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Der Kommentar liegt daneben.....


18.07.2016 01:24 - Gestartet von wolfbln
5x geändert, zuletzt am 18.07.2016 01:57
Der Kommentar von Kai Petzke liegt leider daneben und zeigt, wie industriehörig sich Teltarif in den letzten Jahren entwickelt hat. Der Chefredakteur von Teltarif zeigt darin für mich eine sehr einseitge Argumentation zugunsten der Netzbetreiber und ein merkwürdiges Demokratieverständnis.

Einzig das 5G-Argument ist korrekt. Wenn man die Kunden auf 5G in ca. 4 Jahren im Premium-Segment heiß machen möchte, dann muss bald 4G/LTE als Standard etabliert sein, sonst floppt 5G.

Aber ist 4G/LTE - wie Kai schreibt 2016 - denn inzwischen in Deutschland Standard?? Schauen wir ins Prepaid-Segment, denn das hinkt immer hinterher. Die Telekom und Vodafone verkaufen dort 4G nur für ihre eigenen Marken. Die Reseller gehen bisher leer aus. Telefónica verkauft LTE auch über ehem. Eplus-Reseller aber nur in 3G-Geschwindigkeit, die oft auch nur im 3G-Netz und nicht im 4G-Netz erreicht wird.

Also alle 3 Netzbetreiber nutzen 4G bisher dazu, die Reseller (MVNOs) klein zu halten. Da deren Preise meist niedriger sind, wird 4G bisher effektiv in Deutschland mit Aufpreis im Prepaid verkauft. Die Nicht-Verfügbarkeit von LTE bei MVNOs bisher hält diesen traditionell großen Markt in Deutschland begrenzt.

Bei allen unseren Nachbarn in Europa sieht es dagegen anders aus: Fast alle Prepaid-Reseller in Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Dänemark haben inzwischen 4G/LTE als Standard - die Netzbetreiber längst sowieso. Nicht nur von einem Anbieter, sondern von allen Netzanbietern der jeweiligen Länder. Wenn selbst Lyca und Lebara in einigen Nachbarstaaten inzwischen LTE als Standard verkaufen, kann man schon sagen, dass LTE "unten in der Masse" angekommen ist.

Nicht so aber 2016 in Deutschland (und außerdem noch Spanien). Zufällig den beiden Ländern in Europa mit dem höchsten MVNO-Marktanteil. Sicher wird dies auch irgendwann mal fallen. Aber bisher ist es nicht in Sicht. 4G/LTE kostet immer noch einen Aufpreis bei schon überdurchschnittlich hohen Prepaid-Datenpreisen im internatl. Vergleich. Dazu kommt, dass 3G in Deutschland nie flächendeckend ausgebaut sein wird. Das wird zukünftig vielleicht bei 4G der Fall sein und damit endlich das Stadt-Land-Gefälle ausgleichen. Doch bis dahin zahlen Datennutzer auf dem Land eben effektiv mehr pro GB als derselbe Nutzer in der Stadt. Damit sollte endlich Schluss sein. Wie soll man denn in 4 Jahren die Leute zu 5G begeistern?

Der Mobilfunkverkäufer möchte ich nicht sein, der dann wieder 500€ teure Smartphones oder 1000€ teure Verträge verkauft für das neue 5G in Berlin mit 10 Gbit/s, während in der U-Bahn weiter bei Telekom und Vodafone nur EDGE mit einigen kbit/s selbst WhatsApp-Nachrichten nicht durchkommen. So einen Absturz erlebt man sonst nur in sehr segregierten Staaten wie Brasilien. Statt einem Ausflug in die U-Bahn kann der Berliner auch einfach mal 50 km rausfahren und erlebt das gleiche.

Zum einem "Standard" in der Demokratie gehört halt auch, dass 4G für alle verfügbar ist bzw. sein wird und das ist es bisher effektiv nicht, unabhängig vom Tarif oder Zahlungsweise. Da hilft es dann auch nur wenig, dass 4G-Geräte inzwischen so viel kosten, wie 3G-Geräte vor 2 Jahren.
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[1] trollator antwortet auf wolfbln
18.07.2016 07:51

einmal geändert am 18.07.2016 07:53
Benutzer wolfbln schrieb:
Der Kommentar von Kai Petzke liegt leider daneben und zeigt, wie industriehörig sich Teltarif in den letzten Jahren entwickelt hat. Der Chefredakteur von Teltarif zeigt darin für mich eine sehr einseitge Argumentation zugunsten der Netzbetreiber und ein merkwürdiges Demokratieverständnis.



Zum einem "Standard" in der Demokratie gehört halt auch, dass 4G für alle verfügbar ist bzw. sein wird und das ist es bisher effektiv nicht, unabhängig vom Tarif oder Zahlungsweise. Da hilft es dann auch nur wenig, dass 4G-Geräte inzwischen so viel kosten, wie 3G-Geräte vor 2 Jahren.
So ist es siehe congstar. Mit diesem Artikel hat sich der kai leider vergaloppiert.
Und die unsägliche ISDN Geschwindigkeit, ganz zu schweigen wenn die drossel zuschlägt ... faktor 1000 langsamer.
DAS, kai, ist nunmal Status quo 2016 hier in Deutschland
Wenigstens achtest du darauf, dass teltarif auch mit isdn weiterhin besurfbar bleibt. Danke hierfür
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[2] senderversteller antwortet auf wolfbln
18.07.2016 08:14
Benutzer wolfbln schrieb:
Zum einem "Standard" in der Demokratie gehört halt auch, dass 4G für alle verfügbar ist bzw. sein wird und das ist es bisher effektiv nicht, unabhängig vom Tarif oder Zahlungsweise. Da hilft es dann auch nur wenig, dass 4G-Geräte inzwischen so viel kosten, wie 3G-Geräte vor 2 Jahren.

Irgendwie kann ich nicht verstehen, wo dieses Anspruchsdenken immer herkommt? Sind wir hier bei Wünsch dir was? Immerhin ist LTE kein Grundrecht, auf das jeder Bundesbürger ansruch hat - die Devise lautet nach wie vor "you get what you pay for". Also: Wer LTE braucht, bezahlt es halt - wer es nicht braucht muss es nicht bezahlen. Was hat das mit Demokratie zutun? Das ganze nennt sich Marktwirtschaft.
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[2.1] wolfbln antwortet auf senderversteller
18.07.2016 08:40

einmal geändert am 18.07.2016 08:45
Benutzer senderversteller schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:
Zum einem "Standard" in der Demokratie gehört halt auch, dass 4G für alle verfügbar ist bzw. sein wird und das ist es bisher effektiv nicht, unabhängig vom Tarif oder Zahlungsweise. Da hilft es dann auch nur wenig, dass 4G-Geräte inzwischen so viel kosten, wie 3G-Geräte vor 2 Jahren.

Irgendwie kann ich nicht verstehen, wo dieses Anspruchsdenken immer herkommt? Sind wir hier bei Wünsch dir was? Immerhin ist LTE kein Grundrecht, auf das jeder Bundesbürger ansruch hat - die Devise lautet nach wie vor "you get what you pay for". Also: Wer LTE braucht, bezahlt es halt - wer es nicht braucht muss es nicht bezahlen. Was hat das mit Demokratie zutun? Das ganze nennt sich Marktwirtschaft.

Das ist kein Anspruchsdenken. Im Grundgesetz steht in §72 etwas von der "Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse". Dazu gehört im elektronischen Zeitalter auch annäherd gleicher Internetzugang. In diesem Sinn ist das schon ein Grundrecht aus der Verfassung.

Ich kann durchaus akzeptieren, dass für LTE Aufpreise gezahlt werden. Genauso musst Du aber akzeptieren, dass dies dann kein "Standard" im Sinne des Artikels ist. Weil für "Standardprodukte" einen Zuschlag zu zahlen einfach Unsinn ist. Dadurch wird ja das "Standardprodukt" zum "Premiumprodukt". Gegenwärtig wird für LTE in Deutschland ein Aufpreis gezahlt bei Prepaid, bei unseren Nachbarn nicht (mehr), wenn selbst Lebara und Lyca das jetzt dort als Standard verkaufen. Das führt uns nur hierzulande vor das Problem, wenn 5G vor der Tür steht, 4G immer noch nicht etabliert ist. Es würde ja auch keiner mehr Aufpreise für 3G zahlen.

Die Schwierigkeit liegt ja gerade darin, dass die Marktwirtschaft nicht funktioniert. Ich kann eben nicht das Produkt, sei es Standard oder Premium wählen, weil es u.U eben gar nicht bei mir verfügbar ist. Und das ist nicht Marktwirtschaft, sondern eher DDR oder Mangelwirtschaft.
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[2.1.1] senderversteller antwortet auf wolfbln
18.07.2016 08:53
Das Grundrecht bezieht sich aber nicht konkret auf die aktuellste und bestverfügbare Technologie, die es zum Zeitpunkt gibt. Warum soll 3G Verfügbarkeit für alle Bürger nicht ausreichend sein?

Aber der einzige, der hier vom Standard spricht ist der Autor von diesem Artikel - da hast du schon recht, dass dieser wohl voll daneben liegt mit seiner Einschätzung. In DE ist LTE eben nicht standard, das heißt aber nicht, dass es in jedem Tarif unter 10 EUR automatisch enthalten sein muss.

Die Marktwirtschaft wird von Angebot und Nachfrage bestimmt. Dass die Betreiber LTE künstlich knapp halten liegt eben daran, dass sie ihre Angebote möglichst mit hohen Margen verkaufen wollen - was ich zum Teil auch gut verstehen kann, immerhin nehmen die auch die Investitionen in Intrastruktur auf sich.
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[2.1.1.1] trollator antwortet auf senderversteller
18.07.2016 09:55
Benutzer senderversteller

Aber der einzige, der hier vom Standard spricht ist der Autor von diesem Artikel - da hast du schon recht, dass dieser wohl voll daneben liegt mit seiner Einschätzung. In DE ist LTE eben nicht standard, das heißt aber nicht, dass es in jedem Tarif unter 10 EUR automatisch enthalten sein muss.
Ganz genau.
Trotzdem gibt es kleine dörfer, welche teilweise noch nicht einmal mit 2G erschlossen sind... wäre an solchen Standorten, wo lte verfügbar wäre, die Telekom bereit ihre finanzschwächsten kunden (welche sie seit ca 10 Jahren versucht in ihre billigmarke auszulagen) dort punktuell den Zugang zu ermöglichen, wäre das ein Kompromiss, den man eingehen könnte.
Lte wäre deswegen ebenfalls nicht standard. Es ist und bleibt für 2016 beim ehemaligen staatsmonopolisten eine aufpreispflichtige Zusatz Option.

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[3] hotte70 antwortet auf wolfbln
18.07.2016 12:25
Benutzer wolfbln schrieb:



Also alle 3 Netzbetreiber nutzen 4G bisher dazu, die Reseller (MVNOs) klein zu halten. Da deren Preise meist niedriger sind, wird 4G bisher effektiv in Deutschland mit Aufpreis im Prepaid verkauft. Die Nicht-Verfügbarkeit von LTE bei MVNOs bisher hält diesen traditionell großen Markt in Deutschland begrenzt.


Naja, ist so nicht ganz korrekt. T-Mobile und Vodafone ja, aber Telefonica geht hier mit der Drillisch Gruppe bzw. deren Ablegern einen eigenen Weg und erlaubt auch LTE zu Dumping-Preisen, das sollte man schon fairerweise erwähnen.