Arcor: Auslandsgespräche? Irgendwann kriegen wir dich auch!
Nun sind die Tarife für Festnetzgespräche (auch ohne Telefonflat) und Mobilfunkgespräche relativ günstig. Auch Gespräche innerhalb der EU sind bezahlbar, wenn auch nicht günstig. Doch wehe man telefoniert nach Fernost oder in Entwicklungsländer. Dann schlägt die große Stunde von ARCOR! (Fairerweise muss man bemerken: Arcor ist hier nur die Spitze des Eisberges. Es gibt noch einige andere Vollanschlussanbieter, die hier die DSL-Akquirierungskosten für Ihre Neukunden rausholen möchten.) Jetzt gilt nicht mehr „günstig telefonieren“ sondern: Hoffentlich merkt er nichts und telefoniert möglichst lange.
Wie geht man vor, wenn man ein ungewöhnliches Auslandsgespräch führen will, und man nicht weiß, wie hoch die Kosten dafür sind? (Auf eine Tarifansage wird natürlich gerne verzichtet) Richtig, man geht auf die Seite von Arcor und informiert sich. Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Denn auf der Seite findet man innerhalb von 30 Minuten nichts konkretes dazu. Nach intensivem googlen dann doch eine Preisliste oder auch AGB. Schnell findet man in der Tabelle unter den einzelnen Ländern den richtigen Eintrag. Der Preis ist recht günstig! Also ran ans Telefon und los…
Ein paar Wochen später dann die Rechnung und ein großes Erwachen. Die in der Preisliste angegebenen Preise gelten und für die Option ARCOR International. Kann man die buchen? Ja klar für ganze 3 Länder. Mehr gibt es auf der Welt ja auch nicht. Wem das nicht reicht, der zahlt halt einfach mal so zwischen 1000-1500% mehr. So können ein paar relativ kurze Gespräche schnell in den Ruin führen. Doch wen interessiert das? Arcor jedenfalls nicht. Kulanz? Gibt es nicht! Wer lässt sich auch gerne das Geschäft seines Lebens versauen? Hier mal eine Aufstellung mit einem Beispielziel (Philippinen):
Festnetz/Mobil
1 & 1: 0,89 € / 0,89 €
Alice: 1,30 € / 1,30 €
Arcor: 1,50 € / 1,75 €
freenet: 0,19 € / 0,29 €
o2: 0,99 € / 1,24 €
T-Com(Call&Surf): 0,20 € / 0,37 €
Tele 2: 1,00 € / 1,30 €
Versatel: 1,37 € / 1,63 €
Dieses Beispiel zeigt. Arcor gewinnt hier ganz klar das Rennen. Ein zweifelhafter Ruhm auf Kosten der Verbraucher. Doch es geht ja auch günstiger, wie das Beispiel von freenet oder auch der guten alten Telekom zeigt. Gewiss, selbst diese Preise können nicht mit den günstigen Call by Call Anbietern mithalten. Aber das erwarte ich als Kunde auch nicht unbedingt. Diese Preise hätte ich anstandslos akzeptiert.
Mir stellt sich hier nur die Frage. Wer billigt diesen Wucher? Wie kann eine Gesprächsminute (die im Einkauf für den Anbieter so um die 5-10 Cent pro Minute liegen wird) so teuer gemacht werden? Was sagt die RegTP dazu? Nichts. Allenfalls die EU-Kommission hat sich hier bereits eingeschaltet. Doch bis hier etwas passiert, dauert es bekanntlich noch eine ganze Weile. Meiner Meinung nach, erfüllt diese Preispolitik der Anbieter wie Arcor den Tatbestand des Wuchers §138 BGB.
Defintion: Ein Wucher liegt allgemein dann vor, wenn die Gegenleistung 110% über dem objektiven Marktwert liegt und die andere Seite dies ausgenutzt hat (subjektives Element). Sofern die Gegenleistung 200% übersteigt wird das Ausnutzen vermutet. Bei über 300% gilt es als unwiderleglich vermutet. (Quelle: Wikipedia)
Egal wie man den Marktpreis sieht, er liegt auf alle Fälle im 4-stelligen %-Bereich darüber.
Ich bin leider Opfer dieses Wuchers geworden, und überlege mir stark für zwei Gespräche à 30 Minuten 105 EUR zu bezahlen. Im Jahre 2008 sollte so etwas (gerade im Festnetzbereich) nicht mehr existieren. Ich hoffe auf Unterstützung von Presse und Verbraucherzentralen. Wir müssen diesem Wucher endlich ein Ende machen! Denn: Ich bin sicher nicht der einzige dem das passiert ist.
Zum Schluss: Auf einen ganz netten und höflichen Brief und der damit verbundenen Bitte die Arcor interational-Option rückwirkend zu aktivieren oder in einer anderen weise Kulanz zu zeigen (Zu mal ich jahrelanger Stammkunde bin). Es kam folgende Antwort zurück:
„Nach Prüfung Ihres Anliegens können wir Ihnen mitteilen, dass die Rechnung vom 05.03.2008 korrekt erstellt wurde und wir von der Erteilung einer Gutschrift daher absehen.“
Danke Arcor! Aber das wars dann. Der Vertrag wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt. Hätte ich das früher schon gewusst, wäre ich nie zu Arcor gegangen.