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Internet spaltet die globale Arbeitswelt

Informations- und Kommunikationstechnologien schaffen Arbeit
Von Marie-Anne Winter / dpa

Ob das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, muss jeder selbst entscheiden. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) stellt im Weltarbeitsbericht 2001 unter dem Titel "Arbeitsleben in der Informationswirtschaft" fest, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) langfristig den Weltarbeitsmarkt revolutionieren werden. Auf jeden Fall zeichnet sich ab, dass durch den Einsatz dieser Technologien wieder mehr Arbeit auf uns zukommt. Denn soviel Information, wie jetzt dank der neuen Technologien um die Welt gejagt wird, muss nicht nur produziert, sondern auch gesichtet und verarbeitet werden. Und dazu braucht es tatsächlich noch Menschen. Allerdings droht diese Entwicklung an den meisten Entwicklungsländern vorbeizugehen.

Laut ILO fehlen derzeit weltweit 500 Millionen Jobs. Noch hätten viel zu wenig Menschen einen Internetzugang, um einen global ausgleichenden Effekt der Technologie auf den Arbeitsmarkt zu erreichen: Nur fünf Prozent der Weltbevölkerung nutzen das weltweite Datennetz, davon leben 88 Prozent von ihnen nach ILO-Angaben in Industriestaaten. Afrika und der Nahe Osten stellten zusammen gerade ein Prozent der Internetnutzer, es drohe eine "digitale Trennung" der Welt.

Die Zahl der Arbeitslosen weltweit lag bei 160 Millionen Menschen, um 20 Millionen höher als vor dem Gipfel der Asienkrise 1998. Insgesamt habe ein Drittel der arbeitsfähigen Weltbevölkerung keine oder keine angemessene Arbeitsstelle, deren Bezahlung den Lebensunterhalt sichern kann. Weltweit würden nach ILO-Angaben in den nächsten zehn Jahren mehr als 500 Millionen Jobs benötigt, um die Arbeitslosigkeit zu halbieren.

Dennoch geht die Weltarbeitsorganisation von günstigeren Aussichten als in der jüngsten Vergangenheit aus. Hintergrund sei das Wirtschaftswachstum in den USA sowie ein "dynamischeres Europa und eine verbesserte Situation in Japan", heißt es in dem Bericht. Zudem hätten Ostasien und Russland sich schneller als erwartet von ihren Krisen erholt. In einzelnen Staaten ergebe sich jedoch ein düsteres Bild: In Ost-und Mitteleuropa etwa liegt die Arbeitslosigkeit den Angaben zufolge bei durchschnittlich 14 Prozent - die Spanne reiche jedoch von 16 Prozent in der Tschechischen Republik bis 68 Prozent in Georgien. Besonders betroffen seien junge Menschen, von denen bis zu 30 Prozent - doppelt so viele wie in Westeuropa - ohne Job seien.

Kennzeichnend für die künftige Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt seien Teilzeitarbeit und Zuwanderung auf Grund von Arbeitsangeboten - wie sie etwa die Bundesrepublik für die ICT-Branche per Green Card ermöglicht. Vor allem Indien, Osteuropa und Nordafrika entsenden laut ILO Arbeitskräfte in die westliche Welt. Die "digitale Trennung" der einkommensarmen und -reichen Staaten hätten nur wenige Länder - allen voran Indien mit jährlich um 50 Prozent wachsender Softwareindustrie und tausenden neuer Jobs - überschritten. Wichtig sei die Beteiligung auch der Entwicklungs- und Schwellenländer an dem auf 500 Milliarden US-Dollar geschätzten Software-Markt. Software aus Brasilien und China sowie Hardware aus Malaysia, Thailand und den Philippinen hätten bereits einen Teil des Weltmarktes erobert.