Mobilfunknetze

Vodafone und o2 wollen Infrastruktur teilweise gemeinsam nutzen

Anbieter wollen mehr Kunden mobile Breitband-Dienste ermöglichen
Von Björn Brodersen mit Material von ddp und dpa

Die beiden Telekomkonzerne Vodafone Group und Telefónica kooperieren in Europa und legen Bereiche ihrer Mobilfunknetze zusammen. Wie beide Unternehmen heute mitteilen, betreffen die Pläne die Netzinfrastruktur in Deutschland, Spanien, Großbritannien und Irland, in Tschechien wird noch verhandelt. Dadurch wollen Telefónica und Vodafone im kommenden Jahrzehnt jeweils mehrere Hundert Millionen Pfund einsparen. Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass beide Mobilfunkbetreiber über eine Kooperation im Netzbereich verhandeln. Die Mobilfunkdienste werden aber nach wie vor unabhängig voneinander angeboten.

Beide Unternehmen kündigten heute an, existierende Übertragungstechnik wie Mobilfunkmasten und Antennen gemeinsam nutzen und den Aufbau ihrer Netze in einigen Ländern zusammen vorantreiben zu wollen. In Deutschland soll die gemeinsame Nutzung existierender Übertragungsstandorte intensiviert werden. In Spanien teilen sich Telefónica und Vodafone zum Beispiel bereits Mobilfunkmasten, Schaltkästen und Stromleitungen - diese Zusammenarbeit soll weiter ausgebaut werden. In Großbritannien und Irland wollen Telefónica und Vodafone auch neue Übertragungstechnik gemeinsam aufbauen. Dies solle sobald wie möglich geschehen, sagte ein Vodafone-Sprecher in London. Einwände der Regulierungsbehörden würden nicht erwartet, da sich die Zusammenarbeit nur auf die Infrastruktur beziehe.

Keine Preissenkungen für Handy-Gespräche zu erwarten

Hoffnungen, dass durch die Kooperation möglicherweise die Vermittlungsentgelte (Interconnection-Gebühren) sinken und so auch Handy-Gespräche zwischen den beiden Netzen günstiger werden, dürfen sich die Mobilfunkkunden nicht machen. "Vodafone Deutschland und o2 sprechen derzeit über eine intensivere gemeinsame Nutzung von Standorten für Mobilfunkbasisstationen. Dabei handelt es sich nur um die Nutzung von sogenannter passiver Infrastruktur, also beispielsweise die gemeinsame Nutzung von Immobilien, Masten und Stromanbindung", erklärt Vodafone-Pressesprecher Thorsten Hoepken. "Es geht nicht um die gemeinsame Nutzung von Mobilfunknetzen. Die gemeinsame Nutzung von Standorten hat keine Auswirkung auf Interconnection-Gebuehren zwischen Vodafone und o2."

o2 wird dieses Jahr das nationale Roaming im T-Mobile-Netz abschalten

Mobilfunknetz, Foto: o2 Im vergangenen Jahr hatte hierzulande o2 damit begonnen, das nationale Roaming im Netz von T-Mobile abzuschalten. Da der Provider aber in einigen Gebieten das nationale Roaming abschaltete, ohne dort selbst für eine ausreichende Netzabdeckung gesorgt zu haben, zog sich der Münchener Mobilfunkbetreiber den Zorn etlicher Kunden zu. o2 reagierte darauf mit Kulanzlösungen wie Gutschriften oder sogar Vertragsauflösungen.

Für Neukunden im Datentarif Active Data hat o2 im vergangenen September das nationale UMTS- bzw. HSDPA-Roaming im Netz von T-Mobile beendet. Noch in diesem Jahr will die Telefónica-Tochter wie berichtet hierzulande im Mobilfunknetz per HSPA+ Datenübertragungsraten von bis zu 28 MBit/s anbieten.

Größere Anzahl von Kunden soll Breitband-Dienste erhalten

Matthew Key, Unternehmenschef von Telefonica Europe, erklärte, Telefónica und Vodafone träten weiter als Wettbewerber gegeneinander an, könnten den Kunden gleichzeitig aber eine bessere Netzabdeckung bieten. Die Netze könnten schneller ausgeweitet werden, Dienste wie mobile Breitband-Verbindungen könnten einer breiteren Bevölkerung angeboten werden. Auch von den Kosteneinsparungen sollen die Kunden beider Unternehmen profitieren. Das Geld soll in die Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen gesteckt werden. Zudem werde der Umwelt-Einfluss durch die geringere Zahl von Funkmasten verringert.

In der vergangenen Woche war in britischen und spanischen Medien bereits über eine länderübergreifende Kooperation der beiden Telekomkonzerne spekuliert worden. Auch Vodafone teilt sich bereits in zahlreichen Ländern die Infrastruktur mit anderen Betreibern. So arbeitet der Mobilfunkanbieter in Großbritannien zum Beispiel mit Orange, dem Mobilfunkarm von France Telecom, zusammen.