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Fusionsgespräche zwischen Alcatel und Lucent Technologies geplatzt

Erhelbliche Differenzen über Führung und Kontrolle des fusionierten Unternehmens
Von dpa / Marie-Anne Winter

Aus der transatlantische Großfusion zwischen den großen französischen Telekomausrüstern Alcatel und seinem angeschlagenen US-Konkurrenten Lucent Technologies wird nichts. Die Gespräche zwischen dem französischen Netzwerkausrüster Alcatel und dem amerikanischen Telekomausrüster Lucent Technologies sind geplatzt. Dies teilte Lucent am Dienstag nach Börsenschluss mit.

An der Wall Street wurde spekuliert, dass sich die beiden Großkonzerne nicht auf "eine Fusion Gleicher" einigen konnten, wie sie von Lucent angestrebt worden war. Es habe offensichtlich Differenzen über die Führung und Kontrolle einer fusionierten Gesellschaft gegeben. Alcatel habe andere Vorstellungen gehabt als Lucent. Die französische Gesellschaft sah die Transaktion angeblich mehr als Übernahme.

Alcatel und Lucent bestätigten erstmals offiziell, dass sie in Verhandlungen über einen möglichen Zusammenschluss gestanden hatten. Die Diskussionen hätten zu keiner Vereinbarung geführt und seien beendet worden, hieß es in einer kurzen Pressemitteilung. Die beiden Firmen erklärten, sie würden keine weiteren Stellungnahmen abgeben.

Die Lucent-Aktien, die am Dienstag im regulären Handel um 11,49 Prozent auf 8,32 Dollar eingebrochen waren, konnten sich nachbörslich auf 8,60 Dollar erholen. Die Alcatel-Anteile hatten in New York im Tageshandel um 2,49 Prozent auf 27,41 Dollar nachgegeben. Sie schossen nachbörslich auf 29,52 Dollar in die Höhe.

Alcatel wollte Lucent ohne Aufgeld übernehmen. Dies wäre auf einen Preis von 23,5 Milliarden Dollar (53,6 Milliarden Mark/27 Milliarden Euro) hinaus gelaufen, hatte das "Wall Street Journal" berichtet. Dabei wäre die 58-prozentige Lucent-Beteiligung an der Chip-Firma Agere Systems Inc. ausgeklammert worden, die mit rund 7,7 Milliarden Dollar bewertet wird. Sie wäre nach Angaben der Zeitung direkt an die Lucent-Aktionäre gegangen. Andere US-Medien hatten von einer Transaktion im Wert von 32 Milliarden Dollar gesprochen.

Lucent ist weiterhin dabei, seine Faseroptik-Sparte für rund fünf Milliarden Dollar zu verkaufen. Hierfür interessieren sich neben Alcatel auch die italienische Pirelli Spa. Lucent will sich damit Geld für den Schuldenabbau besorgen.

Lucent war 1996 von dem US-Telefonkonzern AT&T verselbstständigt worden und hatte einen jahrelangen Höhenflug verbucht. Das Unternehmen hatte jedoch in letzter Zeit schwere geschäftliche Rückschläge erlebt. Der Gesamtwert der Lucent-Aktien war deshalb von 285 Milliarden Dollar im Dezember 1999 auf inzwischen nur noch rund 32 Milliarden Dollar geschrumpft.

Der amerikanische Netzwerkausrüster war auf Grund seiner starken Expansion mit dem Zukauf von 38 Firmen für insgesamt 46 Milliarden Dollar, der schwachen US-Konjunktur und den Problemen der Telekom- und Internetfirmen in Schwierigkeiten geraten. Es hatte in den letzten Monaten sogar zeitweise von Lucent vehement dementierte Konkursgerüchte gegeben.

Lucent hatte im Geschäftsjahr 1999/2000 (30. September) 33,8 Milliarden Dollar umgesetzt und 1,2 Milliarden Dollar verdient. In den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres war der Umsatz jedoch scharf geschrumpft. Es waren hohe Verluste angefallen, und die Gesellschaft hatte Massenentlassungen angekündigt.