Freispruch?

Dänische Großuntersuchung: Kein höheres Krebsrisiko durch Handys

Untersuchung wird jedoch kritisiert, weil alle Testpersonen älter als 18 Jahre alt waren
Von dpa / Matthias Maetsch

Eine Untersuchung mit 420 000 dänischen Handy-Benutzern hat kein erhöhtes Krebsrisiko für Erwachsene durch Mobiltelefone ergeben. Wie die Gesellschaft zur Krebsbekämpfung in Kopenhagen am Mittwoch mitteilte, sei bei der bisher weltweit umfassendsten Untersuchung dieser Art für den Zeitraum der letzten drei bis maximal sechs Jahre keinerlei messbar höhere Rate von Gehirntumoren, Leukämie oder Speicheldrüsenkrebs festgestellt worden.

Projektchef Christoffer Johansen erklärte einschränkend, dass bis zu einem «endgültigen Freispruch» des Handy als mutmaßlichem Krebserreger eine deutlich längere Untersuchungsphase nötig sei. «Unsere Untersuchung hat sehr viel Gewicht. Sie ist aber dennoch nur Teil einer umfassenden EU-Untersuchung, deren Schlussresultat in fünf Jahren vorliegen wird», sagte Johansen.

Die Ergebnisse des dänischen Projektes wurden von der Fachwelt dennoch mit großer Spannung erwartet, weil hier zum ersten Mal in großem Umfang die Daten von Mobiltelefon-Unternehmen mit denen eines landesweiten Krebsregisters abgeglichen werden konnten. Es habe dabei für keine der als wahrscheinlich angenommenen Krebsarten eine erhöhte Krankheitsrate bei Handy-Nutzern gegeben, hieß es am Mittwoch in Kopenhagen. Johansen betonte aber auch, dass die Untersuchung sich nicht auf andere mögliche Gesundheitsrisiken von Mobiltelefonen wie Parkinson, Tinnitus, Demenz, erhöhtem Blutdruck und Gedächtnisstörungen beziehe.

Kritik an den Schlussfolgerungen der Gesellschaft zur Krebsbekämpfung äußerte der Neurologe Albert Gjedde vom Uni- Krankenhaus Aarhus. Gjedde nannte die Dauer der Untersuchungsperiode zu kurz und verwies auf eine nach seiner Meinung ungewöhnlich hohe Zahl von Hirngeschwulsten bei einer Gruppe von Testpersonen. Er erwarte, dass bei der Abgleichung der Zahlen in 10 bis 15 Jahren eine Verdoppelung der Hirntumor-Erkrankungen von Handy-Benutzern auftreten werde.

Die an der Untersuchung beteiligten Experten wiesen selbst darauf hin, dass nur Personen über 18 Jahren untersucht worden seien. Sie sprachen sich für eine systematische Untersuchung von Krebserkrankungen bei Kindern in ganz Nordeuropa aus. Wegen der dünneren Hirnschale und anderer Besonderheiten sei hier besondere Vorsicht und Zurückhaltung bei der Anwendung von Handys geboten.