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Regulierer senkt Interconnect-Tarife stärker als beantragt

Können wir uns bald über eine neue Preisrunde im Festnetzbereich freuen?
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Die Regulierungsbehörde hat gestern neue Interconnect-Tarif auf Basis des von der Deutschen Telekom und Arcor vorgelegten Modells grundsätzlich genehmigt. Demnach gilt die Nebenzeit künftig werktags bereits ab 18 Uhr und am Wochenende sogar ganztags. Bisher lief beim Interconnect die Hauptzeit an allen Tagen von 9 bis 21 Uhr und die Nebenzeit von 21 bis 9 Uhr.

Gleichzeitig senkte der Regulierer die in den jeweiligen Zeit- und Entfernungszonen zu zahlenden Entgelte generell um 13% ab. Diese Senkung war zumindest in dem von Arcor und Telekom vorgelegten Modell nicht enthalten gewesen. Darüberhinaus gelten die neuen Preise bereits ab 1. Januar 2000 und nicht erst ab 1. März 2000. Arcor und Telekom wollten wegen der Jahr-2000-Problematik zunächst noch zwei Monate mit den alten Preisen weiterarbeiten.

Bisher galt, dass eine Telefonfirma auf "eigene Rechnung" handelt, wenn sie am Wochenende niedrigere Preise verlangt als werktags, denn der an die Deutsche Telekom zu zahlende Interconnect-Tarif unterschied nicht zwischen den einzelnen Wochentagen. Dieser Nachteil ist ab sofort beseitigt. Vom Prinzip her könnten Telefon-Discounter wie 3U, 01051, Interoute oder Viatel bereits zwischen den Feiertagen neue, niedrigere Preise für die Nebenzeit ankündigen. Doch eine ähnliche Preissenkungswelle Ende '98 hatte gezeigt, dass derjenige, der als erstes senkt, am Schluss mit den höchsten Preisen dasteht, denn die nachfolgenden Firmen setzen ihre Preise jeweils um 0,1 bis 1,0 Pfennig niedriger fest. Es ist also in etwa wie beim Mikado-Spielen: Wer sich zuerst rührt, verliert.

Noch ein Hintergrund: Die Regulierungsbehörde hatte in der Pressemitteilung erklärt, dass das "durchschnittliche Interconnect-Entgelt" von 2,7 auf 2,04 Pfennig fällt. Diese Zahl ist jedoch stark irreführend, wenn nicht gar grundlegend falsch: Das zu zahlende IC-Entgelt hängt nämlich davon ab, wie gut das Netz des jeweiligen Konkurrenten im Vergleich zu dem der Telekom ausgebaut ist. Wer wie Arcor selber ein flächendeckendes Netz hat, muss nur Leitungen für Ortsgespräche von der Telekom beziehen, die 1,71 oder 1,08 Pfennig (Hauptzeit/Nebenzeit) kosten. Arcor zahlt also deutlich weniger, als die von der RegTP genannten 2,04 Pfennig. Telefonfirmen mit einem grobmaschigen Netz müssen hingegen fast immer den IC-Ferntarif bezahlen, da sie mit ihren eigenen Leitungen in der Regel nicht in die Nähe des Kunden kommen. Dieser ist aber mit bis zu 4,47 Pfennig pro Minute deutlich höher als der genannte Durchschnittswert.

Zum anderen ist zu bedenken, dass das IC-Entgelt grundsätzlich doppelt anfällt, nämlich sowohl für den Anrufer als auch für den Angerufenen, soweit diese ihren Telefonanschluss bei der Deutschen Telekom haben. Nur bei Internet by Call wird das IC-Entgelt nur einfach berechnet, da das andere Ende der Leitung direkt mit dem Internet verbunden wird.