Palastrevolte

Medienschelte trägt Telekom-Chef Ron Sommer Kritik aus den eigenen Reihen ein

Bundesfinanzminister Eichel gegen "dirigistische" Eingriffe
Von AFP / dpa / Frank Rebenstock

Nach dem Kurssturz der T-Aktie, Klagen von Kleinaktionären und Rücktrittsforderungen aus der Politik droht Telekom-Chef Ron Sommer (51) nun auch Ärger aus dem eigenen Haus. Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel meldet, möchte eine Gruppe von Führungskräften, die der SPD nahe stehen, mit Finanzminister Hans Eichel und Kanzleramtsminister Hans Martin Bury sprechen, um sie auf die ihrer Ansicht nach "mangelnden Managementqualitäten" Sommers hinzuweisen und darauf zu drängen, einen Nachfolger zu suchen.

Anlass für den internen Aufstand ist laut Spiegel ein Rundschreiben, das Sommer vor einigen Tagen 300 Führungskräften geschickt hat. Darin macht er vor allem die von "Halbwahrheiten" geprägte "Medienberichterstattung" für den schlechten Kurs der T-Aktie verantwortlich. Diese Analyse gehe an der Realität vorbei, glaubt die Gruppe der Manager. Sommer und Teile seines Vorstandes verdrängten Probleme wie die "eklatante Ertragsschwäche" in fast allen Geschäftsbereichen, anstatt Lösungen zu suchen.

Bundesfinanzmister Hans Eichel (SPD) wandte sich hingegen erneut gegen politische Einmischungen bei der Telekom. Der Minister sagte der Welt am Sonntag, er sehe einen Aufwärtstrend bei der Telekom. Das Unternehmen sei "solide und werthaltig", mit einem mittelfristigen Kursverfall rechne er nicht. Die Krise der Telekom sei offenbar eine vorübergehende Phase, mit ausgelöst durch die hohen Investitionen bei den UMTS-Lizenzen, sagte Eichel der WamS weiter. Diese seien notwendig, damit das Unternehmen im Bereich der Mobilfunktechnik bei den Großen mitspielen könne.

Eichel wies erneut die Forderungen der Opposition nach einem Rücktritt von Telekom-Chef Ron Sommer als "völlig unangebracht" zurück. Diese Forderungen seien unredlich, zumal die Opposition sich einerseits damit brüste, die Privatisierung der Telekom eingeleitet zu haben. Andererseits wolle sie nun "dirigistisch eingreifen", sagte Eichel. Auch als Hauptaktionär des Unternehmens solle der Bund die Entscheidungen bei Aufsichtsrat und Vorstand der Telekom belassen, betonte Eichel. Es handele sich bei der Telekom um eine Aktiengesellschaft und nicht um Bundesvermögen.