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AOL will Online-Pauschaltarif durchdrücken

Der online-Dienst AOL protestiert vehement gegen die hohen Telekom-Ortsgebühren.
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"Weg mit dem Gebührenzähler! Europa braucht einen Pauschaltarif für Ortsgespräche und Online-Verbindungen." Mit dieser Kampfansage gegen "künstlich hohe Telefongebühren" in Europa eröffnete AOLs Europa-Chef Andreas Schmidt den Auftritt seines Unternehmens auf der CeBIT.

Auch und vor allem in Deutschland seien es zu hohe Telefongebühren, die den Siegeszug des Internets verhinderten. Sie seien etwa fünfmal höher als in den USA und dafür verantwortlich, dass man den USA in Sachen Online-Werbung und E-Commerce deutlich hinterherhinke. Noch in diesem Jahr wolle AOL einen Pauschaltarif einführen, mit dem der Online-Dienst gegen ein monatliches Entgelt "in der Spanne zwischen 30 und 40 Mark" zeitlich unbegrenzt genutzt werden kann. Der genaue Preis und der Zeitpunkt der Einführung lägen allerdings noch nicht fest.

In den USA sei die Online-Nutzung nach Einführung der Pauschalgebühren drastisch gestiegen. AOLs Ziel sei es, auch in Deutschland das Online-Verhalten seiner Mitglieder zu verändern. Erst ohne Sorge vor hohen Kosten werde das Internet für seine Nutzer zu einem "zentralen und alltäglichem Teil ihres Lebens." Dies sei "die wahre Online-Revolution." Derzeit berechnet AOL seinen Kunden zuzüglich zu den Telefonkosten 4,95 Mark pro Nutzungsstunde.

Eigentlich hatte AOL im Vorfeld der CeBIT eine "Flat-Rate" ankündigt, wie sie schon in den USA, Frankreich und Großbritannien mit Erfolg eingeführt wurde. Bei diesem Tarif sind mit einer monatlichen Einmalzahlung sowohl Online-Entgelte, als auch alle Telefongebühren abgegolten.

Am Montag hatte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation der Deutschen Telekom die Senkung ihres Ortsgesprächspreises auf einen pro Minute abzurechnenden Ortstarif von drei Pfennig untersagt. Deshalb sei die Kalkulation eines "echten" Flat-Tarifs "zur Zeit nicht möglich", bedauerte Schmidt.

AOL ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Bertelsmann-Konzerns und America Online Inc. Innerhalb seiner "Mehrmarkenstrategie" bedient das in Hamburg ansässige Unternehmen vor allem den unterhaltungsorientierten Massenmarkt, während es mit der Marke Compuserve die Zielgruppe der Geschäfts- und Unternehmenskunden ansprechen will. Bis zum Jahr 2002 will AOL in Europa 10 Millionen Mitglieder online bringen. Mit insgesamt 2,5 Millionen Mitgliedern ist AOL schon jetzt einer der führenden europäischen Online-Anbieter. Weltweit wird AOL von über 16 Millionen Menschen genutzt und ist damit nach eigenen Angaben der "größte und am schnellsten wachsende Internet-Online-Service".

-ot-