Satphone

Schleppender Vermarktungsstart bei GlobalStar

Neues Satellitentelefonnetz keine Alternative zu Iridium
Von Volker Schäfer

Bereits im Herbst letzten Jahres hat GlobalStar sein aus 48 Satelliten bestehendes Netz komplett aufgebaut und anlässlich der Telecom-Messe in Genf den Vermarktungsstart in Europa verkündet. Viel passiert ist bis heute allerdings noch nicht. Zahlreiche Bodenstationen, die neben den Satelliten für die Telefonie erforderlich sind, fehlen noch, so dass das Netz zur Zeit in vielen Regionen noch nicht verfügbar ist.

Selbst zum Jahresende 2000 werden große Teile Afrikas und Asiens noch nicht versorgt sein. Andere Gegenden wie Neuseeland, Alaska, Grönland, Antarktis und die pazifischen Inseln kommen im Netzausbau des unter Experten als "LocalStar" verspotteten Netzes gar nicht erst vor.

Selbst wenn ein Erdteil - wie Europa - schon versorgt ist, heißt das noch nicht, dass man auch telefonieren kann. Von den drei angekündigten Handy-Modellen der Firmen Telit, Ericsson und Qualcomm ist derzeit lediglich das Telit-Gerät verfügbar. Qualcomm produziert seine Telefone nur für den amerikanischen Markt, das Ericsson-Modell wird erst im Sommer erhältlich sein.

Das Telit Sat 550 ist aus hartem Plastik und macht keinen allzu stabilen Eindruck. Ob es für Expeditionen in entlegene Gebiete geeignet ist, darf zumindest bezweifelt werden. Zubehör wie ein Zweitakku, der dank geringer Standby-Zeiten (unter 24 Stunden) dringend notwendig wäre, ein Tischladegerät oder eine Auto-Außenantenne werden noch gar nicht angeboten.

Die Telefone selbst werden zu einem Preis von 1.190 Euro direkt über den in Zentral-, West- und Südeuropa zuständigen Elsacom-Provider und Gateway-Betreiber, die italienische Firma Elsacom, angeboten. Bestellungen werden unter der Rufnummer 0800-1824743 entgegengenommen - wenn man die Sprachbarrieren überwindet. Die Telefonnummer der Kundenbetreuung ist nämlich nach Italien umgeleitet, wo man oft nur Elsacom-Mitarbeiter erreicht, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind.

Schafft man es, seine Wünsche deutlich zu machen, wird man in der Regel innerhalb von 48 Stunden zurückgerufen. Der Elsacom-Vertriebsbeauftragte sagte in unserem Fall wenige Tage nach der CeBIT Anfang März zu, Informationsmaterial zuzusenden. Leider sind die Unterlagen bis heute nicht angekommen. In zwei weiteren Fällen ging es potenziellen Kunden ähnlich.

Gelingt es einem aber doch, nach mehrfacher Nachfrage via Fax ein Bestellformular zu bekommen, so geht es plötzlich sehr schnell: Wenige Minuten, nachdem wir unser Bestellfax ausgefüllt zurückgeschickt haben, erhielten wir eine telefonische Auftragsbestätigung. 36 Stunden später wurde das Telefon per UPS Express zugestellt.

Betreiben kann man GlobalStar-Handys derzeit mit D1- oder D2-Karte. E-Plus und VIAG Interkom haben noch keine entsprechenden Roaming-Abkommen. Welche Kosten für D1- und D2-Kunden anfallen, ist allerdings noch unklar. Elsacom verweist zurecht an T-Mobil und Mannesmann Mobilfunk. Dort sind jedoch noch keine Preise bekannt, da sich das Roaming noch im Testbetrieb befindet.

Ende März erhielten wir von der T-Mobil-Pressestelle sogar die Information, dass die Gespräche noch nicht berechnet werden, da noch keine Abrechnungsdaten mit Elsacom ausgetauscht werden. Wir staunten nicht schlecht, als auf der D1-Abrechnung für den Monat März ein 17-sekündiger Testanruf dennoch mit exakt 6,1399 Mark netto berechnet wurde. Offenbar ist die Situation völlig unklar. Auch die Frage, ob man mit D1- und D2-Karte im Bereich anderer GlobalStar-Gateways telefonieren kann (Elsacom ist nur in Europa zuständig), konnte uns niemand beantworten.

Elsacom selbst vermarktet SIM-Karten der italienischen Telefongesellschaft Omnitel, allerdings nur auf ausdrückliche Nachfrage. Ansonsten wird man auf die Möglichkeit des Roamings mit seiner deutschen Karte verwiesen. Allzu attraktiv ist die Elsacom-Karte auch nicht. Zwar zahlt man nur 15 Euro monatliche Grundgebühr und die Minutenpreise (innerhalb Deutschlands z.B. 1,55 Euro) sind deutlich günstiger als bei unserem Test mit D1-Karte. Dafür hat man aber nicht die Möglichkeit, in terrestrischen GSM-Netzen zu roamen.

Ferner zahlt man auch stolze 1,32 Euro pro Minute für eingehende Gespräche. Grund: Die GlobalStar zugewiesene weltweit einheitliche Vorwahl 008813 ist noch nicht in Betrieb. Man bekommt von Elsacom eine Karte mit italienischer Telefonnummer und ist somit quasi Roamingkunde im eigenen Netz.

Auch die Technik ist noch nicht ganz ausgereift. Oft muss man mehrere Einbuchversuche unternehmen. Inhouse-Versorgung, die bei Iridium - wenn auch eingeschränkt - funktioniert - klappt bei GlobalStar nicht. Dafür ist es möglich, Kurznachrichten (SMS) nicht nur - wie bei Iridium - zu empfangen, sondern auch zu versenden. Vom terrestrischen Mobilfunk bekannte Features wie Rufnummernanzeige und Rufumleitung funktionieren einwandfrei und die Sprachqualität ist dank CDMA-Technologie sehr gut.

GlobalStar steckt derzeit noch in den Kinderschuhen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Situation in den nächsten Monaten stabilisiert. Teltarif hält Sie weiter auf dem laufenden.