Aus(der)tausch

Napster: Urteil wird heute erwartet

US-Berufungsgericht entscheidet heute über die Zukunft der Musiktauschbörse
Von dpa / Edward Müller

Im Rechtsstreit um die Internet-Musiktauschbörse Napster wird heute vom zuständigen Gericht [Link entfernt] in San Francisco das Urteil gesprochen. Das Urteil wird laut Information auf der Website des Gerichts gegen 19 Uhr unserer Zeit veröffentlicht. Das Gericht wird bekanntgeben, ob der Berufungsantrag von Napster gegen eine von der Musikindustrie erwirkte einstweilige Verfügung Erfolg hatte. Das Gericht könnte Napster auffordern, die Tauschbörse einzustellen.

Die Musik-Industrie hatte Napster wegen Verletzung der Urheberrechte verklagt. Mit Hilfe des Napster-Programms können sich Internet-Surfer potenziell zehntausende Musiktitel kostenlos über das Internet herunterladen.

Das anstehende Urteil über die Internet- Musiktauschbörse Napster löste heute einen Massenansturm auf die Website aus. Nach Angaben des Internetportals tecchannel.de boten über eine halbe Million Nutzer ihre Musikdateien zum Tausch an. Das sind etwa 300 000 Nutzer mehr als an gewöhnlichen Tagen.

Nach Ansicht von Prozessbeobachtern ist es wenig wahrscheinlich, dass das Gericht Napster Recht geben wird. Dennoch glauben Experten auch nicht an eine Schließung der Website. Die Richter könnten den Fall wieder an die vorhergehende Instanz zurück verweisen mit der Direktive, zügig ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das den Urheberrechten gerecht wird. Insgesamt hielten sich die Musikfirmen aber mit einer Vorhersage zurück.

Napster selbst ist optimistisch. Das Portal habe großes Vertrauen in die Legalität seiner Börse, so der Kommentar auf "napster.com". Immer mehr Firmen, so ein Branchenexperte, würden in Napster keinen illegalen Handel, sondern vielmehr eine Chance sehen, gezielt an Millionen von ausgesprochenen Musikfans zu kommen. "Das darf sich doch eigentlich kein Unternehmen entgehen lassen."

Im Oktober 2000 hatte der deutsche Medienkonzern Bertelsmann Napster überraschend eine strategische Allianz angeboten. Der Medienkonzern aus Gütersloh will die Plattform zu einem Musikvertriebsweg der Zukunft ausbauen.