Strafanzeige!

TelDaFax: Strafanzeige gegen den Vorstand wegen möglicher Konkursverschleppung

Insolvenzverwalter will Unternehmen zerschlagen
Von Frank Rebenstock

Wie heute bekannt wurde, hat der Interessenverband Telekommunikation e. V. bei der Marburger Staatsanwaltschaft einen Strafantrag gegen den TelDaFax-Vorstand Stefan Koch gestellt. Hintergrund sind, laut IVT, Erkenntnisse, dass die Insolvenzanträge für die TelDaFax AG und ihre Vertriebsgesellschaft möglicherweise zu spät gestellt - also verschleppt - wurden.

In dem Strafantrag heißt es wörtlich, das Unternehmen habe im E-Mail-Verkehr mit seinen Vertriebspartnern eingeräumt, TelDaFax habe der Deutschen Telekom AG "bereits drei Monatsrechnungen nicht mehr zahlen können. Insofern hatte das Unternehmen spätestens seit drei Monaten Zahlungsschwierigkeiten." Entsprechend den gesetzlichen Vorschriften ist jedoch ein Unternehmen verpflichtet, drei Wochen nach Eintritt von Zahlungsschweirigkeiten einen Antrag auf Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht zu stellen. Folgt man der Argumentation des IVT e. V., wäre für Herrn Koch als TelDaFax-Vorstand "frühzeitig absehbar" gewesen, dass die der Telekom "geschuldeten Leistungen demnächst nicht mehr" erbracht werden könnten. Aus dem internen Schriftverkehr geht andererseits die Behauptung von Herrn Koch hervor, er habe "zu keinem Zeitpunkt" eine "Täuschung" versucht.

Der Strafantrag wirft überdies ein bezeichnendes Licht auf die Vertriebsstruktur von TelDaFax: Deren Außendienstmitarbeiter waren, so sieht es zumindest der IVT e. V., "scheinselbständig" für das Unternehmen tätig. Sie arbeiteten "in der Regel exklusiv für TelDaFax" und sollen auch "weisungsgebunden" gewesen sein. Als Beleg hierfür führt der Antragssteller an, dass sich die Provisionen von zwei Prozent Umsatzbeteiligung um weitere zwei Prozent erhöht hätten, wenn der Vertriebspartner exklusiv für TelDaFax gearbeitet hätte. Eine weitere Steigerung um zwei Prozent sei möglich gewesen, "wenn der Vertriebspartner an regelmäßigen (wöchentlichen) Besprechungen bei seinem Gebietsleiter" teilgenommen hätte. Diese Vertriebspartner hätten, so die Ansicht des IVT e. V., "bereits vor vier Monaten beginnen können, sich berufliche Alternativen aufzubauen [...], wenn sie von der Insolvenzreife gewusst hätten".

TelDaFax schob auch heute noch der Deutschen Telekom den Schwarzen Peter zu. Die Firma habe alle Schulden begleichen wollen, hieß es. Zudem soll Insolvenzverwalter Bernd Reuss der Telekom-Spitze angeboten haben, alle zukünftigen Leistungen sogar "gegen Vorauskasse" beziehen zu wollen.

Telekom-Sprecher Stephan Broszio forderte dagegen erneut ein "tragfähiges Schuldentilgungskonzept" vom zahlungsunfähigen Billig-Anbieter. "Es gibt eine einfache Formel: Nur wer zahlt, bekommt eine Leitung", sagte er der dpa.

TelDaFax droht damit endgültig die Zerschlagung, denn Reuss will nun mit dem Verkauf einzelner Unternehmensteile beginnen. Zu den Tochtergesellschaften, die als erste veräußert werden sollen, gehören nach Angaben von TelDaFax-Sprecher Marcus Hoffmann unter anderem die Mobilfunkbeteiligung Netztel Plus und die GeoNet Systems GmbH.