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DomCom - Konkurrenz für NetCologne?

Tücken und Probleme im Festnetz einer Großstadt - Das Beispiel Köln
Von Michael Hahn

Neidisch blickt so mancher Bewohner ländlicher Regionen auf die Festnetz-Tarife des Telefonanbieters in der nächsten Großstadt. Sekundengenaue Taktung im Ortsbereich - bei Minutenpreisen von etwa 3 Pfennigen pro Minute. Wer will da noch auf dem Land wohnen? Doch der Schein trügt - das Beispiel Köln zeigt, dass Festnetz-Telefonie in der Großstadt wahrlich kein Tarif-Paradies sein muss. Vielleicht ist Telefonieren in der Domstadt günstiger geworden - unkomplizierter jedoch sicher nicht.

Über eine Million Einwohner hat Köln. Genug, damit es sich für Telekom-Konkurrenzten lohnt, Festnetzanschlüsse anzubieten. Zwischen vier Anbietern kann der Kölner inzwischen wählen. Die Alternativen zur Telekom heißen Netcologne, Arcor und MobilCom. Seit etwa drei Wochen versucht zudem der Preselecter DomCom in Köln Fuß zu fassen.

Zum Netcologne-Start vor gut zwei Jahren wechselten viele Telekom-Kunden zur regionalen Alternative Netcologne. Vor allem die günstigen Ortsgespräche lockten. Auch Ferngespräche waren günstiger - der Andrang war enorm. Neukunden mussten wochenlang auf die Umstellung warten. Das geht inzwischen deutlich schneller - die Euphorie ist verflogen. Die Schattenseiten des Tarifs haben sich in der Domstadt wohl herumgesprochen: Wer bei Netcologne unterschreibt braucht sich keine Sparvorwahlen mehr zu merken - die funktionieren dort nämlich nicht. Bitter: Das Deutschland-Gespräch in der Hauptzeit kostet beim Normalanschluss 14 Pfennig pro Minute. Laut Teltarif-Datenbank ist es im Call-by-Call aber inzwischen für weniger als die Hälfte zu haben - bei sekundengenauer Taktung immerhin schon für knappe 9 Pfennige. Auch MobilCom unterbindet das Call-by-Call. Bei Arcor funktionieren nur die Sparvorwahlen von Telekom und o.tel.o.

Durch einen Wechsel sparen kann nur, wer viele Ortsgespräche führt. Und die sind bei Arcor mit 9 Pfennig in der Hauptzeit so teuer wie ein Ferngespräch im offenen Call-by-Call - wenig verlockend. Bei Netcologne und MobilCom kostet ein Ortsgespräch hingegen höchstens 6 Pfennig. Bei den Deutschland-Tarifen kann man sich zumindest bei MobilCom mit Tarifen zwischen 4 und 12 Pfennig in der Minute nicht in den Ruin telefonieren. Es ist aber die Frage, ob man bei Ortgesprächen überhaupt so viel sparen kann, wie man bei den Ferngesprächen verschenkt - auch bei MobilCom.

DomCom versucht aus dieser Situation Profit zu schlagen und könnte auch durchaus den einen oder anderen Zweifler für sich gewinnen. DomCom ist eine Vertriebsmarke von Telelev GmbH, die in Leverkusen auch Festnetzanschlüsse anbietet. In Köln ist man aber noch nicht soweit. Stattdessen gibt es Call-by-Call und Preselection - auch für Nahgespräche. Ein Anruf ins benachbarte Bergisch Gladbach kostet bei DomCom in der Hauptzeit 6 Pfennig. Abgerechnet wird im fairen Sekundentakt. Hier liegt der Neuling mit Netcologne und MobilCom gleichauf. Nachts ist DomCom aber sogar günstiger. Nach 22 Uhr lässt sich schon für 3 Pfennig pro Minute telefonieren - nur eben ohne Vertragsbindung. Wer die Sparvorwahl 0 10 000 nutzen will, muss sich aber registrieren lassen. Reine Ortsgespräche per Call-by-Call sind nicht möglich.

Netcologne schwinden damit die Argumente für den eigenen Festanschluss - nur innerhalb des Kölner Vorwahlbereiches 0221 sind sie noch günstiger. Die sonstigen Preise sind jedoch kein Grund mehr, zum bisher so erfolgreichen Lokalanbieter zu wechseln.

Der Kölner steht also vor der Wahl: Entweder günstige Ortsgespräche und teure Ferngespräche bei NetCologne? Oder der umgekehrte Fall bei der Telekom, bei der Call-by-Call ohne Einschränkung funktioniert. Lachender Dritter könnte MobilCom sein. Wie bei BerliKomm in der Hauptstadt kosten Gespräche zu Ortsanschlüssen im eigenen Netz keinen Pfennig. Paare könnten mit langen Gesprächen quer durch die Stadt eventuelle Mehrkosten also problemlos wieder 'reinholen'. Vorausgesetzt, sie haben das Glück in einer von MobilCom bereits verkabelten Straße zu wohnen. Auch Arcor will mit netzinternen Dumping-Angeboten locken, testet aber derzeit noch: Bei der Tochter isis in Düsseldorft kosten interne Gespräche 2 Pfennig je Minute.

Wie in Köln stellt sich die Situation vielerorts dar. Kaum ein Festnetz-Anbieter lässt dem Kunden im Call-by-Call alle Freiheiten. Günstige Ortsgespräche wollen schließlich gesund gegenfinanziert sein. Fazit: Wer keine Lust auf Sparvorwahlen hat, sollte einen Wechsel durchaus in Erwägung ziehen. Schließlich bieten die Orts-Anbieter auch günstige Internet-Tarife. NetCologne schnürt entsprechende Pakete - Arcor hat sogar eine Flatrate im Programm. Wer hingegen immer auf der Jagd nach den günstigsten Angeboten bleiben will, ist bei der Telekom vielleicht besser aufgehoben. Wenn hier jetzt die bereits gewechselten Großstädter neidisch werden: Selbst jeder "Knebelvertrag" hat höchstwahrscheinlich eine Kündigungsfrist. Und Teltarif immer die aktuellen Informationen zur passenden Alternative.