Hintergrund

Bundesweiter VDSL-Ausbau bei Vodafone: So funktioniert's

Technischer Hintergrund zum bundesweiten Vodafone-Highspeed-Netz
Von Thorsten Neuhetzki

Gestern Abend überraschte Vodafone mit der Ankündigung, schon ab dem Sommer ein eigenes VDSL-Netz in insgesamt 750 Orten in Deutschland zu verfügen und dieses an die Endkunden vermarkten zu wollen. Die Zahl von insgesamt 750 Orten ist in sofern unerwartet, als das die Deutsche Telekom mit hohen Investitionen in den vergangen Jahren gerade einmal 50 Orte mit VDSL erschlossen hat. Was als steckt hinter der Ankündigung und wie schafft Vodafone diesen vermeintlich großflächigen Ausbau so schnell? VDSL DSLAM Ein VDSL-DSLAM der Deutschen Telekom
Foto: teltarif.de

Um einen VDSL-Anschluss anbieten zu können, muss ein Anbieter sein Netz mit VDSL-DSLAMs ausgebaut haben. Diese DSLAMs sind die Gegenstelle für das VDSL-Modem in der Wohnung des Kunden, also so etwas wie der DSL-Port beim klassischen DSL. Die Deutsche Telekom hat in den vergangenen Jahren in den 50 versorgten Städten so genannte Outdoor-DSLAMs aufgebaut. Das bedeutet nichts anderes, als dass diese DSLAMs sich nicht in der Vermittlungsstelle befinden, wie es bei klassischem DSL (zumindest in Stadtgebieten) üblich ist, sondern sich auf der Straße befinden. Sie sind in die Kabelverzweiger (KvZ) eingebaut, in denen jeder Telefonanschluss von der Hauptleitung abgeht zu den einzelnen Kundenanschlüssen.

750 Orte durch Erschließung der Vermittlungsstellen

Multifunktionsgehäuse (MFG) Ein Multifunktionsgehäuse (MFG).
Foto: Deutsche Telekom
Der Ausbau eines Netzes mit Outdoor-DSLAMs bietet dem Netzbetreiber die Möglichkeit, sein Netz in einer Stadt nahezu flächendeckend anbieten zu können. Denn ein VDSL-Kunde muss innerhalb eines Radius von etwa 800 Meter rund um den DSLAM wohnen, darüber hinaus wäre die Leitungslänge zu groß und die Dämpfung der Leitung zu hoch, so dass ein VDSL mehr angeboten werden kann.

Die Outdoor-DSLAMs sind es aber auch, die Netzbetreibern Probleme bereiten beim Netzaufbau. Denn sie benötigen Leitungen bis zu den KvZ, müssen einen eigenen KvZ bauen oder aber sich in den Telekom-KvZ einmieten. Dabei sind die Preise, die die Deutsche Telekom für Leitungen und KvZ-Miete kassieren möchte, noch nicht reguliert und Einigungen zwischen den Anbietern schwierig.

Vodafone hat sich daher zu einem anderen Weg entschlossen: Da der Anbieter zahlreiche Vermittlungsstellen erschlossen hat, um eigene Vollanschlüsse anbieten zu können, nutzt er diese Stellen im Netz nun, um VDSL aufbauen zu können. Die DSLAMs werden also in die Vermittlungsstellen eingebaut, die Kunden in etwa einem Kilometer Umkreis können versorgt werden.

Vodafone-VDSL wird ein Inselnetz

Kollokationsraum Ein Kollokationsraum in einer Telekom-Vermittlungsstelle.
Foto: teltarif.de
Durch diese Variante ist ein schneller Aufbau des VDSL-Netzes in insgesamt 750 Orten möglich. Allerdings: Das neue Netz wird ein Inselnetz werden, da wie beschrieben nur Kunden innerhalb etwa eines Kilometers um die Vermittlungsstellen erschlossen werden. Doch damit wollen die Düsseldorfer schon bis zum Spätsommer 4 Millionen Kunden anbinden. Nach Angaben des Handelsblattes verfügt Vodafone insgesamt über Zugang zu 2700 Vermittlungsstellen. Und die Deutsche Telekom geht - abseits der Miete für die Teilnehmeranschlussleitung - leer aus. Immerhin: Mittelfristig will Vodafone dann die kleinen Inseln zu großen zusammenführen und auch auf VDSL-Vorleistungen der Deutsche Telekom setzen.

Übrigens: Mehr dazu, wie eine Vermittlungsstelle und die Lenkung von Sprache und Daten funktioniert, haben wir in einem Hintergrundartikel zusammengefasst.