Funkstille

Deutsche Telekom: Wohin mit dem Börsengeld?

Nach erfolgreicher Kapitalerhöhung sucht die Deutsche Telekom neue Partner. Telecom-Italia sagt Fusionsverhandlungen vorerst ab.
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Zwischen Telecom-Italia und der Deutschen Telekom wird es vorerst keine neuen Fusionsverhandlungen geben. In diesem Jahr sei für die Wiederaufnahme solcher Gespräche kein Platz. Das hat der neue Telecom-Italia-Chef Roberto Colannino heute deutlich gemacht.

Später seien neue Verhandlungen über eine Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen, sagte der bisherige Olivetti-Chef. Olivetti hatte nach monatelangem Übernahme-Poker um die Mehrheit an Telecom-Italia die Deutsche Telekom Ende Mai ausgebootet. Etwaige künftige Gespräche mit den Deutschen dürften aber die Kontrolle Olivettis über TI nicht gefährden, hieß es weiter.

Die Deutsche Telekom bleibt nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Börsengang dringend auf der Suche nach neuen Partnern, um den von Chef Ron Sommer ebenso oft wie nebulös angekündigten Status eines "global player" zu erlangen. Nach dem Fehlschlag mit TI muß Sommer in Bälde eine große Nummer präsentieren, will er nicht seinen Ruf ruinieren.

Einen der möglichen Aspiranten hat Sommer ja schon, oder besser: einen kleinen Teil von ihm. Am US-Netzbetreiber Sprint hält die Telekom derzeit 10 Prozent und man pokert seit Wochen um den Preis einer Mehrheitsbeteiligung von 51 Prozent. Dabei versucht Sommer, sich möglichst viele Optionen offen zu halten. Derzeit wird gleich im Dutzend verhandelt, wobei sich einige Projekte gegenseitig ausschließen. Ein Deal mit Sprint würde z.B. die Akquisition von Equant, einem Anbieter von globalen Netzwerkservices, überflüssig machen. Ein Joint-Venture mit dem Systemhaus Siemens Business Services (SBS) würde den Einstieg bei Cap Gemini erübrigen. Ganz oben auf der Kooperations-Wunschliste der Telekom-Oberen stehen die regionalen US-Gesellschaften BellSouth (mit Stärken im Mobilfunk und Expansionsdrang in Lateinamerika) und SBC (mit Netzwerk-Töchtern wie Pacific Bell und Southwestern Bell).

Auch andere mögliche Wunschkandidaten wie Cable & Wireless, Orange oder Telefónica haben eines gemeinsam: sie sind vielfältig umworben und kosten gutes Geld - in einer Größenordnung, die selbst der wohlhabenden Deutschen Telekom beinahe den Atem raubt. Ein Zielobjekt wie den britischen Mobilfunk- Betreiber One2One hatten die Telekom-Manager zunächst schon ad acta gelegt; jetzt werde wieder mit den Briten verhandelt, munkelt die Branche.

Viel Zeit bleibt indes nicht - ein Sommer ist schnell vorüber...