Protest

Reaktion von AOL auf Flatrate-Pläne der Telekom

Tarifmodelle sollen auch für Mitbewerber gelten - Genehmigung durch RegTP steht noch aus.
Von Christopher Paun

"Wir begrüßen die Initiative des Bundeskanzlers, das Internet in Deutschland zum Massenmedium zu entwickeln." gibt AOL-Sprecher Frank Sarfeld heute in einer Pressemitteilung bekannt. Er bezieht sich damit auf den Auftritt von Gerhard Schröder auf der Telekom-Veranstaltung heute Vormittag. "Wir gehen jedoch davon aus, dass die heute von der Deutschen Telekom in groben Umrissen angekündigten Tarifmodelle nicht nur für Kunden des Tochterunternehmens T-Online, sondern auch für alle anderen Online- und Internetanbieter in Deutschland gelten werden." - führte Sarfeld weiter aus. Er kritisiert weiter, dass das Ortsnetzmonopol der Deutschen Telekom AOL an der Einführung einer Flatrate hindere.

Bereits im Anschluss an die Reden von Telekom-Chef Ron Sommer und Bundeskanzler Gerhard Schröder hatten Journalisten die Möglichkeit genutzt, Sommer nach der wettbewerbsrechtlichen Situation zu fragen. Ob die Regulierungsbehörde die neuen Flatrat-Tarife genehmigen werde, wurde Sommer gefragt. Darauf entgegnete er, dass er zuversichtlich sei, dass die Regulierer günstige Angebote für den Kunden ebenfalls positiv bewerten werden. Eine feste Zusage, dass die Flatrate-Pläne den Gesetzen standhalten werden, wollte er allerdings nicht geben.

In einer andere Anfrage wurde Sommer auf die Bedingungen für Mitbewerber angesprochen. Daraufhin sicherte er zu, dass sobald die Deutsche Telekom mit ihrer Tochter T-Online neue Konditionen aushandelt, diese Konditionen auch für alle Mitbewerber gelten werden. Dies ist laut Sommer allerdings kein Entgegenkommen, es ist lediglich die gegenwärtige Rechtslage.

Kommentar/Kai Petzke: Die Pressemitteilung hätte sich AOL nach den Äußerungen von Ron Sommer auch sparen können. Dass sie dennoch verschickt wird, offenbart einmal mehr den "American Way of Business", nämlich von der Politik lautstark ein problemfreies und einfaches Geschäftemachen zu verlangen. Ein anderes Beispiel dafür ist amerikanisches Rindfleisch: Amerikanische Farmer könnten nach Belieben Rindfleisch in die EU exportieren, sind aber offensichtlich zu faul, zwei Sorten Rinder (mit Hormonen für den eigenen Markt und ohne Hormonen für den EU-Markt) aufzuziehen. Stattdessen wird der Handelskrieg ausgerufen. Aber zurück zu AOL: Vor zwei Wochen noch hätte AOL die Chance gehabt, mit Mannesmann eine intensive Kooperation einzugehen. Dann hätte AOL über Arcor-Telefonanschlüsse einen Telekom-unabhängigen Weg gehabt, die Flatrate anzubieten. Die Chance ist vertan, Mannesmann geht an Vodafone Airtouch und AOL steht in Deutschland weiterhin ohne starken Netzpartner da.