mobil genug

Absatzflaute bei Handys absehbar

In vielen Ländern ist der Markt allmählich gesättigt
Von Marie-Anne Winter

Im Jahr 2000 wurden mehr Handys als jemals zuvor verkauft. Die Schätzungen für den Absatz an Mobiltelefonen schwanken zwischen 400 und 420 Millionen Stück weltweit. Das entspricht einem Wachstum in diesem Marktsegment von rund 50 Prozent. Kaum eine andere Branche hat derzeit vergleichbare Zuwächse. Trotzdem zeichnet sich ab, dass die Märkte allmählich gesättigt sind. Bei den PCs hat sich das schon im Weihnachtsgeschäft abgezeichnet, wo die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen von Herstellern und Händlern zurückgeblieben sind. Auch bei den Mobiltelefonen werden die Hersteller sich auf ein langsameres Wachstum einstellen müssen.

Weltmarktführer Nokia hat Anfang dieser Woche den Anfang gemacht. Nun stellt sich die Frage, ob die vorsichtige Einschätzung des Weltmarktes durch Nokia lediglich eine Tiefstapelei des Weltmarktführers ist, um die hohen Erwartungen in das finnische Vorzeigeunternehmen zu bremsen, oder ob der Boom im Mobilfunk wirklich zu Ende geht. In vielen Ländern Europas besitzt bereits die Mehrheit der Bevölkerung ein Mobiltelefon und die Bereitschaft, das alte Handy sofort zu ersetzen, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt, ist eher gering. Bisher wurde die Nachfrage in erster Linie durch massive Subventionen der Netzbetreiber angeheizt, die wegen geringeren Gewinnmargen in den nächsten Jahren in diesem Bereich sicherlich zurückhaltender werden müssen. Denn noch ist nicht absehbar, ob sich die hohen Kosten für die Kundenaquise - die Subvention von Neugeräten macht einen großen Teil dieser Ausgaben aus - überhaupt wieder über die Gesprächgebühren hereinholen lassen.

In Skandinavien und Italien haben bereits 70 Prozent der Bevölkerung ein eigenes Handy. Dieser Wert gilt allgemein als Sättigungslinie für einen Markt. Je mehr Menschen ein Handy haben, desto schwieriger und damit teurer wird es für die Mobilfunkgesellschaften, weitere Kunden zu gewinnen.

Allerdings verfügen erst rund 12 Prozent der Weltbevölkerung über ein Mobiltelefon. Theoretisch winken noch hohe Absatzzahlen. Vor allem China und Brasilien gelten als attraktive Zukunftsmärkte. In den anderen Regionen wohnen nicht nur weniger Menschen, sie sind zumeist auch weniger wohlhabend als die in den technisch weiterentwickelten Ländern. Ob sich weite Teile der Bevölkerung von Schwarzafrika oder Lateinamerika in absehbarer Zukunft ein Handy leisten können, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall wird das Geschäft für die großen Hersteller globaler und damit schwieriger. Profitieren dürfte davon nach Einschätzung des "Handelsblatt" vor allem Nokia, weil Nokia der einzige wirklich globale Anbieter sei. Die beiden anderen großen Hersteller Motorola und Ericsson hätten zwar ebenfalls diesen Anspruch, die Umsetzung klappe aber nicht so richtig. Siemens habe seine Stärke vor allem in Deutschland und sei nur mit dem GSM-Standard vertreten.