Geduld

Viag-Berlikomm-Odyssee

Viag treibt Schabernack und BerliKomm tut garnichts - Auf der Suche nach alternativen Anschlussmöglichkeiten (Teil I)
Von Thomas Müller

Inzwischen ist es über ein Vierteljahr her, dass ich mich entschlossen habe, nach Berlin zu ziehen. Eine schöne Wohnung in ruhiger Lage war schnell gefunden. Ebenso schnell habe ich mich für einen Telefonanschluss entschieden. BerliKomm sollte es sein. Kostenlose City-Gespräche im BerliKomm-Netz und Gratis-Surfen mit dem werbefinanzierten ISP internet-free, das hatte mich überzeugt! Auslandsgespräche sind zwar etwas teurer, aber soviel telefoniere ich ohnehin nicht international. Wenn doch, dann kann man ja auch mal Callback nutzen.

Nachdem ich die Unterlagen ausgefüllt an die Berlikomm geschickt hatte, erhielt ich wenige Tage später eine Auftragsbestätigung, in der von einem Anschlusstermin innerhalb von 30 Werktagen die Rede war. Als ich dieses Schreiben in Händen hielt, hatte mich zum erstenmal ein ungutes Gefühl beschlichen - es sollte mich nicht trügen.

Der Termin meines Umzugs rückte näher und ich rief wiederholt bei der BerliKomm-Hotline an. Schließlich, nur noch eine Woche vor meinem Umzug, enndlich ein konkreter Termin: der 1. Dezember! Einen ganzen Monat sollte ich also auf einen Telefonanschluss verzichten! Die Berlikomm-Hotline empfahl mir sogar, zwischenzeitlich einen neuen Telekom-Anschluss schalten zu lassen. Doch 50 Mark jeweils für die An- und Abmeldung hielten mich davon ab.

Doch es gibt ja noch weitere Alternativen zur Telekom. So habe ich meinen Handy-Vertrag bei Viag Interkom in einen Genion-Vertrag umwandeln lassen. Das kostet nur bei der Abmeldung einmalig 50 Mark, also insgesamt nur die Hälfte. Genion, fand ich, ist eine tolle Sache: "Zuhause günstig und unterwegs mobil". Mit Genion ins Internet zu kommen, ist zwar so ähnlich, wie mit einem Moped auf der Autobahn zu fahren, aber es ist möglich. Schließlich habe ich ein Handy und einen Laptop, die sich über die IR-Schnittstelle prima vertragen. Für die Überganszeit von einem Monat würde das reichen, dachte ich.

Meine Stimmung trübte sich, als die BerliKomm den Anschlusstermin vom 1. Dezember auf den 1. Januar verlegte. Wieder wies mich die Hotline darauf hin, dass ich doch zwischenzeitlich einen Anschluss bei der... "Ja, Ja," habe ich entgegnet: "Ich habe bereits einen Festanschluss". Daraufhin wollte die Berlikomm-Mitarbeiterin meine Rufnummer wissen, damit ich auch am neuen Berlikomm-Anschluss unter meiner bisherigen Festnetznummer erreichbar bin. Also gab ich ihr meine Viag-Genion-"Festnetznummer". Ich bin schon gespannt, ob in ein paar Wochen oder Monaten die Portierung dieser Nummer zur BerliKomm problemfrei über die Bühne geht.

Genion wurde hingegen tatsächlich innerhalb einer Woche freigeschaltet und funktioniert auch - zumindest meistens. So landeten anfangs Anrufe auf die Festnetznummer des öfteren auf der Mailbox, selbst dann, wenn ich mit meinem Handy zuhause war. Ein anderer Gag im Interkom-Netz ist das Spiel: "Ich hör, ich hör, was Du nicht hörst!" Dabei versteht man den Anrufer klar und deutlich, wie er "Hallo - Hallo" ruft, der Anrufer selbst hat jedoch Totenstille im Ohr. Meistens ruft er dann nochmal an, und dann klappt es auch. Doch die Sprachqualität ist nicht mit dem Festnetz vergleichbar. Sie ist manchmal regelrecht berauschend! Des öfteren meinten Anrufer, sie wären zu einem Handy umgeleitet worden und haben gefragt, ob sie mich besser später zuhause anrufen sollen - dort war ich aber bereits.

Über den Jahreswechsel war ich verreist. Doch auch, als ich im neuen Jahr zurück kam, sah meine Wohnung aus wie vorher: kein Telefonanschluss. Immer noch kein kostenloses Telefonieren möglich - dabei hatte ich mich so darauf gefreut! Aber selbst, wenn in dieser Sekunde ein Berlikomm-Mitarbeiter an der Tür geklingelt hätte, um mir zu sagen, dass er gerade meinen Anschluss legen wollte - ich hätte nicht wirklich kostenlos telefonieren können. Wen hätte ich anrufen sollen? Ich kenne ja niemanden, der schon einen Berlikomm-Anschluss hat, sondern nur Leute, die darauf warten. Angeblich soll es ja Leute geben, die schon einen Berlikomm-Anschluss haben, doch angeblich soll es ja auch den Jeti geben. Ich glaube an beide erst, wenn ich sie gesehen habe.

Natürlich habe ich wieder bei der Hotline angerufen und mich nach dem neuen Termin erkundigt. "1 Februar" hieß es, doch ich hatte da so meine Zweifel. Es kann doch nicht sein, dass nur am ersten des Monats Anschlüsse geschaltet werden. Was macht die Berlikomm denn am Rest des Monats? Vielleicht Tee trinken?

Ich sollte Recht behalten: Am 1.Februar nannte man mir den 1. April. Ich habe natürlich gefragt, ob das ein April-Scherz sei, doch daraufhin meinte der Berlikomm-Mitarbeiter: "Glauben Sie mir, uns macht das auch keinen Spaß mehr." - Na schön, denen macht das also keinen Spaß mehr. Schließen die mich deswegen nicht an? Was soll ich denn dazu sagen? Aber ich rege mich gar nicht mehr weiter auf. Ich telefoniere einfach mit Genion, surfe im Schneckentempo und schreibe meine Erfahrungen auf.

teltarif wird diese Geschichte in loser Folge fortsetzen. Versäumen Sie also nicht die nächsten Etappen der Viag-Berlikomm-Odyssee - "Auf der Suche nach alternativen Anschlussmöglichkeiten". Wir halten Sie auf dem Laufenden, wenn es der Berlikomm wieder Spaß macht zu arbeiten, oder wenn sich Viag-Interkom wieder neue Spiele für ihr innovatives Netz einfallen lassen. Schauen Sie einfach öfter mal am Samstag bei teltarif rein. Übrigens: Auch der 1 April fällt dieses Jahr auf einen Samstag.