Schadensbilanz

Virus hinterlässt Spur der Verwüstung

Aufräumarbeiten beginnen - Behörden ermitteln
Von AFP / Steffen Pospischil

Der Computervirus "I LOVE YOU" hat eine Spur der Verwüstung in Rechnersystemen rund um den Globus hinterlassen. Experten rechneten am Freitag damit, dass mindestens drei Millionen Computer mit dem als Liebesbrief getarnten Virus infiziert wurden. In Zehntausenden Unternehmen, internationalen Organisationen sowie Regierungssstellen wurden Rechner mit dem Virus selbst oder dessen Ablegern "Joke" und "Funny news" infiziert. In Deutschland werden zahlreiche Ministerien erst in der kommenden Woche wieder per E-Mail erreichbar sein. Die Bundesregierung kündigte eine eingehende Untersuchung durch die Ermittlungsbehörden an.

In "kritischen Systemen" der Bundesregierung seien keine Schäden entstanden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Roger Kiel. Einige Ministerressorts seien per E-mail voraussichtlich aber "bis Montag nicht erreichbar" bis Anti-Virenprogramme den Störer eliminiert hätten. Die Arbeit der Ministerien sei aber nicht in Frage gestellt. Bei sensiblen Behörden wie dem Bundeskriminalamt (BKA) oder dem Bundesamt für Verfassungschutz habe es keine Beeinträchtigungen gegeben. Auch Kanzleramt und Bundespresseamt entgingen demnach der Attacke durch den Virus.

Die US-Bundespolizei FBI erklärte, ihrer Ansicht nach seien mindestens eine Million Rechner betroffen. Die Behörde arbeite mit Hochdruck daran, den Urheber des tückischen Virus zu finden. Eine heiße Spur zum Urheber der zerstörerischen E-Mail hatten die Behörden zunächst nicht, im Quellcode des Virus sind aber die Worte "Manila, Philippines" versteckt. Die philippinische Regierung betonte, dies reiche nicht als Beweis für die Ursprungszuweisung aus. Ramons Seneres, Chef des nationalen Rechenzentrums, sagte in Manila, es könne sich auch um ein Ablenkungsmanöver des wahren Autors handeln, der sich im Quellcode als "Spyder" zu erkennen gab.