Lotterie

Privatleute haben bei den neuen Internetadressen kaum Chancen

Die begehrtesten Domains wurden im Vorfeld bereits höchstbietend versteigert
Von Michael Friedrichs

Morgen früh ist es soweit: Pünktlich um neun Uhr gibt die DENIC das in den vergangenen Tagen viel diskutierte Registrierungsverfahren für ein- und zweistellige Domains sowie für Internet-Adressen mit ausschließlich Ziffern und Kfz-Kennzeichen frei. Das Interesse ist groß - vor allem Unternehmen und Geschäftemacher wollen die Chance nutzen, sich die begehrten Domainnamen zu sichern. Eine Garantie gibt es im Vorfeld nicht. Die Vergabe der Domains erfolgt nach dem Prinzip, wer zuerst kommt, bekommt auch den Zuschlag. Bei rund 270 Registrierstellen dürfte dies kein einfaches Unterfangen werden.

Auf der Domain-Handelsplattform Sedo werden die begehrtesten Internet-Adressen bereits vor dem offiziellen Vergabestart höchstbietend versteigert. Mit Hilfe von zahlreichen Partnern wolle man dann versuchen, den Zuschlag für die jeweilige Domain zu bekommen. Spitzenreiter ist derzeit die Adresse com.de. Der aktuelle Stand der Auktion liegt derzeit bei über 80 000 Euro. Für Privatleute, die sich eine der begehrten Domains beispielsweise für die eigene Familienhomepage sichern wollen, sieht es demnach denkbar schlecht aus.

teltarif.de hat bei einigen großen Webhosting-Anbietern nachgefragt, wie sie die Chancen beurteilen, dass auch normale Kunden bei der Registrierung zum Zuge kommen.

Domain-Registrierung als Lotteriespiel

"Wir halten das für ein Lotteriespiel – das ist auch der Grund, warum wir uns daran nicht beteiligen. Zahlreiche Provider verlangen Geld von Kunden, damit diese überhaupt für eine Domain bieten dürfen, so der Pressesprecher von Strato, Lars Gurow.

Auch andere Domain- und Webhosting-Dienstleister halten die Aussichten von Privatkunden, einer der neu vergebenen Domains zu registrieren, für nicht besonders erfolgsversprechend. Peter Müller, Produktmanager bei Domainfactory sagt: "Die Chancen auf Erhalt einer der neuen Domainnamen sind für alle Interessierten vergleichsweise sehr gering, dass muss man ganz offen und ehrlich feststellen. Und zwar unabhängig davon, ob es sich dabei um private Verbraucher, Unternehmen/Organisationen oder Professionals aus der Domainbranche handelt.

Es geht letztlich ja um eine Zahl – bei den richtig begehrten ein- und zweistelligen – von rund 1 300 Domains (was bei derzeit gut 13 Millionen .de-Domains 0,01 Prozent der Gesamtzahl entspricht!). Bei rund 270 Registraren und einer von der DENIC auf vier Registrierungsversuche pro Minute erfolgenden Limitierung für jeden Registrar werden diese Domainnamen somit relativ schnell weg sein."

Katja Fricke von 1blu sieht aufgrund der vielen möglichen Kombinationen bessere Chancen für Kunden bei der Voranmeldung von Zifferndomains. "Hier haben wir auch ein besonders großes Interesse feststellen können. Viele Kunden versuchen Domains anzumelden, die ihrem Geburtsdatum, ihrer Telefonnummer oder ähnlich beliebten individuellen Zahlen-Kombinationen entsprechen."

Auf rechtliche Probleme bei vielen zweistelligen Domains weist Andreas Mauer, Pressesprecher von 1&1 Webhosting, hin: "Wie bei allen Domainnamen wird dann auch bei den kurzen .de-Adressen das Thema Markenrecht eine große Rolle spielen - wenn Hans Petersen die hp.de registriert, kann er sich vermutlich schon einmal auf ein Schreiben von Hewlett Packard einstellen. Hier sollte sich also jeder Nutzer vorab selbst fragen, ob es eventuell Schutzrechte an einer gleichlautenden Marke gibt und ob er gegebenenfalls gewillt ist, das Risiko eines Rechtsstreites auf sich zu nehmen."

Webhoster als erste Anlaufstelle

Dass die Chancen im Vorfeld der Domainvergabe für Privatleute nicht gut aussehen, dürfte nach dieser Umfrage ziemlich eindeutig sein. Es bleibt aber trotzdem die Frage im Raum stehen, wie "normale" Webhosting-Kunden nach der allgemeinen Registrierungsfreigabe durch die DENIC (wahrscheinlich Anfang November) an eine dieser neuen Internet-Adressen kommen? Ganz einfach. Sie können wie vorher auch auf der Homepage ihres gewünschten Webhosters oder Providers nach freien Domains suchen und diese in der Regel zum gewohnten Preis registrieren. Diese geben Ihre Anfrage an die DENIC weiter. Sie können den Auftrag zur Domainregistrierung auch bei mehreren Anbietern abgeben, allerdings fallen dadurch in der Regel auch mehrfache Kosten an.

Am 23. Oktober gibt die DENIC das Registrierungsverfahren für ein- und zweistellige Domains sowie für Internet-Adressen mit ausschließlich Ziffern und Kfz-Kennzeichen frei.

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