Börsengeflüster

Börsengeflüster: Jeder mit jedem?

Das Fusionsfieber auf dem TK-Markt lässt nicht nach. Letzte Woche Debitel - wer als nächstes?
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Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, und als Teltarif bereits am Donnerstag bei Debitel nach der "Swiss Connection" fragte, hüllte man sich dort noch in vornehmes Schweigen. Dabei ist seit langem kein Geheimnis mehr, dass in der TK-Branche jeder mit jedem redet, und wohl mancher mit manchem auch reden muss, will er sein Überleben am Markt irgendwie retten. Debitel also künftig unter Aktienmehrheit von Swisscom - zwei Partner, die sich gut ergänzen dürften. Nach Otelo ist Debitel die zweite der "großen" privaten Gesellschaften, die ihr Heil im Zusammenschluss sucht; andere werden folgen.

Um TelDaFax etwa ranken sich schon länger Gerüchte; die angestrebte Fusion mit Debitel war nie dementiert worden, schlussendlich soll sie an einem Euro pro (Debitel-)Aktie gescheitert sein. Erst kürzlich wollte die angesehene "Financial Times" wissen, die Marburger stünden vor dem Verkauf eines Mehrheitsanteils im Wert von drei Milliarden Mark. Auch Mobilcom wird nachgesagt, dass es sein Single-Dasein kaum mehr lange durchhalten wird. Und als die aussichtsreichsten Kandidaten für eine Übernahme von One-2-One, dem erfolgreichen britischen Mobilfunkbetreiber, gelten Mannesmann und France Telécom.

Zu gnadenlos ist der Wettbewerb am offenen Markt. Börsenexperten rechnen daher mit weiteren Fusionen. Der anhaltende Preis- und Margenverfall und der Eintritt internationaler Gesellschaften werden die Konzentrationsprozesse beschleunigen. Vor allem der Preiskampf bei Ferngesprächen nimmt die Privaten in die Zange. Gewinn lässt sich erst dann perspektivisch steigern, wenn Netz-, Call-Center- und Abrechnungskapazitäten produktübergreifend ausgelastet werden können.

Doch keiner der großen Privaten verfügt über eine durchgehende Stärke in allen drei Marktsegmenten Festnetz, Mobilfunk und Internet: Trotz des Otelo-Zukaufs mangelt es Mannesmann Arcor an durchschlagender Kraft im Ortsnetz und im Internet; TelDaFax oder auch Tele 2 als Festnetz-Discounter benötigen zumindest den Mobilfunk als zweites Standbein; Mobildienste-Anbieter wie Drillisch und zuvor auch Debitel such(t)en nach einem Pendant im Festnetzbereich; schließlich City-Carrier wie NetCologne oder Isis in Düsseldorf stehen ohne nennenswertes Handygeschäft da.

Diese Mankos zu überwinden erfordert Unsummen von Kapital. Allein der Exklusiv-Zutritt zu einem bundesweiten Glasfasernetz kostet die "Stars" des ersten Wettbewerbsjahres wie TelDaFax oder Mobilcom einen dreistelligen Millionenbetrag. Der nächste - kaum preiswertere - Deal wäre das Vordringen in die lukrativsten deutschen Ortsnetze der Großstädte. Und schließlich wartet - zu Beginn des nächsten Jahres - die Auktion der Breitband-Mobilfunklizenzen. Die rund acht Milliarden Mark, mit denen der Bundesfinanzminister rechnet, wollen auch aufgebracht werden.

"Potente Gesellschafter gesucht" - so könnten die "Heiratsanzeigen" auf dem Markt der Möglichkeiten künftig lauten. Wie schon gesagt: Jeder mit jedem. Aber natürlich nur ganz diskret...

Ältere News zum Thema:
- Arcor übernimmt o.tel.o vom 1. April 1999. - Swisscom kauft Mehrheit an Debitel vom 9. Juli 1999.