Hintergrund

Google Latitude im Überblick: Features, Möglichkeiten, Risiken

Die Vor- und Nachteile eines kostenlosen Ortungs-Dienstes
Von Thorsten Neuhetzki

Ob man möchte, dass andere jederzeit sehen, wo man sich befindet, ist indes eine andere Frage. Denn de facto wird man Freunden gegenüber damit zum gläsernen Menschen. Und wer die Daten auf seiner Homepage einbindet, der gibt sogar der gesamten Öffentlichkeit und nicht nur seinen Freunden den aktuellen Standort preis. Es muss aber nicht komplett gläsern sein: In den Einstellungen ist es auch möglich, dass nur die Stadt, in der man sich aufhält, freigegeben wird oder aber der Standort manuell festgelegt wird.

Sinnvoll ist eine temporäre Ortung aber beispielsweise, wenn sich zwei Latitude-Nutzer bei einer Großveranstaltung finden möchten. So würde das lästige und teilweise wenig zielführende Beschreiben, wo man sich selbst gerade befindet, entfallen. Dank GPS-Ortung sieht der andere auf der Karte exakt, wo er seinen Kontakt findet. Hierfür ist es möglich, dass die Freigabe für den Anderen nur tempörar erfolgt.

Eine Darstellung des eigenen Standorts auf einer Internetkarte kann ebenfalls sinnvoll sein. Hier wäre ein mögliches Szenario, dass sich der Latitude-Nutzer beispielsweise alleine auf einer Wanderung befindet, aber die Sicherheit haben möchte, dass jemand anderes stets weiß, wo er sich befindet. So gibt es im Notfall die Möglichkeit, den Wanderer zumindest grob zu orten. Eine solche Internet-Darstellung kann auch auf einer nur ausgewählten Personen bekannten Internetseite geschehen oder mit einem Passwort geschützt werden.

Latitude ermöglicht eigenes Tracking

Bewegungsprofil Google Latitude Das Bewegungsprofil bei Google Latitude auf einer Karte
Screenshot: teltarif.de
Interessant ist bei Google Latitude auch die Möglichkeit, dass außer dem Latitude-Nutzer selbst niemand die gesammelten Daten einsehen kann. Der Nutzer selbst hingegen kann jederzeit auf der Seite anschauen, wann er sich wo befunden hat. Dabei erstellt Google die verschiedensten Statistiken. So wird nach einiger Zeit für den Nutzer ersichtlich, wieviele Stunden pro Woche er sich beispielsweise auf der Arbeit, zu Hause oder unterwegs befindet. Diese Daten erhebt Google automatisch anhand des Bewegungsprofils.

Ferner werden Reisen und Flüge erkannt und als solche dargestellt, Besuche von bestimmten Orten und deren übliche Besuchstage werden ausgewertet und alle erfassten Orte werden auf einer Karte dargestellt. So kann der Latitude-Nutzer sehen, wann er sich wo befunden hat. Mehr als ein Gimmick ist diese Anzeige freilich nicht. Allerdings kann es ganz interessant sein, das eigene Bewegungsprofil zu sehen.

Fazit: Datensammlung mit Gimmick-Effekt

Klar ist: Wer Latitude an seinem Handy dauerhaft eingeschaltet hat, legt sein Bewegungsprofil in die Hände von Google. Der Konzern verspricht jedoch immer wieder gebetsmühlenartig, dass die Daten nicht weitergegeben werden. Doch das Latitude-Bewegungsprofil ist nicht das einzige, das ein Nutzer hat. Jeder Mobilfunkanbieter ist in der Lage, ein solches von seinen Kunden zu erstellen. Und hier hat der Kunde keine Chance, dieses zu deaktivieren oder für eigene Zwecke zu nutzen.

Insofern ist Google Latitude zwar eine Horrorvorstellung für alle, die sensibel sind, was die eigenen Daten angeht, aber gleichzeitig ein nützliches Tool, das in bestimmten Momenten durchaus sinnvoll ist. Und: Eine Anmeldung zu Latitude ist nicht endgültig. Wer keine Lust mehr auf freigegebene Freunde hat oder sich ganz von Latitude abmelden will, kann das jederzeit tun. Auch die gesammelten Standortdaten werden nach Angaben von Google binnen 24 Stunden unwiederbringlich gelöscht.