Über den Wolken

Cloud Computing: Microsoft macht Dampf für die "Wolke"

Neue Serviceleistungen für Microsofts Entwicklungsumgebung Azure
Von Kaj-Sören Mossdorf / dpa

Microsoft sieht sich trotz des etwas späten Starts im Markt für Cloud Computing auf steilem Wachstumskurs und will seine Entwicklungsplattform Azure noch weiter ausbauen.

Microsoft hatte sich beim Cloud Computing - anders als Unternehmen wie Salesforce, Amazon oder auch IT-Größen wie IBM und Cisco - lange schwergetan. Microsofts Kerngeschäft bestand weitestgehend und historisch gewachsen aus dem Verkauf von Software, die auf den Rechnern der Kunden installiert wird.

Vor rund einem Jahr musste aber auch Softwarekonzern aus Redmond eingestehen, dass der Flug in die Wolke nicht mehr zu stoppen ist. Die radikale Kehrtwende des Unternehmens war damals wesentlich von Chef-Entwickler Ray Ozzi eingeleitet worden, der erst vor wenigen Tagen Microsoft verließ.

Ozzi sei einer der Begleiter in dem neuen Geschäftsbereich gewesen, aber nicht der einzige, sagte Microsoft-Manager Said Zahedani. "Der Dampf hinter dem Cloud Computing wird sich nicht ändern." Inzwischen arbeiteten 80 Prozent der Entwickler bei Microsoft für die Cloud. "Und wenn der Markt erst richtig in Schwung kommt, dann wird es einen großen Schneeballeffekt geben." International dürfte der Markt für Cloud Computing nach Schätzungen von Gartner bis 2014 auf rund 150 Milliarden Dollar wachsen. Mit Microsofts Entwicklungsumgebung Azure in der Wolke entwickeln. Gartner: Bis 2014 Wachstum auf 150 Milliarden Dollar
Bild: teltarif.de

Mit Azure in die Wolke

Seit dem offiziellen Start der Entwicklerplattform Azure im Frühjahr habe der Konzern fast 20 000 Kunden gewonnen, die auf der neuen Azure-Plattform ihre Anwendungen entwickeln, teilte Microsoft gestern auf der Entwicklerkonferenz PDC in Seattle mit.

Damit hat das Unternehmen die Kundenzahl seit der Probephase verdoppelt. "Für Entwickler hat es noch nie eine bessere Zeit gegeben, auf Microsoft zu setzen", sagte Unternehmens-Chef Steve Ballmer.

Die Azure-Plattform soll mit zahlreichen weiteren Serviceleistungen ergänzt werden. Über einen so genannten "DataMarket" bietet Azure Kunden, Entwicklern und Inhalte-Anbietern, aber eben auch privaten Verbrauchern eine Plattform, über die zum Beispiel kartographische Daten und Nachrichten sowie Wetterinfos und Aktienkurse angeboten und gekauft werden können.

"Mit dem Windows Azure Marketplace erhalten Content Provider Zugang zu Millionen Entwicklern und Anwendern von Microsoft Office. Für Inhalteanbieter ergeben sich damit völlig neue Umsatzchancen", erläutert Carsten Hecht, Azure Lead bei Microsoft Deutschland. Unternehmenskunden können künftig auch auf virtuellen Servern arbeiten und darüber interne wie extern ausgelagerte Daten automatisch synchronisieren.

Zu den neuen Kunden zählen auch ungewöhnliche Namen wie die Pixar Animation Studios, die Ende der 70er Jahre unter anderen von Apple-Chef Steve Jobs gegründet worden waren. Für die rechenintensiven Arbeiten etwa für das Rendering von Animationsfilmen wie "Findet Nemo", "Ratatouille" oder auch "Toy Story" wollen die Studios künftig flexibel und je nach aktuellem Bedarf auf Computer-Leistung und Infrastruktur aus der Microsoft-eigenen "Wolke" zurückgreifen. Damit können Studios wie Pixar darauf verzichten, permanent kostenintensive IT-Infrastruktur selber vorzuhalten.

Preiswerte Rechenleistung für App-Entwicklung

Aber vor allem auch kleine Software-Unternehmen sollen von der besonderen Flexibilität durch das Cloud Computing profitieren. In Zukunft sollen sich damit neue Geschäftsmodelle eröffnen. Ein prozesskritisches Netzwerk, wie es die US-Firma NVoicePay anbietet, sei ohne einen preiswerten Zugang zu einer Plattform wie Microsofts Azure gar nicht umsetzbar gewesen, sagte NVoicePay-Chefin Karla Friede.

Die Firma bietet in den USA, nach eigenen Angaben, die einzige Lösung für Unternehmen an, ihre Rechnungen ohne Papier und Scheck vollständig digital über das Netz zu begleichen.

Ein anderes Beispiel ist die Trendmark Fashion GmbH aus München. "Wir wollen kein Geld für IT und IT-Know-how ausgeben, wollen uns nicht um Skalierbarkeit, Ausfall- und Datensicherheit kümmern, deswegen setzen wir auf die Cloud Services der Microsoft Windows Azure-Plattform", erklärte Martin Mairinger, Geschäftsführer Trendmark Fashion GmbH.

Für kleinste Unternehmen oder Start-ups, etwa im derzeit boomenden Markt für sogenannte Apps für Smartphones, wie den ersten Windows-Phone-7-Geräten, kündigte Microsoft das Programm "Windos Azure Instance" an, über das die Entwickler ihre Anwendungen für einen Preis von fünf US-Cent pro Rechenstunde entwickeln und testen können.

Was die Verkaufsschlager von Microsoft im abgelaufenen Quartal waren, lesen sie auf der zweiten Seite.