Toresschluss

Kurs der T-Aktie für VoiceStream-Übernahme keine Gefahr

US-Mobilfunker ist auf deutsche Milliarden angewiesen
Von dpa / Frank Rebenstock

Telekom-Chef Ron Sommer steht kurz vor dem Ziel. Nach der Hauptversammlung des Bonner Telekomkonzerns Ende Mai, wird er sein jüngstes Kind in der T-Familie begrüßen: Den US-Mobilfunkbetreiber VoiceStream. Dass die geplante Übernahme des Unternehmens, die inzwischen in den USA alle Hürden genommen hat, kurz vor Toresschluss noch platzen könnte, glauben inzwischen selbst die ärgsten Zweifler nicht. Auch der Kurseinbruch der T-Aktie wird den Einstieg der Telekom in den lukrativen US-Markt nicht mehr vereiteln, sind sich die Experten sicher.

"Ich lass mir darüber keine grauen Haare wachsen", sagte Sommer vor wenigen Wochen auf die Frage, ob die arg gebeutelte T-Aktie die US-Akquisition noch gefährden könnte. Im Kaufvertrag haben Telekom und VoiceStream eine Klausel eingebaut, die den Aktionären des US-Unternehmens ein Rücktrittsrecht einräumen, wenn die T-Aktie an sieben zufällig ausgewählten Handelstagen 15 Tage vor Abschluss des Deals unter 33 Euro sinkt.

Für Ralf Hallmann von der Berliner Bankgesellschaft ist die Übernahme gelaufen. Ein klares Anzeichen hierfür sei, dass sich die VoiceStream-Aktie in den vergangenen Monaten wesentlich besser geschlagen habe als die ihrer Konkurrenten. "Beide Unternehmen haben großes Interesse an der Zusammenarbeit", meint der Telekom-Analyst. Ohne die Bonner, die bereits Milliarden in VoiceStream gepumpt haben, könnte der sechsgrößte US-Mobilfunker sein GSM-Netz kaum ausbauen. Bei einem Scheitern wären vor allem VoiceStream und seine Aktionäre die Verlierer.

Obwohl noch kein Datum für die endgültige Übernahme fixiert wurde, dürfte es zu Pfingsten so weit sein. Dass die T-Aktie in den kommenden zwei Wochen noch den Sprung auf über 33 Euro schafft, gilt als unwahrscheinlich. Das Papier dümpelt seit Wochen unter 30 Euro. Nach der Übernahme könnte erneut eine Talfahrt einsetzen, wenn ehemalige VoiceStream-Aktionäre T-Aktien auf den Markt werfen.

Die Telekom rechnet kurzfristig mit einem Rückfluss von 120 bis 150 Millionen Aktien, etwas mehr als zehn Prozent des gesamten Kaufpakets. Insgesamt muss der "rosa Riese" für VoiceStream und Powertel aus dem genehmigten Kapital (1,5 Milliarden Aktien) 1,1 Milliarden Aktien aufwenden. Hinzu kommt für die VoiceStream-Aktionäre noch eine Barkomponente von 7,8 Milliarden US-Dollar und im Falle von Powertel die Übernahme von 1,2 Milliarden Dollar Schulden. Zum gegenwärtigen Kurs ergibt sich damit ein Kaufpreis von 75 Milliarden Mark.

Größter Anteilseigner der Telekom bleibt der Bund mit 43 Prozent (bisher 58 Prozent). Es folgen die ehemaligen VoiceStream-Großaktionäre Hutchison Whampoa (4,4 Prozent), US Telephon & Data Systems (2,8 Prozent) und die finnische Sonera (1,8 Prozent). Um den Kurs nicht zu stark zu belasten, haben sie sich verpflichten, die Aktie für gewisse Zeit zu halten.

Die Übernahme ist für Telekom-Chef Sommer zugleich eine Zäsur. In den kommenden Monaten will er die Milliardenzukäufe erst einmal verdauen. "Integrieren und konsolidieren, Schulden abbauen und Investoren zurückgewinnen, ist gegenwärtig das beherrschende Thema der Branche", sagt auch Hallmann.

Doch nach dem Motto, das eine tun und das andere nicht lassen, schaut die Telekom bereits in die Zukunft. Schon im Herbst könnte T-Mobile an die Börse gebracht werden. Und in Polen wollen die Bonner ihren Anteil von 49 Prozent an der Mobilfunkfirma PTC für rund 800 Millionen Mark auf eine Mehrheit von über 50 Prozent aufstocken.