Metamphetamin/Tranquillizer

Skandalgebeutelte Metabox AG stellt Insolvenzantrag

Hersteller von Settop-Boxen nach wiederholten Krisen zahlungsunfähig; Kurs fällt ins Bodenlose
Von dpa / Edward Müller

Das seit Monaten von Skandalen erschütterte Multimedia-Unternehmen Metabox ist zahlungsunfähig. Die Metabox AG stellte am Dienstag einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hildesheim. Als Grund nannte der Hersteller so genannter Settop-Boxen zur Internetnutzung per Fernseher akute Zahlungsunfähigkeit. Am Mittwoch solle in ersten Gesprächen mit dem Insolvenzverwalter nach Wegen gesucht werden, das Unternehmen weiter zu führen. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Domeyer sei optimistisch, dass dies gelingen könne, sagte eine Sprecherin am Nachmittag.

Der Kurs der Metabox-Aktie brach nach Bekanntgabe des Insolvenzantrags ein und notierte am Nachmittag mit rund 1,37 Mark (0,70 Euro) um fast die Hälfte unter dem Vortageskurs. Mitte vergangenen Jahres hatte der Kurs noch bei 78,23 Mark (40 Euro) gelegen. Der Umsatz lag im Xetra- Handel mit über 870 000 Aktien mehr als 400fach über normalen Tagesumsätzen.

Mit der Insolvenz hat eine seit Monaten andauernde Serie von Krisen bei Metabox einen neuen Höhepunkt erreicht. Zuletzt hatte das Unternehmen Ende April seine Jahresbilanz nicht fristgerecht vorgelegt und dann verspätet nicht testierte Zahlen präsentiert. Der Jahresfehlbetrag lag mit 26,8 Millionen Mark (13,7 Mio. Euro) fast 8 Millionen Mark höher als noch im Januar angegeben. Vorher war sogar von Gewinn die Rede gewesen. Zuvor setzte Metabox wiederholt die Umsatzerwartung herunter: Aus zunächst angekündigten 200 Millionen Mark wurden schließlich 47,2 Millionen Mark. Der für dieses Jahr angekündigte Umsatz von 600 Millionen Mark wurde Anfang Mai ohne neue Angaben zurückgezogen.

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt wegen des Verdachts des Kapital- und Kursbetrugs sowie des Insiderhandels. So gibt es Zweifel an drei angeblichen Großaufträgen aus dem Ausland, die Metabox letztes Jahr per Börsen-Pflichtmitteilung (Ad-hoc-Mitteilung) veröffentlichte. Die Auftraggeber sind bis heute nicht öffentlich bekannt. Außerdem veröffentlichte das Magazin "Der Spiegel" Vorwürfe, Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder hätten bei Kapitalerhöhungen Aktien des Unternehmens deutlich unter Marktpreis gezeichnet. Domeyer wies dies zurück. Im Zuge der Ermittlungen wurden die Unternehmenszentrale und Wohnungen von Führungskräften durchsucht. Ende März zog Domeyer angesichts der finanziellen Probleme die Reißleine: Er entließ ein Drittel der 120 Beschäftigten, um 2,8 Millionen Mark Personalkosten im Jahr zu sparen.