Skepsis

Telekom Austria: Größter Börsengang Österreichs mit kleinen Hindernissen

Zurückhaltung der Kleinanleger dürfte andauern
Von AFP / Frank Rebenstock

Kaufen oder nicht kaufen? Diese Frage stellt sich in diesen Tagen so mancher Österreicher, wenn er an den Börsengang der Telekom Austria denkt. Während eine millionenschwere Marketingkampagne in allen Zeitungen und Zeitschriften mehrfarbig die Vorzüge der TA anpreist, äußern sich Experten eher skeptisch über die Zukunft der Telekom-Aktie. Eine "Volksaktie", räumt selbst die zuständige Werbeagentur ein, werde das TA-Papier sicher nicht werden. Doch die Privatisierung wird von der staatlichen Holding ÖIAG durchgezogen - schließlich wurde dies im Regierungsabkommen der Mitte-Rechts-Koalition beschlossen. Für wirtschaftlich sinnvoll hält den Börsengang im Moment aber kaum jemand.

"Die Regierung sieht vorrangig das politische und psychologische Moment", schätzt Harald Friedrich von der Bank ABN Amro. Eine umfassende Privatisierung der noch im Staatsbesitz verbleibenden Unternehmen steht auf den Fahnen der Koalition aus konservativer ÖVP und rechtspopulistischer FPÖ ganz oben. Da half auch kein Widerspruch von Telekom-Chef Heinz Sund, der bis in den Sommer hinein laut darüber nachdachte, ob der Börsengang nicht zu früh für sein noch straffungsbedürftiges Unternehmen komme. Im August wurde die Entscheidung für die Aktienemission durchgezogen - und seither klingt auch Sund überraschend optimistisch.

Dabei fällt der Börsengang "in eine extrem unglückliche Zeit", schätzt der Analyst René Riefler von der EuroInvest Bank. Tatsächlich sind die Telekom-Werte in ganz Europa in den Keller gefallen, außerdem beginnt in Österreich am Donnerstag die Auktion der UMTS-Mobilfunklizenzen, die das ohnehin schwache Ergebnis der Telekom weiter belasten wird. "Trotzdem wird das Regierungsabkommen gnadenlos eingehalten", so Riefler. Zu gern würde die Regierung aus den Österreichern ein Volk von Kleinanlegern machen.

Auf diese Absicht deutet auch die Preisspanne hin, die nach Angaben der Tageszeitung "Kurier" (Mittwochausgabe) im Privatisierungsaussschuss mit 9 bis 12 Euro festgelegt wurde. Damit würde das Preisband deutlich unter den bisherigen Erwartungen liegen. Die ÖIAG hüllte sich am Dienstag abend weiter in Schweigen zu den Kosten der Aktie.

Selbst wenn der Preis tatsächlich niedrig ausfällt, ist offen, ob sich die österreichischen Anleger in Massen für die TA-Aktie begeistern lassen: Bei acht Millionen Einwohnern gibt es im Moment etwa 500.000 Aktienbesitzer - Sparbücher hingegen gibt es nach Angaben der Banken 25 Millionen. Auch der Versuch der Regierung, für private Altersvorsorge mit Investmentfonds zu werben, erwies sich als Flop. Eine Aktienemission unter schwierigen Marktbedingungen dürfte nach einhelliger Einschätzung der Experten die Zurückhaltung der Österreicher wohl kaum ändern. Auf die "Ticketkampagne", also die Möglichkeit sich eine Aktienzuteilung unverbindlich garantieren zu lassen, antworteten 125.000 Menschen. "Das Ziel, dass die Leute über die Telekom-Aktie diskutieren, haben wir voll erreicht", sagt dazu der Vorstand der CAIB Investmentbank, Franz Kubik.

Ob mehr als Diskutieren herauskommt, ist fraglich. Max Reuter, Sprecher des Vereins für Konsumenteninformation, warnt: "Leuten, die über keine solide Vermögensbasis verfügen, würde ich die Telekom-Aktien nicht empfehlen, zumindest nicht in größerer Menge." Für viele Österreicher ist die Frage "Kaufen oder nicht kaufen?" damit sicher beantwortet.