Benutzer andiling schrieb:
Wer glaubt, dass sich die Preise nach den Kosten richten, der irrt... die werden daran bemessen was am Markt durchsetzbar ist.
Volle Zustimmung!
Und dort unterscheiden sich Österreich und Deutschland, denn in Österreich ist Prepaid mit einem Anteil von etwas weniger als einem Drittel aller Mobilfunkanschlüsse nicht so gängig wie in Deutschland (wo mehr als die Hälfte aller Anschlüsse Prepaid sind).
Zunächst stimmen Deine Zahlen nicht ganz: Telefónica weist im Q2/2016 einen Prepaid-Anteil von 45% aus, bei Telekom liegt er bei 41%. Für Vodafone habe ich sie nicht gefunden, sollten aber irgendwo dazwischen liegen.
Österreich (2015) 8,9 Mio Postpaid (68%) - 4,1 Mio. Prepaid (32%). Dies ist seit Jahren gleich. Österreich hat damit zwar einen niedrigeren Prepaid-Anteil, aber beide Länder liegen im EU-Mittelfeld: Italien - prepaid 67%, Spanien - prepaid 22% (2010). Und in allen drei Ländern sind die Preise niedriger.
Mir ist schon klar, dass die Provider Kunden möglichst in höherwertigen Verträgen haben wollen, nur der Marktanteil von Prepaid sagt nicht viel über die Preise aus, außer in extremen Ländern wie USA (19% prepaid) und Russland (98% prepaid).
Es ist ja auch nicht klar, warum ein kleineres Marktsegment automatisch niedrigere Preise in diesem Bereich nach sich ziehen muss. Nischenmärkte können auch gerade deswegen sehr teuer sein.
Hinzu kommt, dass in Österreich eine Marktsättigung viel früher als in Deutschland eingesetzt hat. Bereits vor zehn Jahren hat T-Mobile tele.ring aufgekauft, vor einigen Jahren hat dann noch 3 Orange übernommen. Dadurch ergibt sich ein Markt mit einer überschaubaren Anzahl an Anbietern, entsprechend umkämpft ist er.
In Österreich sind es auch nunmehr 3 Netze. Überschaubar, wie Du sagst. Genauso wie hierzulande. Dagegen gibt es die These, dass in Ländern mit mehr Marktteilnehmern der Markt umkämpfter ist. Diese "Marktkonsolidierung" sollte ja eher die Preise steigern. Auch die These von Drei/Three als Preisbrecher gilt eher für die Vergangenheit, denn in Irland und UK hat das auch nicht zu Preisen auf dem österreichischen Niveau geführt. Three nimmt auch, was es kriegen kann.
Die Auswahl an Prepaid Marken ist in Deutschland zwar schier unendlich, allerdings ist die Anzahl der Anbieter dahinter sehr überschaubar. Viele davon betreibt o2 und deren Marken wollen sich sicherlich nicht gegenseitig Konkurrenz machen. Von den großen anderen ist auch keine Gefahr zu erwarten, sowohl die Telekom wie auch Vodafone legen ihren Schwerpunkt auf Postpaid.
Ja dennoch ist der MVNO-Anteil in Deutschland der höchste in Europa, sogar weltweit. Eigentlich sollte dies nun zu einer Konkurrenzsituation führen, zumindest bei Prepaid, tut es aber scheinbar nicht. Wie du sagst, viele MVNOs sind Töchter von MNOs. Das sind sie aber effektiv auch im Billigland Polen. Nach dem größeren Markteintritt von Drillisch im letzten Jahr, der auch eher der Netzfusion geschuldet ist, hat es in Deutschland praktisch keine Innovation auf Seiten der Betreiber oder Tarife gegeben.
Also ganz klar werden aus Deinen Argumenten die eklatanten Unterschiede in der Preisgestaltung nicht. Es stimmt: Weltweit gesehen hängen die Preise schon mehr von den allgemeinen Lebenshaltungskosten im jeweiligen Land ab, als von den eigentlichen Kosten für den Betreiber. Da könnte Deutschland schon in der Oberklasse mitspielen, dann aber eben auch Österreich. Lokal gibt dann die Konkurrenzsituation den Ausschlag und die ist offenbar in Österreich gegeben und in Deutschland eben nicht oder weniger. Offensichtlich haben wir hier ein "Marktversagen" in einigen Ländern, was nicht nur zu höchst unterschiedlichen Preisen führt, sondern dann im nächsten Jahr auch zu erheblichen Problemen bei der EU-Roamingregelung. Darum wird man von vielen Ländern (wo der Markt funktioniert) die Pakete nicht einfach in die Ländern mitnehmen können (wo er nicht funktioniert). Schon irre!!!