfernt] auf dem am Donnerstag in Leipzig eröffneten Patientenforum, der Messe für chronische Krankheiten. Mit der Neuentwicklung kann erstmals mit einem Handy ein Elektrokardiogramm (EKG) vollautomatisch aufgezeichnet, gespeichert und übertragen werden, sagte der geschäftsführende Gesellschafter Matthias Quinger. Dazu hält der Patient das Herzhandy 40 Sekunden an die Brust. Die Informationen werden dann über das D2-Netz zur Überprüfung weitergegeben.

In dem rund um die Uhr mit qualifiziertem medizinischen Personal besetzten Service-Center wird das EKG unmittelbar ausgewertet. "Im Notfall alarmieren wir den Rettungsdienst", sagte Quinger. Im Normalfall erhalten die behandelnden Haus- und Fachärzte die erhobene Daten per Post oder über eine passwortgeschützte Seite im Internet.

In der Testphase soll das Handy an 5 000 bis 10 000 Patienten erprobt werden. "Die letzten Tests liefen erfolgreich bei Bergsteigern am Mont Blanc", sagte Vitaphone-Sprecher Benjamin Homberg. Bereits vor zwei Jahren sei unter der Leitung des Kardiologie-Professors Raimund Ebel (Essen) ein Herz-Handy entwickelt worden. Der damalige Prototyp sei jedoch nicht zur Serienreife geführt worden. Die Firma Vitaphone besitze für das in Leipzig vorgestellte Herzhandy das Weltpatent.

"Herzerkrankungen führen bei den Betroffenen immer auch zu einer erheblichen psychischen Belastung", sagte Stefan Sack, Oberarzt am Zentrum für Innere Medizin der Universitätsklinik Essen und Erfinder des Herz-Handys. "Sie leben mit der ständigen Angst, dass die Erkrankung, beispielsweise ein Infarkt, erneut auftritt". Mit der Erfindung werde diesen Menschen ein Stück Sicherheit, Mobilität und Lebensqualität zurückgegeben. So kann im Notfall über das Handy mit GPS-Funktion (Global Positioning System) der Standort des Patienten bundesweit bis auf 15 Meter genau festgestellt werden.

Nach Angaben des Institutes für Gesundheitsökonomie Köln müssen auf Grund von Herzerkrankungen in Deutschland rund 800 000 Patienten jährlich stationär behandelt werden. Jährlich sterben 90 000 Menschen an Herzinfarkt. In 81 herzchirurgischen Zentren operieren 385 Herzspezialisten jährlich fast 100 000 Patienten am offenen Herzen.

Das neue Handy ist mit vier Sensoren auf der Rückseite ausgestattet. Zwei zusätzliche Tasten unterscheiden es von einem normalem Mobiltelefon. Mit der einen wird der Anruf beim Vitaphone- Service-Center automatisch eingeleitet. Die zweite dient der Aufzeichnung und Übertragung des EKG.

"Wir ersetzen weder den Hausarzt noch den Facharzt, sondern schaffen eine für Patient und Arzt sinnvolle Ergänzung zu bestehenden Einrichtungen", sagte Sack. Das Handy kostet 1 500 Mark. Die monatlichen Kosten belaufen sich den Angaben zu folge auf 99 Mark. Die Firma Vitaphone plant auch, mit dem Handy auf dem US-amerikanischen Markt einzusteigen.