Flaute

Dritter Börsengang der Telekom sorgt kaum für Aufregung

"Da ist doch nix Spannendes dran"
Von AFP / Christopher Paun

Kein Massen-Andrang an den Bankschaltern, keine Systemzusammenbrüche bei den Online-Brokern, keine aufgeregten Analysten: Der dritte Börsengang der Deutschen Telekom, der sich am Montag mit dem ersten Handelstag neuer Staatsanteile an der Börse vollzieht, kommt vergleichsweise unspektakulär daher. Das Angebot von 200 Millionen Aktien ist zwar auch diesmal überzeichnet, aber bei weitem nicht so stark wie beispielsweise beim ersten Börsengang im November 1996, mit dem der Branchenprimus die Deutschen noch in einen wahren Aktienrausch versetzt hatte. Für Finanzmarktprofis ist der Grund für die Zurückhaltung klar: "Da verschiebt sich doch nur die Eigentümerstruktur, da ist nix Spannendes dran", erläutert Telekom-Analyst Joeri Sels vom Bankhaus Julius Bär, "das ist eher was für den Quelle-Katalog in Rumänien".

Von einem Flop will dennoch niemand reden. Schließlich fanden sich mehr als genug Kleinanleger, die ungeachtet stürmischer Börsenzeiten Geld in neue T-Aktien stecken wollen. Bis zum Ende der Frühzeichner-Phase am 9. Juni orderten 2,6 Millionen Privatanleger aus aller Welt rund 315 Millionen T-Aktien, institutionelle Investoren und später eingegangene Aufträge nicht mitgerechnet. Zwei Drittel der Nachfrage kam aus Deutschland. Am Samstagnachmittag sollen Ausgabepreis und Zuteilungsschlüssel bekannt gegeben werden, am Montag werden die ehemaligen Bundesaktien im Beisein von Konzernchef Ron Sommer und Vertretern des Bundesfinanzministeriums an der Börse eingeführt.

Der Emissionspreis dürfte sich nahe am Freitagsschlusskurs und damit wohl unterhalb der 70 Euro (137 Mark) bewegen. Analysten erwarten keine riesigen Kurssprünge, sehen aber zumindest mittelfristig ein akzeptables Gewinnpotenzial. Da könnte der Kurs wieder in die 100-Euro-Gegend geraten, wo die T-Aktie bereits vor der weltweiten Korrektur bei den Technologiewerten rangiert hatte, schätzt beispielsweise Markus Glockenmeier vom Bankhaus Delbrück&Co.

Die Privatanleger dürfte vorerst mehr interessieren, wer wie viele Aktien erhält. Die Telekom hat eine faire und transparente Zuteilung versprochen, allerdings bereits im Vorfeld angekündigt, leer ausgegangene Zeichner der jüngst ausgegebenen T-Online-Aktie bevorzugt zu berücksichtigen. Klar ist, dass alle Frühzeichner drei Euro (knapp 5,87 Mark) Rabatt auf den Ausgabepreis erhalten und für je zehn Aktien eine geschenkt bekommen, wenn sie ihre Anteilsscheine bis mindestens Ende 2001 behalten.

Die großen Fonds und andere institutionelle Anleger hätten sich bei der Zeichnung neuer T-Aktien diesmal zurückgehalten, will die "Financial Times Deutschland" erfahren haben. Sie sehen demnach die Wachstumsgrenzen bei der Deutschen Telekom weitgehend erreicht und vermissen seit Monaten eine überzeugende Kauf- oder Fusionsnachricht des deutschen Branchenprimus' auf Kernmärkten wie den USA, Japan oder in der EU. Damit könnte Ron Sommer vielleicht schon in Kürze aufwarten: Sein Unternehmen bereitet gerade eine milliardenschwere Anleihe in verschiedenen Währungen vor, die nicht nur zur Ersteigerung einer der teuren UMTS-Mobilfunklizenzen, sondern auch zur Finanzierung einer interessanten Übernahme dienen könnte.