Spur

Suche nach dem Urheber des ILOVEYOU-Virus

Zwei Tatverdächtige: Einer auf den Philippinen, einer aus Deutschland
Von / AFP

Nach den weltweiten Milliardenschäden durch den als Liebesbrief getarnten Computer-Virus `I LOVE YOU" haben die philippinischen Ermittler einen Verdächtigen ausfindig gemacht. Es handelt sich nach Presseangaben vom Samstag um einen 23-jährigen Mann aus dem Mittelklasse-Viertel Pandacan in der Hauptstadt Manila. Ein schwedischer Informatiker machte hingegen einen deutschen Studenten mit dem Vornamen Michael als Verursacher der Virus-Lawine ausfindig.

Die Festnahme des 23-Jährigen werde bereits vorbereitet, verlautete aus der Ermittlungsbehörde NBI in Manila. Der Hacker soll bereits am 28. April über den Internet-Provider SkyInternet versucht haben, einen ersten Teil des Programms des `I LOVE YOU"-Virus zu verbreiten. Erst der am Donnerstag hinzugefügte zweite Teil des Programms soll dann die Viren-Lawine ausgelöst haben. Der Direktor des philippinischen Instituts für Informatik, Ramon Seneres, wies darauf hin, dass das Programm des Virus relativ einfach sei. Um ein derartiges Programm zu schreiben, seien keine außerordentlichen Informatikkenntnisse notwendig, sagte Seneres.

Der schwedische Wissenschaftler Fredrik Bjoerck sagte hingegen der Nachrichtenagentur TT, er habe den Deutschen bereits drei Stunden nach dem Auftreten des Virus als Verursacher ausgemacht. Demnach studiert Michael zur Zeit in Australien, er habe jedoch den Virus von den Philippinen aus aktiviert. Bjoerck ist Informatiker an der Universität Stockholm. Vergangenes Jahr hatte er den Urheber des Virus `Melissa" ausfindig gemacht, der die E-Mail-Systeme von Computer-Firmen wie Microsoft und Intel sowie des US-Verteidigungsministeriums lahm gelegt hatte.

Es könnte durchaus sein, dass an beiden Berichten etwas dran ist. Wenn man annimmt, dass Michael der eigentliche Urheber ist, könnte er den Computer eines ahnungslosen Philippino geknackt haben, um von dort aus die Lawine in Gang zu setzen. Hacker, die gewieft genug sind, ein Virus wie `I LOVE YOU" zu schreiben, wissen auch, wie sie ihre Spuren verwischen. Das Virus in Visual Basic ist zwar relativ einfach vom Aufbau her, nutzt aber dennoch diverse Windows-Systemtricks, um sich weiter zu verbreiten.

Nach Angaben der australischen Computersicherheits-Firma Symantec sind mittlerweile bis zu 60 Varianten des ursprünglichen `I LOVE YOU"-Virus im Umlauf. Symantec befürchtete vor allem weitere Schäden durch eine Variante mit der Betreff-Zeile `Virus ALERT!", der glauben macht, es handele sich um Hinweise zur Virenbekämpfung.