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Ericsson Handys lassen sich auf DECT aufrüsten

Versteckte Funktion bei einigen Modellen aktivierbar / Handy und Schnurlos-Telefon gleichzeitig
Von Matthias Maetsch

Als Ericsson vor genau zwei Jahren auf der Computermesse CeBIT das Handy-Modell TH 688 [Link entfernt] vorstellte, war dies eine kleine Revolution. Zum ersten Mal konnte sich ein Handy auch in die DECT-Telefonanlage zu Hause einbuchen und auf sehr komfortable Weise zum Telefonieren im Festnetz genutzt werden. DECT ist der europäische Standard für digitale schnurlose Telefone. Bekannt geworden ist DECT in Deutschland z.B. durch die Schnurlos-Telefone der Siemens Gigaset-Modellreihe. Ähnlich wie GSM 1800 (in Deutschland E-Netz genannt) arbeitet DECT bei 1800-1900 MHz als digitales PCM (Puls Code Modulation) Zeitmultiplex-Verfahren. Mit einer Sendeleistung von gerade einmal zehn Milliwatt hat DECT eine maximale Reichweite von 50 bis 300 Metern. GSM 1800 sendet mit bis zu einem Watt, was eine Reichweite von über 60 km ermöglicht (unter idealen Bedingungen).

Durch die Ähnlichkeit der beiden Funkstandards war es für Ericsson relativ einfach möglich, ein Dualband-Handy durch kleinere Modifikationen auch für DECT nutzbar zu machen. Obwohl ein Handy meist viel bedienungsfreundlicher als ein schnurloses Telefon ist (großes alphanumerisches Display und Telefonbuch, Liste der entgangenen Anrufe, Uhr, Vibrationsalarm ...), hat sich diese Entwicklung nicht durchgesetzt. Das TH 688 blieb das einzige Handy mit DECT-Funktion.

Doch seit einiger Zeit kursiert im Internet ein Programm (dect.exe), mit welchem es bei bestimmten Ericsson-Handys möglich ist, diese noch versteckt vorhandene Funktion zu aktivieren. Mit Hilfe eines Datenkabels kann das Programm die Handysoftware (Firmware) derart verändern, dass das Handy bei der Netzsuche auch DECT-Basisstationen berücksichtigt. Damit das Programm funktioniert, muss jedoch die Ericsson Servicesoftware EMMA auf dem PC installiert sein. Aktivierbar ist die Funktion nur bei Ericsson-Modellen, die die gleiche HF-Baugruppe nutzen, wie das TH 688 (GH 688, SH 888, S 868, GA 628, A 1018s, A 2618s).

Hintergrund: Viele Hersteller verwenden aus Kostengründen ein und dieselbe Basisbaugruppe und Software für verschiedene Modelle. Oft werden nur Funktionen per Software deaktiviert (Nokia 3210: zwei zusätzliche Spiele, Monitor-Modus, Vibra-Menü) oder die Platinen werden nicht vollständig bestückt (Nokia 5110-6110: IR-Baugruppe, Lautstärke-Tasten). Bei Siemens und Ericsson ist es üblich, dass die Firmware modulartig aufgebaut ist. Es finden sich daher auch Programmteile darin, welche nicht für dieses Modell gebraucht werden (Siemens 35er-Serie: Organizer nur beim S35 aktiv, beim C/M35 ist das Display zu klein dafür). Bei Ericsson wurde in der Firmware der bauähnlichen Dualband-Handys die DECT-Funktion nur deaktiviert, jedoch nicht entfernt.

Die teltarif.de Redaktion erhielt diesen Tipp von Mitarbeitern einer Ericsson EDSP-Partner-Firma. Wir haben ein Prepaid-Handy des Typs A 1018s "geopfert" und das Gerät modifizieren lassen. Tests mit einer Siemens Gigaset 3000- und einer Ericsson BS140-Basisstation verliefen erfolgreich. Lediglich die automatische Netzwahl führte zum Absturz. Die Einstellung "manuelle Netzwahl" hingegen ermöglicht ein ungestörtes Telefon-Vergnügen.

Auf Anfrage erhielten wir von Ericsson die Antwort, dass diese Modifikation nicht erlaubt sei und diese Mobiltelefone für DECT keine Zulassung hätten. Der Umbau würde zum Erlöschen der Garantie führen und wäre durch eine Service-Werkstatt leicht nachweisbar. Weiterhin sei die Nutzung der EMMA-Servicesoftware nur den eigenen Servicewerkstätten gestattet.

Wir als Redaktion raten Ihnen daher von derlei Tun ab. Unser Artikel dient der reinen Information. Wenn Sie, werte Leser, sich in unserem Forum dazu austauschen möchten, so können wir Sie davon natürlich nicht abhalten.