Analyse

Marktforscher dämpfen WAP-Euphorie

Giga Information Group fordert Preissenkung für mobiles Internet
Von Christopher Paun

Hersteller und Medien feiern das mobile Internet - aber in Wirklichkeit ist die WAP-Branche noch auf der Suche nach dem Massenmarkt, urteilt die Münchner Marktforschungs- und Beratungsgesellschaft Giga Information Group. Zwar erfährt das Wireless Application Protocol für die Internet-Nutzung per WAP-Handy oder Organizer reges Interesse, gesteht Giga zu. Das WAP-Toolkit von Nokia sei mehr als 25.000 mal heruntergeladen worden, der WAP-Synchronisationsdienst von space2go hat mehr als 40.000 Nutzer, die Anzahl der WAP-Pilotprojekte erstreckt sich auf mehrere 1000 weltweit.

Dennoch haben selbst Hersteller wie Nokia keine Vorstellung davon, welche Anwendungen den WAP-Massenmarkt darstellen werden, urteilen die Marktforscher in ihrem Report. Klar scheint, dass die vielzitierte Abfrage von Aktienkursen nichts für den breiten Massenmarkt ist. Auch die bisher entdeckten Geschäftsanwendungen bezeichnet Giga-Analyst Carl Zetie als Nischen.

Die stärkste Ausrichtung auf den Massenmarkt weisen nach Einschätzung von Giga persönliche WAP-Dienste wie beispielsweise Yahoo Calendar und space2go WAP auf. Hierbei führt der Nutzer seinen Terminkalender oder sein persönliches Adressverzeichnis bei einem WAP-Provider, so dass er von unterwegs mit jedem WAP-fähigen Handy und Organizer darauf zugreifen kann. Künftige WAP-Dienste werden auch die Terminverwaltung für Gruppen zulassen. Dadurch können sich beispielsweise Jugendcliquen, Familien, Clubs, Vereine und Firmen leicht per Handy von unterwegs abstimmen. Termin-WAPpen könnte so populär werden wie das Kommunizieren per SMS, vermuten die Marktforscher.

Voraussetzung ist allerdings, dass der WAP-Zugang deutlich preisgünstiger wird. Erst massive Preissenkungen durch die Netzbetreiber können WAP auf breiter Front zum Durchbruch verhelfen. Zuvor ist - unabhängig von der Anwendung - an einen Massenmarkt nicht zu denken.