Die Netzarchitektur eines Mobilfunknetzes
Das Handy ist heute ständiger und selbstverständlicher Begleiter. Auch die Benutzung eines Handys ist denkbar einfach: Zielrufnummer wählen, Ruf aufbauen und telefonieren. Doch damit das funktioniert, muss einiges im Mobilfunknetz passieren. Der Münchener Anbieter o2 hat uns einen recht tiefen Einblick in sein Mobilfunknetz gewährt.
Aufgrund der Komplexität des Themas stellen wir Ihnen die Funktionsweise von Mobilfunknetzen und den entsprechenden Komponenten auf einzelnen Unterseiten vor. Mehr zu der Funkschnittstelle eines Mobilfunknetzes lesen Sie in einem weiteren Ratgeber.
Mobilfunkstandards: GSM, LTE, 5G
Der Aufbau eines Mobilfunknetzes im Schema
Grafik: teltarif.de
Das Netz besteht aus zahlreichen Komponenten, die alle
zusammenspielen müssen. Die sichtbarsten Elemente sind dabei die
überall verteilten Sendemasten. Sie sind die Kontaktstelle für das Handy.
Die Daten zwischen Handy und Sendemast werden auf bestimmten Frequenzen übertragen. Welche das sind, richtet sich nach dem Netzbetreiber und dem Netzstandard, von denen es in Deutschland derzeit drei gibt: Den seit den 1990er Jahren bekannten GSM-Standard, den LTE-Standard seit etwa 2010 sowie den seit etwa 2019 sich verstärkt verbreitenden 5G-Standard. UMTS wurde 2021 abgeschaltet. GSM wird in Deutschland auf Frequenzen um 900 und 1800 MHz übertragen, LTE bei 700, 800, teilweise 900, 1800 und 2600 MHz, und 5G schließlich um 900, 1500, 1800, 2100, 2600 sowie 3400 bis 3800 MHz. In einigen Jahren sollen sogar Frequenzen zwischen 6 und 60 GHz möglich sein. UMTS nutzte Frequenzen um 1900 und 2100 MHz. Für GSM und LTE kann es in der Fläche unterschiedliche Netze und Sendemasten geben. Auf der sogenannten Core-Ebene, also in der Vermittlung, sind die Netze aber vereinheitlicht und zusammengeführt.
Was kommt nach dem Sendemast?
In Mobilfunknetzen sind die verschiedensten Formen von Basisstationen verbaut.
Foto: teltarif.de
Dem Sendemast nachgelagert ist im GSM-Netz die Base Transceiver Station, kurz BTS. In einem UMTS- oder LTE-Netz
heißt diese technische Einheit Node-B. Umgangssprachlich werden diese Einheiten als Basisstation bezeichnet. Sie ist für die Steuerung des Sendemastes verantwortlich und setzt das vom Vermittlungsnetz
angelieferte Datensignal um auf ein Hochfrequenz-Signal (HF-Signal), das sich dann zur Ausstrahlung
über die Sendemasten eignet. In die andere Richtung wird das Signal auf
zwei Wegen transportiert: Entweder wird es in einen Richtfunkwandler
geleitet und geht dann wieder hoch zum Sendemast, um über eine Richtfunkschüssel
zur nächsten Kontrollstation zu gelangen. Alternativ wird das Datensignal über
Standleitungen oder ähnliche kabelgebundene (Kupfer- oder besser Glasfaser-) Leitungen abgeführt. Die
Kabelvariante ist dabei teurer und aufwändiger, die Funkvariante ist jedoch
störungsanfälliger.
Nächste Instanz in den beiden Funknetzen sind Controller. Technisch heißen sie BSC (Base Station Controller) oder RNC (Radio Network Controller). Beide Netzelemente haben jeweils im GSM- oder LTE-Netz die grundlegend gleichen Aufgaben, unterscheiden sich jedoch dennoch. Hauptaufgabe ist die Verwaltung der jeweils angeschlossenen Sendemasten. Bewegt sich beispielsweise ein Handy von einem Sendemast zum nächsten, so regelt dieses Netzelement die Weitergabe des Handys zwischen den Masten, solange die beiden Masten zum gleichen Netzelement gehören.
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Technik pur: So funktioniert das Netz im Netz
Ab nun muss in klassischen 2G-/3G-Netzen unterschieden werden, ob es sich bei der Verbindung um eine klassische Sprach- oder aber eine Datenverbindung handelt, da die Daten einen anderen Verlauf nehmen als die Sprachleitungen. Im Fall von o2 gibt es einen weiteren Unterschied: Der Münchener Netzbetreiber hat sein Netz vor geraumer Zeit auf All-IP umgestellt. Das bedeutet, dass auf Netzebene ausschließlich IP-Daten verschickt werden, die eine in einigen Punkten andere Netzarchitektur voraussetzen.
Die Netzwerk-Überwachung von o2 in München
Foto: teltarif.de
Typischerweise gehen Telefonate vom BSC bzw. RNC weiter in das
Mobile Switching Center (MSC), dieses ist die Vermittlungsstelle im
Mobilfunknetz. Die MSC verwaltet die Anrufe, kümmert sich um die
Berechtigungen und routet die Telefonate. Allerdings: Nicht alle
Aufgaben übernimmt das MSC auch selbst. Es werden weitere
Netzelemente wie das HLR (Home Location Register) oder der
VLR (Visitor Location Register) benötigt. Mehr zur Bedeutung des
HLR können Sie in einem weiteren Ratgeber nachlesen.
Das MSC vermittelt die Gespräche netzintern zu anderen MSC oder aber übergibt sie an
Gateway-MSC (GMSC), die die Schnittstellen zu anderen Mobilfunknetzen
oder Festnetzanschlüssen im In- und Ausland haben. An dieser Stelle
verlassen die Telefonate dann die Netze des jeweiligen
Mobilfunkanbieters.
o2 setzt im Core-Netz Media Gateways und MSC-Server ein. Dabei sind die Media Gateways für die Weiterleitung der Nutzinformationen (im Wesentlichen Sprache) des Teilnehmers zuständig, während die Signalisierung und die Kontrolle des Rufaufbaus durch den MSC-Server durchgeführt wird. Aufgrund dieser Architektur kann die komplette Signalisierung (SIGTRAN) über IP verwendet werden, so das es sich um ein IP-basiertes Core-Netz handelt.
Zahlreiche unterschiedliche Bauformen kleiner BTS. Sie sind für die Indoor-Versorgung oder die Anbindung von Micro- bzw. Picozellen geeignet.
Foto: teltarif.de
Eine Datenverbindung wird in beiden Netzarchitekturen über einen
SGSN (Serving GPRS Support Node) aufgebaut. Er hat im
Datenverkehr grundlegend die gleichen Aufgaben wie das MSC,
kümmert sich also indirekt um die Autorisierung des Kunden,
routet Datenpakete vom Kunden weiter und stellt ankommende
Datenpakete an den Kunden zu. Ein SGSN hat keine direkte
Anbindung ans Internet. Daten, die das Mobilfunknetz verlassen
sollen, müssen über ein GGSN (eine entsprechende
Gateway-Variante) an das Internet übergeben werden.
Alle Ratgeber zum Aufbau eines Mobilfunknetzes
- Übersicht: So funktioniert ein Mobilfunknetz
- Technik: Die Infrastruktur eines Mobilfunknetzes
- Funk: Bedeutung und Funktionsweise der Funkschnittstelle
- Verzeichnis: Was ist ein HLR?
- 160 Zeichen: So funktioniert die Übertragung einer SMS
- Sprache: Telefonat von A nach B - was passiert im Netz?
- Online: Mobile Daten im Mobilfunknetz
- Cell Broadcast: Info-Dienst für Katastrophen-Warnungen
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