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Fujitsu Siemens Amilo mini im Test

Im Juni angekündigt, steht das erste Netbook des deutsch-japanischen
Von Johannes Haupt

Im Juni angekündigt, steht das erste Netbook des deutsch-japanischen Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu Siemens nun unmittelbar vor der Markteinführung. Das Fujitsu Siemens Amilo Mini wird soll noch im September in den Handel kommen, EUR 399 kosten.

Wir haben den Neun-Zoller vom hierzulande meistverkauften PC-Hersteller (in diesem Jahr reicht es vermutlich nur zu einem 2. Platz hinter Acer) drei Wochen lang ausgiebig unter die Lupe genommen.

Optik, Haptik, Verarbeitung

Unseren ersten Eindruck vom Fujitsu Siemens Amilo mini haben wir bereits vor zwei Wochen beschrieben. Insbesondere im Verbund mit weiterer Fujitsu Siemens Hardware wirkt der Kleine wie ein zu heiß gewaschenes "ausgewachsenes" Notebook.

Während andere Hersteller mit besonders peppigen Designs bei Jugendlichen und Lifestyle-Orientierten punkten wollen, entschieden sich die Augsburger Entwickler von Fujitsu Siemens für eine konservativ-schnörkellose ("Core & Shell" genannte) Linienführung.

Damit werden Geschäftsleute angesprochen, die den ExpressCard Slot, Bluetooth sowie die beiden USB-Ports zum Anschluss von Peripherie zu schätzen wissen werden.

Nur beim Touchpad mussten die Konstrukteure durch die kompakten Maße bedingten Einschränkungen Tribut zollen, verbauten die Tasten seitlich statt unter dem berührungsempfindlichen Feld. Dieses auch bei Aspire One und HP 2133 verwendete Layout ist etwas gewöhnungsbedürftig, nach einigen Arbeitsstunden geht die Bedienung aber komfortabel von der Hand.

Sehr gut gefallen hat uns die zu Tasten und Gehäuse bündig abschließende Positionierung des Pads. In der Regel etwas vertieft eingebaut, liegt das Touchpad beim Amilo mini auf einer Ebene mit der Oberfläche. Subjektiv kam das dem Zusammenspiel von Tastfeld und Maustasten zugute, die Steuerung ist insgesamt flüssiger.

Beim Gehäuse folgten die Konstrukteure nicht dem Schlankheitswahn in der Branche. Das Fujitsu Siemens Amilo mini wirkt mit seinen bis zu 35mm Tiefe (am Akku; 29mm an der Front) überaus wohl genährt.

Auf der anderen Seite ist das Netbook über zwei Zentimeter kürzer als die meisten Rivalen in der 8.9"-Klasse, etwa das HP 2133 Mini-Note oder das Acer Aspire One - ein klares Plus für den Transport in kleinen Taschen.

Kehrseite: Aus Platzgründen hat es nur für die von der Eee PC Familie (701, 900, 900A, 901) bekannte Zwergentastatur gereicht. Was für Surf-Sessions nebst kurzen E-Mails sowie für die Bearbeitung von Dokumenten ausreicht, macht die Verfassung längerer Texte zur Geduldprobe.

Auch geübte 10-Finger-Tipper werden sich auf das Fujitsu Siemens Amilo mini einstellen, ihre Technik entsprechend anpassen müssen.

Mit exakt 1kg inklusive beiliegendem Akku geht das Amilo mini als Leichtgewicht durch. Die HDD-Netbooks von Acer bringen ebenso wie HP 2133 und Eee PC 901 (mehrere) Hundert Gramm mehr auf die Waage.

Die Verarbeitung hinterließ zumindest bei unserem Vorseriengerät einen gemischten Eindruck. Während die Verwindungssteifheit des Gehäuses sowie die stabilen Scharniere überzeugten konnten, bog sich die Tastatur im Test deutlich durch.

Die c't empfiehlt für das gleiche Problem beim Eee PC 1000H den Einschub von einlagigem Küchenpapier, alternativ ist eine lockere Schraube im Gehäuseinneren festzuschrauben. Bleibt zu hoffen, dass Fujitsu Siemens hier bei der Endproduktion sorgfältiger vorgeht.

Vermisst haben wir außerdem gummierte Abdeckungen vor den seitlichen Anschlüssen und Steckplätzen, wie sie eigentlich Industriestandard sind. Unschöne Funktiosstörungen durch Verschmutzungen könnten die Folge sein - auch hier sollte der Hersteller noch einmal nachbessern.

Display, Sound, Akku

Das helle 8,9" Display macht dank matter Oberfläche auch an der frischen Luft Spaß. Wie bei allen Notebooks sollte man die Sonne nicht unmittelbar hinter oder über sich haben, für schattige Plätze reicht die Strahlkraft aber völlig aus.

Besonders gut gefallen haben uns die Stereo-Speaker, die Fujitsu Siemens - einzigartig im Netbook-Segment - wie bei allen neuen Amilo Notebooks über der Tastatur platziert hat. Aus den Lautsprechern kommt ein klarer und voluminöser Klang, der auch bei maximaler Lautstärke nicht verzerrt.

Der vierzellige Akku gibt dem Amilo mini im Idle-Mode Luft für über vier Stunden. Bei Normalbetrieb (Internet via WLAN, mittlere Helligkeit) wurde nach knapp zweieinhalb Stunden der Bildschirm schwarz.

Damit liegt das Netbook in der Laufzeit etwa auf einem Level mit HP 2133 Mini-Note und Acer Aspire One, aber hinter dem Dell Inspiron mini 9 oder (vor allem) dem Eee PC 901. Einen optionalen stärkeren Akku stellt Fujitsu Siemens für Dezember in Aussicht.

Ausstattung, Performance

Die Ausstattung des Fujitsu Siemens Amilo mini ist weitgehend Netbook-typisch, wobei sich der Neun-Zoller einige Ausreißer nach oben wie unten erlaubt. So ist die Konnektivität mit zwei USB-Ports, Bluetooth und ExpressCard-Slot ungewöhnlich gut, die 60 Gbyte HDD aber vergleichweise klein.

Vermisst haben wir einen Anschluss für Kensington-Schlösser - im Business-Segment eigentlich Pflicht.

Beim Benchmarking (durchgeführt mit Crystalmark R3) erweist sich der Fujitsu Siemens Amilo mini als typisches Intel Atom Netbook: ALU und FPU von Intels im Juni 2008 veröffentlichten Atom N270 CPU sind leistungsstark, lassen in der Performance den ebenfalls mit 1,6 GHz getakteten VIA C7-M Prozessor des HP 2133 Mini-Note deutlich hinter sich.

Nicht überzeugen konnte die 3600rpm Toshiba-Festplatte mit nur 29/17 Mbyte/Sek. (Lesen/Schreiben). Auch für ein 1,8" Modell ist das ein ausgesprochen schlechter Wert. Auf die Usability wirkt sich das zum Glück nur bedingt aus - Windows XP startet in akzeptablen 35 Sekunden.

Die kompletten Benchmarks des Fujitsu Siemens Amilo mini haben wir hier online gestellt. [ Eee PC 1000H, MSI Wind U100, HP 2133 Mini-Note ]

Lieferumfang

Video nicht mehr verfügbar

In Zeiten von Platz und Nerven raubenden Recovery-Partitionen auf Festplatten war es eine wahre Wohltat, einen originalen Windows XP Datenträger aus dem Netbook-Karton fischen zu können. Auch im Worst Case lässt sich das Gerät so jederzeit in den Ursprungszustand zurück versetzen.

Ab Werk vorinstalliert ist neben dem Betriebssystem lediglich der Acrobat Reader, Antivirus-Testsoftware und ein Webcam-Programm [Link entfernt] .

Neben dem Netzteil lag unserem Testgerät eine geräumige und hochwertig wirkende Schutzhülle mit Doppel-Reißverschluss bei. Das Täschchen schützt den Amilo mini vor Verschmutzung, mangels ausreichender Polsterung aber eher nicht bei Stürzen.

Das Netbook verfügt als besonderes Feature über austauschbare Clip-On Cover - ein Braun-goldenes Exemplar ist zur UVP bereits inklusive. Weiterhin gibt es Zweier-Packs mit jeweils einem transparenten und einem pinken, roten, schwarzen oder blauen Cover. Kostenpunkt: EUR 20.

Fazit

Mit dem Amilo mini möchte FSC vornehmlich Geschäftskunden für sich gewinnen, konkurriert hier in Deutschland mit dem seit einem Monat erhältlichen HP 2133 Mini-Note (EUR 574).

Den direkten Vergleich zum Netbook des Weltmarktführers braucht der fast EUR 200 günstigere, 300 Gramm leichtere und deutlich performantere Amilo mini absolut nicht zu scheuen. Nur wer regelmäßig längere Texte schreibt oder viel Speicherplatz benötigt, sollte zum mit einem großzügigen Keyboard bestückten Platzhirsch greifen.

Kollege Steve (UMPCportal) beurteilte das Netbook bei einem kurzen Test als "solide, aber langweilig." Und tatsächlich geht vom graumäusigen Neun-Zoller wesentlich weniger Faszination aus, als etwa das Turbo-Netbook Everun Note ausstrahlt.

Am Ende des Tages zählt bei der Kaufentscheidung aber die Alltagstauglichkeit. Wer auf der Suche nach einem kleinen und leichten Netbook mit guten Erweiterungsmöglichkeiten ist, kann beim Fujitsu Siemens Amilo mini bedenkenlos zuschlagen.

Nachdem der Rollout vom Linux-Rivalen Lenovo IdeaPad S9 gerade erst auf (mindestens) November verschoben wurde, ist zeitnah nicht mit weiteren Alternativen in der 8,9" Business-Klasse zu rechnen. Über das hier auf den ersten Blick interessante Toshiba-Netbook ist noch zu wenig bekannt, um es in den Kreis der Konkurrenten aufzunehmen.

Das Fujitsu Siemens Amilo mini kommt zur unverbindlichen Preisempfehlung von EUR 399 in den Handel. Zu diesem Preis ist das Netbook bereits im EP-Netshop versandkostenfrei vorbestellbar, geliefert werden soll in neun Tagen.

<Komplettes Datenblatt>

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