Wachstum

Börsengeflüster: Telekommunikations-Branche mit weiterem Wachstum

Millionenumsätze im TK-Bereich: Nicht nur die Deutsche Telekom expandiert. Halbjahresbilanzen mit großen Zahlen.
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Große Zahlen haben in diesen Tagen die Runde gemacht, und wer auf den Kalender schaut, der weiß: die Halbjahresbilanzen der TK-Branche waren fällig. Fast stellt sich ein Gefühl wie an Weihnachten ein, denn aus dem Sack gelassen werden ehrfurchterweckende Größenordnungen an Umsätzen und Wachstumsraten. Die Branche boomt, und dreistellige Millionenbeträge sind an der Tagesordnung.

Gelegentlich sind es noch mehr, wie im Fall der Deutschen Telekom. Kaum ist die Übernahme des britischen Mobilfunkunternehmens One2One für gut 20 Milliarden Mark über die Bühne der erwartungsfrohen Öffentlichkeit, da kommen die nächsten Akquisitionspläne von Ron Sommer ans Licht: Angeblich plane die DTAG einen Einstieg bei Singapore Telecom, einem der größten Telefonkonzerne Asiens, und bei der Telekomunikacja Polska, berichtete die "Wirtschaftswoche". Im "STERN" kündigte Sommer an, dieses Jahr 1999 werde sehr schwer. Das Unternehmen werde zwei Jahre brauchen, um den Rückgang der Telefontarife um bis zu 70 Prozent in der Bilanz zu verkraften, erläuterte der Konzernchef vor dem Hintergrund des Preiskampfes auf dem TK-Markt. Außerdem: "Wenn die Deutsche Telekom als Ganzes eine Firma ihrer eigenen Größe kaufen sollte, was sein kann, werden wir notfalls auch mal ein paar Jahre ohne Gewinn auskommen müssen."

Tatsache ist: die nächste Übernahme müsste die DTAG mit eigenen Aktien bezahlen oder aus dem Börsengang einer ihrer Töchter (T-Mobil, T-Online) finanzieren - die "Kriegskasse" ist nach dem One2One-Kauf arg gebeutelt. Bis zum angestrebten Titel eines wahren "Global Player" im TK-Business ist es noch ein weiter Weg. Ein Einstieg bei Singapur Telecom eröffnet dem deutschen Branchenriesen aber einige nennenswerte Optionen: die Ostasiaten halten z.B. gemeinsam mit Ameritech und Tele Danmark eine 49-Prozent-Beteiligung am belgischen Ex-Monopolisten Belgacom. Darüber hinaus sind sie gerade dabei, mit der japanischen KDD und dem australischen Unternehmen Telstra eine asiatisch-pazifische Allianz zu schmieden. Zukunftsmusik derzeit also noch, aber man weiß, wie schnell gerade diese Branche lebt und sich wandelt.

Die deutschlandweite Konkurrenz der Telekom schläft auch nicht - im Gegenteil. Die Büdelsdorfer MobilCom AG wies in ihrem Halbjahresbericht fast verdoppelte Umsatzzahlen gegenüber dem Vorjahr vor. Bei rund 950 Millionen Mark Umsatz konnte das Unternehmen von Gerhard Schmid einen Überschuss von knapp 55 Millionen Mark erwirtschaften. Nächstes Ziel der Norddeutschen: sie wollen ihre Internet-Aktivitäten als eigene Gesellschaft an die Börse bringen; Termin: voraussichtlich Anfang November.

Auch die Stuttgarter debitel AG berichtete kürzlich über ein nahezu verdoppeltes Konzernergebnis aus dem operativen Geschäft. Allerdings schreibe das Unternehmen auf dem deutschen Markt im Festnetz und im Internetbereich weiterhin rote Zahlen. Lediglich im Mobilfunkgeschäft wurde mit 45 Millionen Euro ein positives Ergebnis erwirtschaftet. An der debitel plant, wie berichtet, die Swisscom eine Aktienmehrheit von 58 Prozent zu übernehmen.

Ebenfalls erhebliche Wachstumsraten verzeichnete die COLT Telecom GmbH mit Sitz in Frankfurt. Das Unternehmen, das insbesondere Geschäftskunden in Europa direkt über eigene Glasfaserleitungen anschließt, konnte eine knappe Verdreifachung ihrer Umsatzzahlen auf 159,3 Millionen Mark im ersten Halbjahr 1999 vermelden. COLT vermittelt derzeit nach eigenen Angaben mehr als 9 Millionen Gesprächsminuten pro Tag.