Kleingeld?

Bei Anruf Passwort: Internet-Inhalte per Telefonrechnung bezahlen.

IT-Consult Voskuhl bietet neues Inkasso-System - Verbraucherschützer warnen vor Kostenfalle 0190-0
Von AFP / Christopher Paun

Erst im Januar wurden die 0190-0-Nummern genehmigt, schon findet sich ein Anbieter, der darüber die Abrechnung von kostenpflichtigen Internet-Inhalten abwickeln will. Wie bereits bei vielen US-Erotik-Seiten gang und gäbe, will jetzt die Firma IT-Consult Voskuhl auch in Deutschland Inkasso über die Telefonrechnung ermöglichen.

Das Hosting der Internet-Inhalte ist bei dem Service des dtms-Vetriebspartners gleich inbegriffen. Wer von den öffentlichen Seiten eines Anbieters in den geschützen Bereich möchte, benötigt dazu ein kostenpflichtiges Passwort. Dieses Passwort erhält er durch einen Anruf beim Sprachcomputer von IT-Consult Voskuhl. Der Betrag für das Passwort wird durch den Anbieter des "geschützten Bereichs" festgelegt und erscheint dann später auf der Telefonrechnung des Betrachters.

Unterdessen warnen Verbraucherschützer vor der Kostenfalle 0190-0. "Nutzen Sie solche Nummern nur, wenn Sie wirklich sicher sind, dass der angebotene Dienst den Anruf auch wert ist", warnt der Telefonexperte der Stiftung Warentest, Ronald Dammschneider, "wählen Sie nicht einfach irgendwelche Nummern auf Werbezettelchen." Mit 0190er-Nummern sei in der Vergangenheit generell "viel Schindluder getrieben worden, wenn man nicht gar von krimineller Energie sprechen will", klagt der Verbraucherschützer.

Die Phantasiesumme von einhundert Mark schon beim Abheben - "ja, technisch ist das möglich", bestätigt Jörg Kühnapfel, Marketing- Vorstand der dtms AG. Seine Gesellschaft ist zusammen mit der Deutschen Telekom eines von vier Unternehmen, die Interessenten aus der Wirtschaft 0190-0-Nummern vermitteln. Bislang gebe es in Deutschland allerdings noch keinen Anbieter, der so tief in die Taschen seiner Kunden greife, verspricht Kühnapfel. Auch weigerten sich die Telefongesellschaften bislang, offensichtlich missbräuchliche Dienste freizuschalten.

Wer mit einer solchen Nummer Geld verdienen will, muss sich demnach verpflichten, die Regeln der freiwilligen Selbstkontrolle für Telefonmehrwertdienste einzuhalten. Dort ist festgelegt, dass alle Rechnungsbeträge über fünf Mark bestätigt werden müssen, indem der Kunde die Tasten eins und neun drückt. Dieser Filter soll verhindern, dass versehentlich angewählte Nummern zu einem teuren Abenteuer werden.

Zudem ist in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen festgehalten, dass Kunden nicht bezahlen müssen, wenn sich der Betreiber der teuren Telefonnummer nicht an die Regeln hält. Alle sittenwidrigen Dienste werden aus dem Telefonnetz verbannt. Zudem wird von einer unabhängigen Anwaltskanzlei, auf die sich die im Wettbewerb stehenden Telefongesellschaften verständigt haben, jedes einzelne Angebot auf Sittenwidrigkeit geprüft. Werden die Rechtsexperten fündig, folgt eine kostenpflichtige Abmahnung und die betreffende Nummer wird sofort zwangsabgeschaltet.

Gedacht ist der teure 0190-Dienst eigentlich als bequeme Inkassomöglichkeit für bestellte Produkte und Dienstleistungen. Ein Anruf bei der Probeabo-Hotline eines Zeitungsverlages, und schon wird die Zeitung geliefert, während der Rechnungsbetrag über die Telefonrechnung eingezogen wird. Mehr als die Hälfte der Nutzer sind indessen Erotikanbieter: Sie verlangen zwischen 1,99 und 4,99 Mark je Minute Telefonsex.

Bei der Telekom befindet sich die Vergabe der 0190-0-Nummern noch im Stadium eines Betriebsversuchs. Der Telefonriese ist technisch noch nicht in der Lage, mehr als ein einstelliges DM-Entgelt je Telefonminute zu erheben. Die dtms in Mainz erzielte im Januar mit diesen Nummern bereits einen Umsatz von knapp einer Million Mark. "Wir hatten Forderungsausfälle von unter einem Prozent, weniger als im normalen Geschäftsverkehr", schwärmt Kühnapfel, "das heißt, die Dienstleistungsqualität stimmt offenbar."