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EU unterstützt Entwicklung für neues Supernetz

CERN-Forscher entwickeln nächste Internet-Generation
Von Marie-Anne Winter

Die EU will das Europäische Kernforschungslabor (CERN) in den kommenden drei Jahren mit 9,8 Millionen Euro (19,7 Millionen Mark) bei der Entwicklung eines neuen Super-Computernetzes unterstützen. Das neue Netz, das von den CERN-Forschern "The Grid" - das Gitter - genannt wird, soll das bestehende Internet ablösen.

Über "The Grid" soll jeder Computernutzer online maßgeschneiderte Antworten auf komplexe Fragen abrufen können. Während das "World Wide Web" lediglich "vorfabrizierte Informationen" liefert, stellt das neue Supernetz für jede Anfrage eigens aus verschiedensten verfügbaren Datensätzen individuelle Antworten zusammen.

Der Nutzen des Grid für die Allgemeinheit ist unübersehbar. Trotzdem haben die Physiker vom CERN ein ureigenes Interesse an der Entwicklung des neuen Supernetzes. Denn der neue Teilchenbeschleuniger, der in den nächsten fünf Jahren in Genf gebaut werden soll, wird Datenmengen produzieren, die mit den bisherigen Kapazitäten des World Wide Web nicht mehr zu bewältigen wären. Die Daten, die der neue Beschleuniger ausspucken wird, sollen über das neue Netz an etwa 500 angeschlossene Institute weltweit verteilt werden. Dort stellen sich die Rechner die jeweilig benötigten Daten und Anwendungen je nach Fragestellung automatisch zusammen.

Der große Vorteil des neuen Systems liegt darin, dass sich die Wissenschaftler nicht mehr durch die riesigen Datenmengen im WWW kämpfen müssen. Je nach Formulierung der Anfrage werden die relevanten Datenbanken vernetzt und abgeglichen. Auf diese Weise kann man Zusammenhänge zwischen verschiedensten Phänomenen ermitteln, sofern irgendwo Daten darüber vorhanden sind. Ob man nun wissen möchte, ob das Wetter mit dem Schokoladenkonsum in einer bestimmten Gegend zusammenhängt oder die Verkaufszahlen von Fernsehern mit der Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun haben - keine dieser Frage wird unbeantwortet bleiben.

Schon die Entwicklung des World Wide Web vor etwa zehn Jahren geht auf die Initiative der Wissenschaftler am CERN zurück. Die Forscher brauchten das WWW, um Physikern weltweit Daten aus dem Forschungszentrum liefern zu können. Hans Hoffman, Direktor für Technologietransfer am Cern erklärt, dass man jetzt eine Organisationssoftware schreiben werde. Die "Middleware" wird wie Linux offen sein, so dass auch andere Ideen, etwa für eine industrielle Nutzung, eingebracht werden können. Eine breite Nutzung des Grid soll in spätestens zehn Jahren möglich sein.