Gedankenblitz

Schneller schalten: Mit Lichtgeschwindigkeit durchs neue Internet

Rein optische Schalter ermöglichen verzögerungsfreie Signalweiterleitung
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Hewlett-Packard-Tochter Agilent hat einen rein optischen Schalter entwickelt, der Lichtsignale ohne Verzögerung weiterleitet. Damit wird die unangenehme "Stausituation" behoben, die zur Zeit an den Knotenpunkten der Datennetze entsteht: Die schnellen Lichtsignale, mit denen Daten über die Glasfasernetze transportiert werden, müssen dort wieder in elektronische Signale verwandelt werden und umgekehrt. Dadurch entstehen erhebliche Verzögerungen, denn die Daten kommen - relativ gesehen - nur im Schneckentempo voran. Die Entwicklung eines "Lichtschalters" überwindet diesen Engpass, weil ein rein optischer Schalter die Signale ohne Verzögerung weiterleiten kann.

Der französische Telekomkonzern Alcatel will das Bauelement, das etwa doppelt so groß wie ein Fünf-Pfennig-Stück ist, nach eigenen Angaben ab Ende des Jahres in optischen Netzen für die Datenübertragung einsetzen. Eine Kapazität von 40 Gigabit pro Sekunde und darüber wird damit zumindest theoretisch möglich - eine Million Mal mehr als bei einem herkömmlichen Modem für den PC zu Hause. Schneller und einfacher heißt auch billiger: Alcatel schätzt, dass Netzbetreiber rund 40 Prozent der Kosten auf diese Weise sparen können.

Nicht nur Agilent sieht sich im Wettrennen um die ersten Lichtschalter als Sieger. Die Technologie ist hochkomplex und kommt in unterschiedlichen Varianten auf den Markt. Auch andere Unternehmen melden vor allem in den USA "Meilensteine" und "Quantensprünge" ins "Evernet" - das immer und überall erreichbare Echtzeit-Netz. Heftig wird um die Gunst der Telekomkonzerne - und der Börse gerungen. Die Corvis Corporation mit Sitz im Bundesstaat Maryland hatte bei ihrem Börsengang im Juli 2000 praktisch keine Umsätze vorzuweisen und war allein durch die Ankündigung eines rein optischen Schalters auf einmal mehr wert als der Autoriese General Motors. In den folgenden Monaten entwickelte sich der Kurs allerdings steil nach unten.

Agilent verdankt seine Erfindung einem Geistesblitz: Durch Zufall kam die Forscherin Julie Fouquet vor fünf Jahren auf eine an sich sehr einfache Idee, die damals jedem im Hewlett-Packard-Labor sofort einleuchtete: Sie setzte in ihren Schalter die kleinen Bläschen ein, mit denen ein Tintenstrahldrucker die Flüssigkeit auf das Papier spritzt, um damit das Licht in eine bestimmte Richtung abzulenken. Schon hatte das spätere Produkt einen Spitznamen: Champagner.