Pläne

Post: Rechtsverbindlicher Online-Brief soll rund 20 Cent kosten

1&1 kündigt aber bereits Unterbieten dieses Preises an
Von Marc Kessler

Die Deutsche Post will bereits in vier Monaten das neue Produkt eines rechtsverbindlichen Online-Briefes auf den Markt bringen. Wie die WirtschaftsWoche unter Bezugnahme auf Unternehmenskreise meldet, will der Konzern die künftige im Bürgerportalgesetz definierte Email namens De-Mail im Juni als Hochpreisprodukt einführen. Dabei will sich die Post an der oberen Grenze der weltweit bereits bestehenden Angebote orientieren, die zwischen 8 Cent in Dänemark und 22 Cent in Kanada liegen. Eine rechtsverbindliche E-Mail der Deutschen Post wird demnach voraussichtlich rund 20 Cent kosten.

Damit würde die Deutsche Post deutlich über den geplanten Tarifen der Konkurrenz liegen. So sieht 1&1-Vorstand Jan Oetjen, verantwortlich für die E-Mail-Anbieter Web.de und GMX, den Preis für eine De-Mail eher bei unter 15 Cent, möglich seien aber auch "einstellige Centbeträge pro De-Mail", sagte er der WirtschaftsWoche. Die endgültige Preisstrategie, sagt Oetjen, habe er "aber noch nicht festgelegt". Seit Oktober 2009 testen bereits mehrere Unternehmen wie Deutsche Telekom und 1&1 in einem Pilotprojekt in Friedrichshafen am Bodensee die De-Mail. "Das System läuft stabil", sagt Oetjen.

Die Post will für den neuen Dienst vor allem große Versicherungen und Unternehmen gewinnen, die beispielsweise Lohnabrechnungen, Rechnungen, Policen und Tarifänderungen bislang per Brief verschicken. Dabei will die Post vor allem mit ihrer Zuverlässigkeit und Datenschutz werben. Der Bonner Konzern hofft allein im ersten Jahr auf einen dreistelligen Millionenumsatz mit dem Online-Brief. Dem Vernehmen nach sind nach dem ADAC, der mit der Post kooperieren will, aktuell etwa zehn große Unternehmen an dem neuen Post-Service interessiert.

BNetzA-Präsident Kurth will Wettbewerb beim hybriden Online-Brief

Unterdessen hat sich Bundesnetzagentur-Präsident Matthias Kurth zum ebenfalls von der Deutschen Post geplanten Hybrid-Brief geäußert. Wie die Zeitung Die Welt heute meldet, will die Bundesnetzagentur bei dem Geschäftsmodell, bei dem Briefe im Internet geschrieben und dann per Briefträger zugestellt werden, für Wettbewerb sorgen. Der neue Markt müsse "wettbewerblich gestaltet" werden, sagte BNetzA-Präsident Kurth. Neben der Deutschen Post, die weite Teile des Briefmarktes in der Bundesrepublik dominiere, müssten auch andere Anbieter eine Chance haben, das neue Modell von "Hybrid-Briefen" umzusetzen.