Angriff

Nordkorea soll hinter Hackerattacken in USA und Südkorea stecken

Webseiten durch Besuche von "Zombie-Computern" überlastet
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nach einem US-Fernsehbericht steckt Norkorea hinter einem massiven Hackerangriff auf Regierungs-Webseiten in den USA und Südkorea. Das meldete der Fernsehsender FoxNews unter Berufung auf einen Beamten des US-Verteidigungsministeriums. Die Attacken - in den USA seien unter anderem das Weiße Haus, das Pentagon, das Außenministerium und die New Yorker Börse betroffen gewesen - seien jedoch weitgehend wirkungslos geblieben, hieß es weiter. Den Hackern sei es nicht gelungen, die Sicherheitsvorkehrungen der Seiten zu überwinden. Die Angriffe hätten bereits vor einer Woche begonnen.

Ziel der Attacken war es dem Sender zufolge, die Webseiten durch eine riesige Zahl von Besuchen durch "Zombie-Computer" exakt zur selben Zeit zu überlasten. Dabei gehe es nicht um den Diebstahl von Informationen oder darum, Daten zu beschädigen. In den USA seien auch die Webauftritte des Geheimdienstes National Security Agency, das Ministerium für Heimatschutz, aber auch die Zeitung "Washington Post" von den Attacken betroffen gewesen, hieß es.

"Sorgfältig geplant und ausgeführt"

In Südkorea wurden Abgeordnete in Seoul gestern vom Geheimdienst darüber informiert, dass das kommunistische Nachbarland hinter den Angriffen stecken könnte, wie die nationale Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Die südkoreanische Kommunikationskommission teilte mit, dass seit Dienstag unter anderem die Internetangebote des Präsidialamts, des Verteidigungsministeriums und der Nationalversammlung (Parlament) Ziel der Angriffe gewesen seien. Immer wieder sei der Zugang zu den Seiten verweigert worden.

"Die Angriffe scheinen auf der Ebene einer Gruppe oder eines Staates sorgfältig geplant und ausgeführt worden zu sein", hieß es in einer Erklärung des staatlichen Geheimdienstes (NIS). Der Name eines Staates oder einer Gruppe wurde dabei zunächst nicht genannt.

Rund 12 000 Computer in Südkorea und 8 000 Computer im Ausland seien als Vehikel genutzt worden, um die Angriffe zu starten. Dabei sollen sie mit einem Virusprogramm infiziert worden seien, das sie zum Aufruf bestimmter Webauftritte in Südkorea und den USA auffordert. Während der Attacken gelangten jedoch den Angaben des NIS zufolge keine geheimen Informationen der Regierung nach draußen.

Im Mai hatten südkoreanische Medien unter Berufung auf Geheimdienstkreise berichtet, das Militär in Nordkorea beschäftigte etwa 100 Hacker, die es besonders auf die Computernetze der Streitkräfte Südkoreas und der USA abgesehen hätten.

In den Vereinigten Staaten sind Computer und Webauftritte von Regierungsstellen immer wieder das Ziel von Hackern, Tendenz steigend. Im vergangenen Jahr zählten Bundesbehörden mehr als 16 000 Vorfälle oder bedrohliche Situationen, ungefähr dreimal mehr als noch 2007. Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums drangen Hacker im vergangenen Jahr rund 5 500 Mal in Regierungscomputer ein, im Jahr davor wurden nur knapp 4 000 solcher Zwischenfälle gezählt.