Kurswechsel

Deutsche Telekom: TV-Kabelnetz weiter unter Kontrolle?

Neue Bedingungen beim Kabelverkauf: Weniger Anteile, mehr Erlös.
Von Andreas Schlebach

Die Deutsche Telekom hat die Bedingungen für den Verkauf ihres TV-Kabelnetzes geändert. Nach Informationen aus Interessentenkreisen, die dem Handelsblatt vorliegen, will die DTAG zunächst nur noch rund 35 Prozent der Anteile an den neun regionalen Kabelgesellschaften verkaufen.

In dem seit Frühjahr laufenden Verkaufsverfahren hatte der Ex-Monopolist bisher die Regionalgesellschaften bis auf eine Sperrminorität von 25,1 Prozent angeboten. "Eine Minderheitsbeteiligung ist natürlich wesentlich weniger attraktiv als das bisherige Angebot", wird einer der Bieter zitiert. Die Kaufinteressenten, darunter die Deutsche-Bank-Tochter DB-Investor, der US-britische Kabelnetzbetreiber UPC und Microsoft, haben seit einer Woche Einsicht in die Unterlagen. In diesem Zusammenhang habe die Telekom jetzt die neuen Verkaufsbedingungen mitgeteilt.

Danach will die DTAG zunächst nur etwa 35 Prozent der Regionalgesellschaften verkaufen; weitere rund 40 Prozent sollen Anteile ohne Stimmrecht sein, die in den nächsten zwei Jahren an die Börse gebracht werden sollen. An der Strategie, den Telekom-Anteil wie beabsichtigt auf 25,1 Prozent zu senken, habe sich nichts geändert, sagte ein DTAG-Sprecher auf Anfrage von teltarif. Die Unternehmensführung der Regionalgesellschaften werde in jedem Fall bei den Investoren liegen, hieß es. Durch den Börsengang erwarte das Unternehmen aber Mehreinnahmen gegenüber einem direkten Verkauf.

Kritiker sehen sich allerdings angesichts der neuen Modalitäten in ihrem Verdacht bestätigt, die Telekom wolle die Kontrolle über ihr Kabelnetz behalten. Die DTAG war aus wettbewerbsrechtlichen Gründen zum Verkauf ihres Kabelnetzes verpflichtet worden. Nach einem Ausbau des Netzes sollen neben Fernseh-Programmen auch Telefon- und Internetdienste angeboten werden können. Für die gesamte Infrastruktur waren zuletzt Preisvorstellungen von 20 bis 30 Milliarden Mark genannt worden.